Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
"Klein ist, nur zu wollen.
Was man eben kann;
Was er will, zu können,
Macht den großen Mann."

Wir wenden uns zur Kunstgeschichte. Riegel gab in dem ersten Heft seiner
"deutschen Kunststudien" eine Reihe kunstgeschichtlicher Aufsähe, welche, seit mehre¬
ren Jahren veröffentlicht, jetzt nochmals eine Ueberarbeitung erfuhren. H. v.
Blomberg hat "Studien zur Kunstgeschichte und Aesthetik begonnen, deren erstes
Heft den interessanten Stoff behandelt: "Der Teufel und seine Gesellen in der
bildenden Kunst." Endlich müssen wir auch an dieser Stelle der "Bilder aus
der neueren Kunstgeschichte" gedenken, mit denen Anton Springer nicht blos
Forschern und Kunstfreunden, fordernder gebildeten Nation überhaupt ein köst¬
liches Kleinod gewidmet hat.

Das zur Literaturgeschichte Gehörige ist rasch durchflogen. Die beiden zu
nennenden Schriften knüpfen an die Goethe-Schillerperiode an. Einen werth-
vollen Beitrag zur Goetheliteratur liefert H. Wentzels verdienstliches Schriftchen
über "Goeihe in Schlesien 1790". Damals stand dort der fürstliche Freund bei
seiner Brigade, des mit Oestreich drohenden Kampfes gewärtig, und gern nahm
Goethe, der eben aus Venedig zurückkehrte und daheim unter manchem Un¬
erquicklichen litt, den Vorschlag an, ins Feldlager zu Besuch zu kommen. Das
zweite Buch ist N. Springers "Weimars classische Stätten. Ein Beitrag zum
Studium Goethes und unserer klassischen Literaturperiode", ein hübsches Buch,
das in anmuthender Form viel Interessantes bringt.

Hier mag auch gleich einer Schrift gedacht sein, die jetzt in vierter Auf¬
lage hervortritt: Büchmanns "Geflügelte Worte". Ihre treffliche Wirkung beweist
der rasche Absatz und die stete Theilnahme der Gebildeten, die mit Einsendun¬
gen von Beiträgen nicht geizten. Manches schon vorhandene Geflügelte Wort
schwirrt seit Jahren durch die Luft und harrt des glücklichen Jägers für folgende
Auflagen; manches entsteht neu, um bald wieder zu verschwinden.

Ehe wir zur Belletristik übergehen, seien noch kurz vier Schriften erwähnt
aus dem Gebiete der Geographie und Völkerkunde. Th. von Heuglin brachte ein
umfangreiches illustrirtes Werk über seine "Reise nach Abessinien, den Gala-
Ländern, Ost-Sudan und Chartum in den Jahren 1861 und 1862". Dann
nennen wir "Die Völker an der unteren Donau und die orientalische Frage"
von G. Rasch. Reiseskizzen, die eine Schilderung des gegenwärtigen cultur¬
historischen Lebens und der gegenwärtigen politischen Stellung der Ungarn,
Serben, Rumänen, türkischen Südslaven. siebenbürgischen Sachsen und der Be¬
wohner des Banats bezwecken. Daran reihen sich noch H. Höltys Bilder aus
den Alpen, Oberitalien und Neapel unter dem Titel "Alpenzauber und italische
Gebilde" und H. Ross "Neue Studien aus den Alpen". Warum aber er-


„Klein ist, nur zu wollen.
Was man eben kann;
Was er will, zu können,
Macht den großen Mann."

Wir wenden uns zur Kunstgeschichte. Riegel gab in dem ersten Heft seiner
„deutschen Kunststudien" eine Reihe kunstgeschichtlicher Aufsähe, welche, seit mehre¬
ren Jahren veröffentlicht, jetzt nochmals eine Ueberarbeitung erfuhren. H. v.
Blomberg hat „Studien zur Kunstgeschichte und Aesthetik begonnen, deren erstes
Heft den interessanten Stoff behandelt: „Der Teufel und seine Gesellen in der
bildenden Kunst." Endlich müssen wir auch an dieser Stelle der „Bilder aus
der neueren Kunstgeschichte" gedenken, mit denen Anton Springer nicht blos
Forschern und Kunstfreunden, fordernder gebildeten Nation überhaupt ein köst¬
liches Kleinod gewidmet hat.

