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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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gegenüber dem "Miantonomoh", der infolge seiner unverhältnißmäßigen Breite
bei der Wettfahrt ohne sehr merkliche Schwankungen flach auf dem Wasser lag
wie ein Floß und somit seine Geschütze ruhiger bedienen konnte; Ursache ist die
geringere Breite des "Arminius", durch welche die Schnelligkeit bedingt wird,
und die letztere ist denn doch bei weite", wichtiger.

Indessen auch dieser geringen Stabilität des "Arminius" möchte sich nach
unserer Meinung bedeutend abhelfen lassen, und zwar nichl durch gänzliche Weg.
nähme der Takelage, wie man sie für das Gefecht beabsichtigt, sondern vielmehr
durch Vergrößerung derselben, wodurch der Gcsammtschwcrpunkt des Schiffes
hoher zu liegen käme. Wahrend man nämlich früher geglaubt hatte, daß die
Panzerschiffe wegen ihrer starken Beschwerung des Obcrwerts durch den Panz.r
zu rank sein, zu viel Neigung zum Umfallen haben würden, hat die Praxis bei
den großen Versuchsmanövern der französischen und der englischen Panzerflotte
>n der atlantischen See bei schwerem Sturm das gerade Gegentheil gezeigt.
Die Schiffe, bei denen man den Panzer möglichst niedrig zu legen und unten
durch Ballast und die Maschine im sternen recht kräftig zu balanciren gesucht
hatte, waren dadurch zu steif geworden, sie halten die Neigung bekommen, sich
zu schnell und zu heftig wieder auszurichten, wenn sie von Wind und Wellen nieder¬
gelegt waren, eine Eigenschaft, welche auch offenbar daran schuld ist, daß kürzlich
"ufere Panzerfregattc "Friedrich Karl" in der biscayschen See ihre Masten abge¬
schlingert hat. Gerade diejenigen Panzerschiffe, welche einen recht hohen Criraß
halten, so der englische "Bellerophon" mit seinem hohen Commcrndothurm auf
Deck, an dessen Zweckmäßigkeit man sehr gezweifelt hatte, und die französischen
Panzcrlinienschiffe "Magenta" und "Solscrino", die einzigen Panzerzweidecker der
^ete, mit ihren oberen 'Zaltcricn, hielten sich im Sturm am allerbesten. Seitdem
baut man bedeutend höher. Die französischen Schiffe von der Classe der "Alma"
und des "Marengo" erhalten sogar 4 kolossale Bankett-Geschütze in aufsprin-
genden Halbthürmen über ihrer Batterie. Auch auf dem "Arminius" wurde
U"s geklagt, daß das Schiff nicht zu rank, sonder" eher zu steif sei und zrr
heftig wieder aufschnelle, was bei der Niedrigkeit des Baues, durch welche mau
^e Zielfläche für den Feind möglichst hatte verringern wolle", nur natür-
lich war. --

Die Geschichte unseres "Arminins" hat bis jetzt wenig Bemerkenswerthes
verzeichnen. Das Schiff wurde in Pvplar (London) auf der Werft von d'Agni-
!ar Samuda (Firma: Samuda Brothers) unter Überwachung ein.s preußischen
Ingenieurs gebaut, während die Maschine wie erwähnt von Peru and Son
Ul Greenwich geliefert ward. Der Gesammtpreis belief sich schließlich auf
624.914 Thaler, während für den Schiffskörper 78,750 Pfd. Sterling contract-
lich ausbedungen waren. Am 20. Angust 18V4 lief der Arminius bereits vom
Siapel, mußte aber leider, obwohl der contractliche Ablieferungstermin in den


gegenüber dem „Miantonomoh", der infolge seiner unverhältnißmäßigen Breite
bei der Wettfahrt ohne sehr merkliche Schwankungen flach auf dem Wasser lag
wie ein Floß und somit seine Geschütze ruhiger bedienen konnte; Ursache ist die
geringere Breite des „Arminius", durch welche die Schnelligkeit bedingt wird,
und die letztere ist denn doch bei weite», wichtiger.

Indessen auch dieser geringen Stabilität des „Arminius" möchte sich nach
unserer Meinung bedeutend abhelfen lassen, und zwar nichl durch gänzliche Weg.
nähme der Takelage, wie man sie für das Gefecht beabsichtigt, sondern vielmehr
durch Vergrößerung derselben, wodurch der Gcsammtschwcrpunkt des Schiffes
hoher zu liegen käme. Wahrend man nämlich früher geglaubt hatte, daß die
Panzerschiffe wegen ihrer starken Beschwerung des Obcrwerts durch den Panz.r
zu rank sein, zu viel Neigung zum Umfallen haben würden, hat die Praxis bei
den großen Versuchsmanövern der französischen und der englischen Panzerflotte
>n der atlantischen See bei schwerem Sturm das gerade Gegentheil gezeigt.
Die Schiffe, bei denen man den Panzer möglichst niedrig zu legen und unten
durch Ballast und die Maschine im sternen recht kräftig zu balanciren gesucht
hatte, waren dadurch zu steif geworden, sie halten die Neigung bekommen, sich
zu schnell und zu heftig wieder auszurichten, wenn sie von Wind und Wellen nieder¬
gelegt waren, eine Eigenschaft, welche auch offenbar daran schuld ist, daß kürzlich
«ufere Panzerfregattc „Friedrich Karl" in der biscayschen See ihre Masten abge¬
schlingert hat. Gerade diejenigen Panzerschiffe, welche einen recht hohen Criraß
halten, so der englische „Bellerophon" mit seinem hohen Commcrndothurm auf
Deck, an dessen Zweckmäßigkeit man sehr gezweifelt hatte, und die französischen
Panzcrlinienschiffe „Magenta" und „Solscrino", die einzigen Panzerzweidecker der
^ete, mit ihren oberen 'Zaltcricn, hielten sich im Sturm am allerbesten. Seitdem
baut man bedeutend höher. Die französischen Schiffe von der Classe der „Alma"
und des „Marengo" erhalten sogar 4 kolossale Bankett-Geschütze in aufsprin-
genden Halbthürmen über ihrer Batterie. Auch auf dem „Arminius" wurde
U"s geklagt, daß das Schiff nicht zu rank, sonder» eher zu steif sei und zrr
heftig wieder aufschnelle, was bei der Niedrigkeit des Baues, durch welche mau
^e Zielfläche für den Feind möglichst hatte verringern wolle», nur natür-
lich war. —

Die Geschichte unseres „Arminins" hat bis jetzt wenig Bemerkenswerthes
verzeichnen. Das Schiff wurde in Pvplar (London) auf der Werft von d'Agni-
!ar Samuda (Firma: Samuda Brothers) unter Überwachung ein.s preußischen
Ingenieurs gebaut, während die Maschine wie erwähnt von Peru and Son
Ul Greenwich geliefert ward. Der Gesammtpreis belief sich schließlich auf
624.914 Thaler, während für den Schiffskörper 78,750 Pfd. Sterling contract-
lich ausbedungen waren. Am 20. Angust 18V4 lief der Arminius bereits vom
Siapel, mußte aber leider, obwohl der contractliche Ablieferungstermin in den


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/309>, abgerufen am 27.09.2024.