Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.Musik jedenfalls kurz ausfalle, dafür dürfte jener Schullehrer in einem von Faßt man alles zusammen, was die Kaiserstadt dem Freunde der Tonkunst Hier sind vit Singer, saytenspil, Londoner Corresponoenz. Niemand, der aufmerksam um sich schaut, kann sich darüber täuschen, daß Musik jedenfalls kurz ausfalle, dafür dürfte jener Schullehrer in einem von Faßt man alles zusammen, was die Kaiserstadt dem Freunde der Tonkunst Hier sind vit Singer, saytenspil, Londoner Corresponoenz. Niemand, der aufmerksam um sich schaut, kann sich darüber täuschen, daß <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0480" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192241"/> <p xml:id="ID_1328" prev="#ID_1327"> Musik jedenfalls kurz ausfalle, dafür dürfte jener Schullehrer in einem von<lb/> Wien nicht allzufernen Dorfe garantiren, dem für die Mufikauslagen an den<lb/> Festtagen für das ganze Jahr volle fünf Gulden angewiesen sind! — Die best-<lb/> dotirten Kirchen Wiens, unterstützt von musikbedürftigen Dilettanten, führten<lb/> in der zweiten Hälfte dieses Jahres Messen, Gradualien, Offertorien auf von<lb/> Mozart. Haydn, Beethoven, Cherubini, Schubert, Lindvaintner, Wittasek,<lb/> Hummel, Weigi, Eybler, Worzischeck, Salieri. Winter. Preindl, Mercatante,<lb/> Kemptner, Umlaufs. Seyler u. A. — Von neueren Namen: Preyer, Roller,<lb/> Weiß, Krenn, Gotthardt, Bilzisty, Kummenccker, Wcinwurm. Kloß, Bibl,<lb/> Wolff. Lachner, Mendelssohn, Schumann. Zur Fastenzeit werden übrigens in<lb/> einigen Kirchen auch die alten Italiener berücksichtigt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1329"> Faßt man alles zusammen, was die Kaiserstadt dem Freunde der Tonkunst<lb/> an Theater-Kirchen-Orchester- und Kammermusik bietet, so gilt trotz mancher<lb/> Mängel noch immer der Ausspruch einer alten Wienerchronik aus dem 16.<lb/> Jahrhundert:</p><lb/> <quote> Hier sind vit Singer, saytenspil,<lb/> Allerley gsellschaft, freuten vit;<lb/> Mehr Musicus vnd Instrument<lb/> Finde man gewißlich an kamen End.</quote><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Londoner Corresponoenz.</head><lb/> <p xml:id="ID_1330" next="#ID_1331"> Niemand, der aufmerksam um sich schaut, kann sich darüber täuschen, daß<lb/> wir einen bösen Winter vor uns haben; ich meine augenblicklich nicht hin¬<lb/> sichtlich der hohen Politik und Kriegsgefahr, sondern in materieller Beziehung.<lb/> Die Ernte die im größten Theile Deutschlands und namentlich in Oestreich<lb/> reichlich gewesen, war in Frankreich und England ungenügend. Die Farmer<lb/> machen dabei allerdings vortreffliche Geschäfte, denn sie bekommen durchschnitt¬<lb/> lich 1 Pfd. Stig. mehr für den Quarter Weizen als voriges Jahr, und man<lb/> hört von allen Seiten, daß sie Hypotheken kündigen und Schulden bezahlen'</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0480]
Musik jedenfalls kurz ausfalle, dafür dürfte jener Schullehrer in einem von
Wien nicht allzufernen Dorfe garantiren, dem für die Mufikauslagen an den
Festtagen für das ganze Jahr volle fünf Gulden angewiesen sind! — Die best-
dotirten Kirchen Wiens, unterstützt von musikbedürftigen Dilettanten, führten
in der zweiten Hälfte dieses Jahres Messen, Gradualien, Offertorien auf von
Mozart. Haydn, Beethoven, Cherubini, Schubert, Lindvaintner, Wittasek,
Hummel, Weigi, Eybler, Worzischeck, Salieri. Winter. Preindl, Mercatante,
Kemptner, Umlaufs. Seyler u. A. — Von neueren Namen: Preyer, Roller,
Weiß, Krenn, Gotthardt, Bilzisty, Kummenccker, Wcinwurm. Kloß, Bibl,
Wolff. Lachner, Mendelssohn, Schumann. Zur Fastenzeit werden übrigens in
einigen Kirchen auch die alten Italiener berücksichtigt.
Faßt man alles zusammen, was die Kaiserstadt dem Freunde der Tonkunst
an Theater-Kirchen-Orchester- und Kammermusik bietet, so gilt trotz mancher
Mängel noch immer der Ausspruch einer alten Wienerchronik aus dem 16.
Jahrhundert:
Hier sind vit Singer, saytenspil,
Allerley gsellschaft, freuten vit;
Mehr Musicus vnd Instrument
Finde man gewißlich an kamen End.
Londoner Corresponoenz.
Niemand, der aufmerksam um sich schaut, kann sich darüber täuschen, daß
wir einen bösen Winter vor uns haben; ich meine augenblicklich nicht hin¬
sichtlich der hohen Politik und Kriegsgefahr, sondern in materieller Beziehung.
Die Ernte die im größten Theile Deutschlands und namentlich in Oestreich
reichlich gewesen, war in Frankreich und England ungenügend. Die Farmer
machen dabei allerdings vortreffliche Geschäfte, denn sie bekommen durchschnitt¬
lich 1 Pfd. Stig. mehr für den Quarter Weizen als voriges Jahr, und man
hört von allen Seiten, daß sie Hypotheken kündigen und Schulden bezahlen'
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