Das zur Literaturgeschichte Gehörige ist rasch durchflogen. Die beiden zu
nennenden Schriften knüpfen an die Goethe-Schillerperiode an. Einen werth-
vollen Beitrag zur Goetheliteratur liefert H. Wentzels verdienstliches Schriftchen
über „Goeihe in Schlesien 1790". Damals stand dort der fürstliche Freund bei
seiner Brigade, des mit Oestreich drohenden Kampfes gewärtig, und gern nahm
Goethe, der eben aus Venedig zurückkehrte und daheim unter manchem Un¬
erquicklichen litt, den Vorschlag an, ins Feldlager zu Besuch zu kommen. Das
zweite Buch ist N. Springers „Weimars classische Stätten. Ein Beitrag zum
Studium Goethes und unserer klassischen Literaturperiode", ein hübsches Buch,
das in anmuthender Form viel Interessantes bringt.

Hier mag auch gleich einer Schrift gedacht sein, die jetzt in vierter Auf¬
lage hervortritt: Büchmanns „Geflügelte Worte". Ihre treffliche Wirkung beweist
der rasche Absatz und die stete Theilnahme der Gebildeten, die mit Einsendun¬
gen von Beiträgen nicht geizten. Manches schon vorhandene Geflügelte Wort
schwirrt seit Jahren durch die Luft und harrt des glücklichen Jägers für folgende
Auflagen; manches entsteht neu, um bald wieder zu verschwinden.

