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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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Decksbreite gleich ist, sodaß zwei Seiten desselben (die mit Buchstaben ihrer
Reihenfolge nach bezeichnet g, und 6 heißen würden) mit den Reilings (der
Brüstung) völlig zusammenfallen. Bon dieser achteckigen Basis auf dem Deck
steigt nun der Thurm etwa 8 Fuß hoch empor und verjüngt sich nach oben
derart, daß die Panzerung schräg nach innen geneigt liegt, und dadurch etwas
größere Stärke erlangt, als ein senkrechter Panzer von gleicher Dicke. In den
Seiten d und Ir an der einen Flanke und den Seiten ä und L an der andern
ist je eine Pforte eingeschnitten, sodaß die beiden mit Rotationsvorrich¬
tungen versehenen schweren Geschütze im Innern schräg nach vorn und schräg
nach hinten zu feuern im Stande sind. Zu diesem Zweck sind auch die Rei¬
lings dicht vor und dicht hinter diesem Thurm zum Niederklappen eingerichtet.
Die Geschütze, gezogene 36Pfünder (nommat), die aus Lafetten von gewöhn¬
licher Höhe ruhen und auf dem Deck selbst placirt, nicht etwa in dasselbe ver¬
senkt sind, schießen 85pfündige Hohlgeschosse mit 8 Pfund Pulverladung und
sind also sehr gefährliche Gegner. Die Panzerdicke in diesem Thurme beträgt,
wie sich an den vier Stückpforten messen läßt, ungefähr 8 (theilweise sogar 16)
Zoll, wovon etwa 4 Zoll durch eine massive Eisenplatte gebildet werden.

Unmittelbar hinter dem zweiten Geschützthurm erhebt sich dann der ziem¬
lich starke Großmast, dessen Warten aber, wie die des andern, des Fockmasts.
nach Rüster außen am Bord hinabgehn und dort ziemlich nahe der Wasserlinie
befestigt sind. Früher, als das Schiff noch Schoonerbrigg war, (d. h. also wie
eine BriM zwei Masten mit Raaen, aber an jedem Mast nicht 4, sondern 2
Raaen führte), stand dieser Großmast mitten im Thurme selber, wo er aber na¬
türlich den Gebrauch der Geschütze erschweren mußte. Seit das Schiff jedoch
als vollständiger Schooner getakelt ist, also nur am vordem Mast Raaen und
ein Mars*) führt, am hintern Mast aber nur ein Gaffelsegel und eine einfache
Sahling trägt, hat man es für zweckmäßiger erachtet, den letzteren Mast etwas
weiter hinter zu rücken.

Den Hinterabschnitt des Oberdecks, das auch hier kreisrund endigt, nimmt
eine ganz kurze Schanze (^uarteräoel:) ein, also ein Verschlag, der die Erhö¬
hung der Wand des Hinterschiffs bildet, und dessen vordere Wand querschiffs,
aber mit abgestumpften Ecken gegen das Oberdeck abschließt, während sie unter
sich das Steuerrad birgt und oben ringsum ein durchbrochenes Eisengeländer
trägt. Uebrigens wird diese Schanze, die kaum 3 Schritt Länge hat, trotzdem
bei hohem Seegang das Hereinbrechen von Wellen ebenso wirksam schwächen,
wie die gleich kurze Schanze, welche man den englischen Kuppelschiffen "Scor-
pion" und "Wyvern" neuerdings zu geben gezwungen gewesen ist.



') Die horizontale um die Spitze des Untcrmasts liegende Platte, die gewöhnlich fälsch-
ich Mastkorb genannt wird; Mast körbe gibt es seit dem Ende des Mittelalters nicht mehr-

Decksbreite gleich ist, sodaß zwei Seiten desselben (die mit Buchstaben ihrer
Reihenfolge nach bezeichnet g, und 6 heißen würden) mit den Reilings (der
Brüstung) völlig zusammenfallen. Bon dieser achteckigen Basis auf dem Deck
steigt nun der Thurm etwa 8 Fuß hoch empor und verjüngt sich nach oben
derart, daß die Panzerung schräg nach innen geneigt liegt, und dadurch etwas
größere Stärke erlangt, als ein senkrechter Panzer von gleicher Dicke. In den
Seiten d und Ir an der einen Flanke und den Seiten ä und L an der andern
ist je eine Pforte eingeschnitten, sodaß die beiden mit Rotationsvorrich¬
tungen versehenen schweren Geschütze im Innern schräg nach vorn und schräg
nach hinten zu feuern im Stande sind. Zu diesem Zweck sind auch die Rei¬
lings dicht vor und dicht hinter diesem Thurm zum Niederklappen eingerichtet.
Die Geschütze, gezogene 36Pfünder (nommat), die aus Lafetten von gewöhn¬
licher Höhe ruhen und auf dem Deck selbst placirt, nicht etwa in dasselbe ver¬
senkt sind, schießen 85pfündige Hohlgeschosse mit 8 Pfund Pulverladung und
sind also sehr gefährliche Gegner. Die Panzerdicke in diesem Thurme beträgt,
wie sich an den vier Stückpforten messen läßt, ungefähr 8 (theilweise sogar 16)
Zoll, wovon etwa 4 Zoll durch eine massive Eisenplatte gebildet werden.

Unmittelbar hinter dem zweiten Geschützthurm erhebt sich dann der ziem¬
lich starke Großmast, dessen Warten aber, wie die des andern, des Fockmasts.
nach Rüster außen am Bord hinabgehn und dort ziemlich nahe der Wasserlinie
befestigt sind. Früher, als das Schiff noch Schoonerbrigg war, (d. h. also wie
eine BriM zwei Masten mit Raaen, aber an jedem Mast nicht 4, sondern 2
Raaen führte), stand dieser Großmast mitten im Thurme selber, wo er aber na¬
türlich den Gebrauch der Geschütze erschweren mußte. Seit das Schiff jedoch
als vollständiger Schooner getakelt ist, also nur am vordem Mast Raaen und
ein Mars*) führt, am hintern Mast aber nur ein Gaffelsegel und eine einfache
Sahling trägt, hat man es für zweckmäßiger erachtet, den letzteren Mast etwas
weiter hinter zu rücken.

Den Hinterabschnitt des Oberdecks, das auch hier kreisrund endigt, nimmt
eine ganz kurze Schanze (^uarteräoel:) ein, also ein Verschlag, der die Erhö¬
hung der Wand des Hinterschiffs bildet, und dessen vordere Wand querschiffs,
aber mit abgestumpften Ecken gegen das Oberdeck abschließt, während sie unter
sich das Steuerrad birgt und oben ringsum ein durchbrochenes Eisengeländer
trägt. Uebrigens wird diese Schanze, die kaum 3 Schritt Länge hat, trotzdem
bei hohem Seegang das Hereinbrechen von Wellen ebenso wirksam schwächen,
wie die gleich kurze Schanze, welche man den englischen Kuppelschiffen „Scor-
pion" und „Wyvern" neuerdings zu geben gezwungen gewesen ist.



') Die horizontale um die Spitze des Untcrmasts liegende Platte, die gewöhnlich fälsch-
ich Mastkorb genannt wird; Mast körbe gibt es seit dem Ende des Mittelalters nicht mehr-
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/388>, abgerufen am 20.10.2024.