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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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nur 30 Fuß 4V-" gegenüber einer Länge von 200 Fuß und einem Tiefgang
von 12 Fuß 10". Als Takelage empfiehlt sich eine Barktakelage, die weniger
Bemannung in Anspruch nimmt als eine Vollschifftakelage, selbst wenn sie nicht
so ärmlich ist wie bei den österreichischen Kanonenbooten oder den Panzerschiffen,
sondern stolz und hoch wie bei den russischen sogenannten Schraubenkiippern.
Diese "Schraubensloops" oder "Schraubenklipper" kämen dann im Range un¬
mittelbar unter den jetzigen Glattdecks-Corvetten und den neu zu bauenden
Schiffen dieser Art mit 6--10 Pivotgeschützen, deren Construction wir eben
empfahlen.

Auch die jetzt vorhandenen Schraubenkanonenboote erster Classe würden
bessere Dienste als gegenwärtig leisten, wenn man sie erleichterte und da¬
durch seetüchtiger machte. Nähme man diesen Fahrzeugen das mittlere der drei
Geschütze und den Besahnsmast, sodaß sie zu gewöhnlichen Schoonern werden,
wie auch alle französischen Kanonenboote von der Classe des "^sxio", 40 Pferde-
kraft. oder der "V<zeiä6<z", 50 Pferdekraft, 2 Kanonen, als Schooner getakelt sind;
dann würde ein großer Theil der Bemannung überflüssig und der Aufenthalt
in der Kajüte für die Zurückbleibenden gesunder als in dem jetzigen allzuvoll¬
gestopften engen Raum, namentlich wenn die Luken hohen Seegangs wegen
lange geschlossen bleiben müssen; der Wegfall des Maseh. des Geschützes, der
zugehörigen Munition, einer Anzahl Leute und der für diese berechneten Vor¬
räthe giebt dem Schiff mehr Schwimmkraft und bringt sein Deck hoher über
Wasser und mehr außer Bereich der überspülenden Wellen. Vielleicht wäre es
sogar zweckmäßig, nicht blos das platte Wpfündige Bombenkanon (Ur. I) von
diesen Booten wegzunehmen, sondern auch die beiden gezogenen 24pfünder
gegen zwei gezogene I2pfünder umzutauschen, die bedeutend leichter sind, trotz¬
dem aber keine viel geringere Tragweite haben: auch ihre geringere Percussions-
kraft, die Panzerschiffen gegenüber eine bedenkliche Schwäche wäre, schadet hier
nichts, weil Panzerschiffe ihres Tiefgangs halber gar nicht in die flachen Ge¬
wässer dringen, wo diese kleinen Kanonenboote zu operiren hätten. So wäre
denn die jetzige Armirung von zusammen 200 Centnern Gewicht durch eine
Armirung von 2 Geschützen zu 28 Centnern ersetzt, die trotzdem 29pfündige
Vollgeschosse und Granaten auf 4800 Schritt zu schießen im Stande sind, und
dabei nur je^6 Mann Bedienung erfordern. Nach diesen Aenderungen werden
die Geschütze auch bei etwas bewegter See sich besser handhaben lassen, dann wird,
was besonders für diese kleinsten Schraubenfahrzeuge sehr wichtig ist. der Tief¬
gang sich bedeutend vermindern, die Schnelligkeit wachsen und die Fahrzeuge
nicht mehr zu einer Rolle wie im letzten Kriege verurtheilt sein. wo bei dem
gänzlichen Mangel an kriegerischen Erfolgen die Stimmung der Matrosen dieser
Kanonenboote nicht die beste war -- vollends da sich die letzteren im Gefecht
bei Jasmund so sehr zurückhielten und sich im Westen von Rügen ebenso wie


nur 30 Fuß 4V-" gegenüber einer Länge von 200 Fuß und einem Tiefgang
von 12 Fuß 10". Als Takelage empfiehlt sich eine Barktakelage, die weniger
Bemannung in Anspruch nimmt als eine Vollschifftakelage, selbst wenn sie nicht
so ärmlich ist wie bei den österreichischen Kanonenbooten oder den Panzerschiffen,
sondern stolz und hoch wie bei den russischen sogenannten Schraubenkiippern.
Diese „Schraubensloops" oder „Schraubenklipper" kämen dann im Range un¬
mittelbar unter den jetzigen Glattdecks-Corvetten und den neu zu bauenden
Schiffen dieser Art mit 6—10 Pivotgeschützen, deren Construction wir eben
empfahlen.

Auch die jetzt vorhandenen Schraubenkanonenboote erster Classe würden
bessere Dienste als gegenwärtig leisten, wenn man sie erleichterte und da¬
durch seetüchtiger machte. Nähme man diesen Fahrzeugen das mittlere der drei
Geschütze und den Besahnsmast, sodaß sie zu gewöhnlichen Schoonern werden,
wie auch alle französischen Kanonenboote von der Classe des „^sxio", 40 Pferde-
kraft. oder der „V<zeiä6<z", 50 Pferdekraft, 2 Kanonen, als Schooner getakelt sind;
dann würde ein großer Theil der Bemannung überflüssig und der Aufenthalt
in der Kajüte für die Zurückbleibenden gesunder als in dem jetzigen allzuvoll¬
gestopften engen Raum, namentlich wenn die Luken hohen Seegangs wegen
lange geschlossen bleiben müssen; der Wegfall des Maseh. des Geschützes, der
zugehörigen Munition, einer Anzahl Leute und der für diese berechneten Vor¬
räthe giebt dem Schiff mehr Schwimmkraft und bringt sein Deck hoher über
Wasser und mehr außer Bereich der überspülenden Wellen. Vielleicht wäre es
sogar zweckmäßig, nicht blos das platte Wpfündige Bombenkanon (Ur. I) von
diesen Booten wegzunehmen, sondern auch die beiden gezogenen 24pfünder
gegen zwei gezogene I2pfünder umzutauschen, die bedeutend leichter sind, trotz¬
dem aber keine viel geringere Tragweite haben: auch ihre geringere Percussions-
kraft, die Panzerschiffen gegenüber eine bedenkliche Schwäche wäre, schadet hier
nichts, weil Panzerschiffe ihres Tiefgangs halber gar nicht in die flachen Ge¬
wässer dringen, wo diese kleinen Kanonenboote zu operiren hätten. So wäre
denn die jetzige Armirung von zusammen 200 Centnern Gewicht durch eine
Armirung von 2 Geschützen zu 28 Centnern ersetzt, die trotzdem 29pfündige
Vollgeschosse und Granaten auf 4800 Schritt zu schießen im Stande sind, und
dabei nur je^6 Mann Bedienung erfordern. Nach diesen Aenderungen werden
die Geschütze auch bei etwas bewegter See sich besser handhaben lassen, dann wird,
was besonders für diese kleinsten Schraubenfahrzeuge sehr wichtig ist. der Tief¬
gang sich bedeutend vermindern, die Schnelligkeit wachsen und die Fahrzeuge
nicht mehr zu einer Rolle wie im letzten Kriege verurtheilt sein. wo bei dem
gänzlichen Mangel an kriegerischen Erfolgen die Stimmung der Matrosen dieser
Kanonenboote nicht die beste war — vollends da sich die letzteren im Gefecht
bei Jasmund so sehr zurückhielten und sich im Westen von Rügen ebenso wie


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/75>, abgerufen am 27.09.2024.