Ehe wir zur Belletristik übergehen, seien noch kurz vier Schriften erwähnt
aus dem Gebiete der Geographie und Völkerkunde. Th. von Heuglin brachte ein
umfangreiches illustrirtes Werk über seine „Reise nach Abessinien, den Gala-
Ländern, Ost-Sudan und Chartum in den Jahren 1861 und 1862". Dann
nennen wir „Die Völker an der unteren Donau und die orientalische Frage"
von G. Rasch. Reiseskizzen, die eine Schilderung des gegenwärtigen cultur¬
historischen Lebens und der gegenwärtigen politischen Stellung der Ungarn,
Serben, Rumänen, türkischen Südslaven. siebenbürgischen Sachsen und der Be¬
wohner des Banats bezwecken. Daran reihen sich noch H. Höltys Bilder aus
den Alpen, Oberitalien und Neapel unter dem Titel „Alpenzauber und italische
Gebilde" und H. Ross „Neue Studien aus den Alpen". Warum aber er-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0352" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192113"/>
          <quote> &#x201E;Klein ist, nur zu wollen.<lb/>
Was man eben kann;<lb/>
Was er will, zu können,<lb/>
Macht den großen Mann."</quote><lb/>
          <p xml:id="ID_952"> Wir wenden uns zur Kunstgeschichte. Riegel gab in dem ersten Heft seiner<lb/>
&#x201E;deutschen Kunststudien" eine Reihe kunstgeschichtlicher Aufsähe, welche, seit mehre¬<lb/>
ren Jahren veröffentlicht, jetzt nochmals eine Ueberarbeitung erfuhren. H. v.<lb/>
Blomberg hat &#x201E;Studien zur Kunstgeschichte und Aesthetik begonnen, deren erstes<lb/>
Heft den interessanten Stoff behandelt: &#x201E;Der Teufel und seine Gesellen in der<lb/>
bildenden Kunst." Endlich müssen wir auch an dieser Stelle der &#x201E;Bilder aus<lb/>
der neueren Kunstgeschichte" gedenken, mit denen Anton Springer nicht blos<lb/>
Forschern und Kunstfreunden, fordernder gebildeten Nation überhaupt ein köst¬<lb/>
liches Kleinod gewidmet hat.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_953"> Das zur Literaturgeschichte Gehörige ist rasch durchflogen. Die beiden zu<lb/>
nennenden Schriften knüpfen an die Goethe-Schillerperiode an. Einen werth-<lb/>
vollen Beitrag zur Goetheliteratur liefert H. Wentzels verdienstliches Schriftchen<lb/>
über &#x201E;Goeihe in Schlesien 1790". Damals stand dort der fürstliche Freund bei<lb/>
seiner Brigade, des mit Oestreich drohenden Kampfes gewärtig, und gern nahm<lb/>
Goethe, der eben aus Venedig zurückkehrte und daheim unter manchem Un¬<lb/>
erquicklichen litt, den Vorschlag an, ins Feldlager zu Besuch zu kommen. Das<lb/>
zweite Buch ist N. Springers &#x201E;Weimars classische Stätten. Ein Beitrag zum<lb/>
Studium Goethes und unserer klassischen Literaturperiode", ein hübsches Buch,<lb/>
das in anmuthender Form viel Interessantes bringt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_954"> Hier mag auch gleich einer Schrift gedacht sein, die jetzt in vierter Auf¬<lb/>
lage hervortritt: Büchmanns &#x201E;Geflügelte Worte". Ihre treffliche Wirkung beweist<lb/>
der rasche Absatz und die stete Theilnahme der Gebildeten, die mit Einsendun¬<lb/>
gen von Beiträgen nicht geizten. Manches schon vorhandene Geflügelte Wort<lb/>
schwirrt seit Jahren durch die Luft und harrt des glücklichen Jägers für folgende<lb/>
Auflagen; manches entsteht neu, um bald wieder zu verschwinden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_955" next="#ID_956"> Ehe wir zur Belletristik übergehen, seien noch kurz vier Schriften erwähnt<lb/>
aus dem Gebiete der Geographie und Völkerkunde. Th. von Heuglin brachte ein<lb/>
umfangreiches illustrirtes Werk über seine &#x201E;Reise nach Abessinien, den Gala-<lb/>
Ländern, Ost-Sudan und Chartum in den Jahren 1861 und 1862". Dann<lb/>
nennen wir &#x201E;Die Völker an der unteren Donau und die orientalische Frage"<lb/>
von G. Rasch. Reiseskizzen, die eine Schilderung des gegenwärtigen cultur¬<lb/>
historischen Lebens und der gegenwärtigen politischen Stellung der Ungarn,<lb/>
Serben, Rumänen, türkischen Südslaven. siebenbürgischen Sachsen und der Be¬<lb/>
wohner des Banats bezwecken. Daran reihen sich noch H. Höltys Bilder aus<lb/>
den Alpen, Oberitalien und Neapel unter dem Titel &#x201E;Alpenzauber und italische<lb/>
Gebilde" und H. Ross &#x201E;Neue Studien aus den Alpen". Warum aber er-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0352] „Klein ist, nur zu wollen. Was man eben kann; Was er will, zu können, Macht den großen Mann." Wir wenden uns zur Kunstgeschichte. Riegel gab in dem ersten Heft seiner „deutschen Kunststudien" eine Reihe kunstgeschichtlicher Aufsähe, welche, seit mehre¬ ren Jahren veröffentlicht, jetzt nochmals eine Ueberarbeitung erfuhren. H. v. Blomberg hat „Studien zur Kunstgeschichte und Aesthetik begonnen, deren erstes Heft den interessanten Stoff behandelt: „Der Teufel und seine Gesellen in der bildenden Kunst." Endlich müssen wir auch an dieser Stelle der „Bilder aus der neueren Kunstgeschichte" gedenken, mit denen Anton Springer nicht blos Forschern und Kunstfreunden, fordernder gebildeten Nation überhaupt ein köst¬ liches Kleinod gewidmet hat. Das zur Literaturgeschichte Gehörige ist rasch durchflogen. Die beiden zu nennenden Schriften knüpfen an die Goethe-Schillerperiode an. Einen werth- vollen Beitrag zur Goetheliteratur liefert H. Wentzels verdienstliches Schriftchen über „Goeihe in Schlesien 1790". Damals stand dort der fürstliche Freund bei seiner Brigade, des mit Oestreich drohenden Kampfes gewärtig, und gern nahm Goethe, der eben aus Venedig zurückkehrte und daheim unter manchem Un¬ erquicklichen litt, den Vorschlag an, ins Feldlager zu Besuch zu kommen. Das zweite Buch ist N. Springers „Weimars classische Stätten. Ein Beitrag zum Studium Goethes und unserer klassischen Literaturperiode", ein hübsches Buch, das in anmuthender Form viel Interessantes bringt. Hier mag auch gleich einer Schrift gedacht sein, die jetzt in vierter Auf¬ lage hervortritt: Büchmanns „Geflügelte Worte". Ihre treffliche Wirkung beweist der rasche Absatz und die stete Theilnahme der Gebildeten, die mit Einsendun¬ gen von Beiträgen nicht geizten. Manches schon vorhandene Geflügelte Wort schwirrt seit Jahren durch die Luft und harrt des glücklichen Jägers für folgende Auflagen; manches entsteht neu, um bald wieder zu verschwinden. Ehe wir zur Belletristik übergehen, seien noch kurz vier Schriften erwähnt aus dem Gebiete der Geographie und Völkerkunde. Th. von Heuglin brachte ein umfangreiches illustrirtes Werk über seine „Reise nach Abessinien, den Gala- Ländern, Ost-Sudan und Chartum in den Jahren 1861 und 1862". Dann nennen wir „Die Völker an der unteren Donau und die orientalische Frage" von G. Rasch. Reiseskizzen, die eine Schilderung des gegenwärtigen cultur¬ historischen Lebens und der gegenwärtigen politischen Stellung der Ungarn, Serben, Rumänen, türkischen Südslaven. siebenbürgischen Sachsen und der Be¬ wohner des Banats bezwecken. Daran reihen sich noch H. Höltys Bilder aus den Alpen, Oberitalien und Neapel unter dem Titel „Alpenzauber und italische Gebilde" und H. Ross „Neue Studien aus den Alpen". Warum aber er-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/352
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/352>, abgerufen am 27.09.2024.