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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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Zistersdorf in Oestreich u. d. E. und die feindliche preußische Invasion im
Jahr 1866" von starck. Hieran reihen sich die Schlußabtheilungen der schon
früher genannten hübschen illustrirten Werke "Der böhmische Krieg" von G. Hiltl
und "Von der Eibe bis zur Tauber. Der Feldzug der preußischen Main-Ar-
mee im Sommer 1866". Für die preußische Armee zunächst und nach offi-
ciellen Berichten versaßt, hat die Schrift "Der Feldzug von 1866 in Deutsch¬
land", deren erste Lieferung vorliegt (meh. die diplomatischen Verhandlungen
und Rüstungen, Eoncentration und Ausstellung der Armeen und die Operatio¬
nen gegen Hannover und Kurhessen -- Gefecht von Langensalza) den Anspruch
auf die größte Beachtung als Quellenwerk für den Soldaten und Geschichts¬
forscher.

Hinüber zur Geschichte mag uns die dritte Auflage von H. v. Treitschkes
"historischen und politischen Aussähen" leiten, jenem trefflichen Buche, das bis
auf wenige thatsächliche Berichtigungen den früheren Text wiedergibt. Gern
nehmen wir Act davon, baß der Verfasser in der Vorrede einen zweiten Band
in Aussicht stellr. Möchten wir ihn bald als erschienen anzeigen können.

Das Gebiet der Geschichte ist rasch durchgemustert. Außer dem Quellen-
wert von Wilmans "die Katserurtunden der Provinz Westphalen 777--1313",
von dem der erste Band ("die Urkunden des Karolingischen Zeitalters 777 bis 900")
vorliegt, beschäftigt sich, was weiter zu nennen ist, mil der Geschichte der neueren
Zeit. Hier begegnet uns zuerst der stattliche 4. Band der unter Anregung
och Kronprinzen von Preußen rüstig vorwärtsschreitenden Publication von "Ur¬
kunden und Acienstücke zur Geschichte des großen Kurfürsten Fr. Will), von
Brandenburg". Dieser zweite Theil der "Politischen Verhandlungen", her¬
ausgegeben von Dr. B. Erdmannsdörffer, enthält vornehmlich Aufschlüsse über
die Theilnahme Brandenburgs an den westphälischen Friedensverträgen.

Von darstellenden Werten muß zuerst A. Schäfers "Geschichte des sieben¬
jährigen Krieges" erwähnt sein, von welcher der erschienene erste Band den
Ursprung und die ersten Zeiten bis zur Schlacht bei Leuthen behandelt. Die
Hauptunterlage zu seinem Werte, das mehr als seine Vorgänger die Politik
jener Epoche aus Grund archivalischer Studien beachtet, fand der Versasser in
der Eorrefpondenz Friedrichs II. und seiner Minister mil den preußischen Ge¬
sandten zu Parks und London, Knyphausen und Michell; der erstere ist eine bis
jetzt in ihrer Bedeutung kaum gewürdigte Persönlichkeit. Daran reiht sich ein
Buch W. Nüstows "die ersten Feldzüge Napoleon Bonapartes in Italien und
Deutschland 1796 und 1797", eine Arbeit, die das jener früheren kriegerischen
Thätigkeit Napoleons gespendete Lob auf das rechte Maß zurückzuführen be¬
stimmt ist. Dann sind noch des Grasen Münster "Politische Skizzen über die
Lage Europas vom Wiener Congreß bis zur Gegenwart (1813--1867)" zu
nennen, denen sich vertrauliche Originaldepeschen des Bevollmächtigten am wie"


Zistersdorf in Oestreich u. d. E. und die feindliche preußische Invasion im
Jahr 1866" von starck. Hieran reihen sich die Schlußabtheilungen der schon
früher genannten hübschen illustrirten Werke „Der böhmische Krieg" von G. Hiltl
und „Von der Eibe bis zur Tauber. Der Feldzug der preußischen Main-Ar-
mee im Sommer 1866". Für die preußische Armee zunächst und nach offi-
ciellen Berichten versaßt, hat die Schrift „Der Feldzug von 1866 in Deutsch¬
land", deren erste Lieferung vorliegt (meh. die diplomatischen Verhandlungen
und Rüstungen, Eoncentration und Ausstellung der Armeen und die Operatio¬
nen gegen Hannover und Kurhessen — Gefecht von Langensalza) den Anspruch
auf die größte Beachtung als Quellenwerk für den Soldaten und Geschichts¬
forscher.

Hinüber zur Geschichte mag uns die dritte Auflage von H. v. Treitschkes
„historischen und politischen Aussähen" leiten, jenem trefflichen Buche, das bis
auf wenige thatsächliche Berichtigungen den früheren Text wiedergibt. Gern
nehmen wir Act davon, baß der Verfasser in der Vorrede einen zweiten Band
in Aussicht stellr. Möchten wir ihn bald als erschienen anzeigen können.

Das Gebiet der Geschichte ist rasch durchgemustert. Außer dem Quellen-
wert von Wilmans „die Katserurtunden der Provinz Westphalen 777—1313",
von dem der erste Band („die Urkunden des Karolingischen Zeitalters 777 bis 900")
vorliegt, beschäftigt sich, was weiter zu nennen ist, mil der Geschichte der neueren
Zeit. Hier begegnet uns zuerst der stattliche 4. Band der unter Anregung
och Kronprinzen von Preußen rüstig vorwärtsschreitenden Publication von „Ur¬
kunden und Acienstücke zur Geschichte des großen Kurfürsten Fr. Will), von
Brandenburg". Dieser zweite Theil der „Politischen Verhandlungen", her¬
ausgegeben von Dr. B. Erdmannsdörffer, enthält vornehmlich Aufschlüsse über
die Theilnahme Brandenburgs an den westphälischen Friedensverträgen.

Von darstellenden Werten muß zuerst A. Schäfers „Geschichte des sieben¬
jährigen Krieges" erwähnt sein, von welcher der erschienene erste Band den
Ursprung und die ersten Zeiten bis zur Schlacht bei Leuthen behandelt. Die
Hauptunterlage zu seinem Werte, das mehr als seine Vorgänger die Politik
jener Epoche aus Grund archivalischer Studien beachtet, fand der Versasser in
der Eorrefpondenz Friedrichs II. und seiner Minister mil den preußischen Ge¬
sandten zu Parks und London, Knyphausen und Michell; der erstere ist eine bis
jetzt in ihrer Bedeutung kaum gewürdigte Persönlichkeit. Daran reiht sich ein
Buch W. Nüstows „die ersten Feldzüge Napoleon Bonapartes in Italien und
Deutschland 1796 und 1797", eine Arbeit, die das jener früheren kriegerischen
Thätigkeit Napoleons gespendete Lob auf das rechte Maß zurückzuführen be¬
stimmt ist. Dann sind noch des Grasen Münster „Politische Skizzen über die
Lage Europas vom Wiener Congreß bis zur Gegenwart (1813—1867)" zu
nennen, denen sich vertrauliche Originaldepeschen des Bevollmächtigten am wie«


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/350>, abgerufen am 27.09.2024.