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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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die mittelst Rollen oder kleiner Räder in einer Kreisschiene laufen, werden
durch 4 Mann gedreht; indessen haben wir selbst, als wir uns mit dem
Kapitän in einem Thurm befanden, gesehen, daß bei ruhiger See auch zwei
Mann an den Kurbeln genügen, um das ganze ungeheure Thurmgewicht*) mit-
sammt den schweren Bronzegeschützen und den Schmiedecisenlafetten bequem und
mit überraschender Schnelligkeit herumzudrehen. Auch bei bewegter See füh¬
ren die Thürme in 2^ Minuten die vollständige Kreisbewegung aus, was für
Gewinnung der Scitennchtung noch schneller zum Ziele fühlt als die Einrich¬
tung gewöhnlicher Lafetten für schweres Geschütz. Während des Ladens wer¬
den übrigens reglementarisch die Geschützpforten durch Drehung des Thurms
vom Feinde abgekehrt, eine etwas übertriebene Vorsicht. Für die Bedienung
der Geschütze sind übrigens nur 9 Manu nöthig, und wir haben so die über¬
raschende Thatsache, daß einschließlich der Geschützcommandcure 20 Mann völlig
genügen, um die ganze furchtbare Art llerieausrüstung des "Arminius" wirken
zu lassen.

Das Deck ist ganz glatt und horizontal gehalten von der vordern bis zur
hintern Spitz.'; kein Verschlag, weder Back noch Schanze, keine Commando-
brücke, kein Geschütz, leine von den vielen Einzelheiten ist zu sehen, die dem
Deck anderer Schisse ein so buntes mannigfaltiges Aussehn verleihen. Ringsum
laufen die zum N>ederNappeu eingerichteten Stahlpiatten-Neilings; in der Mutel¬
linie des Schiffs aber, ziemlich nahe den Enden stehen die beiden Masten einer
dürftigen, schmächtigen Schooner-Takelage, die d'urch Draht-Warten (Taue mit
"Strickleitern") nach den Seiten gehalten werden, und deren stage (die nach vorn
haltenden starken Taue) bei beiden Masten direct nach dem Deck hinunterlaufen.
Dicht hinter dem Fockmast erhebt sich nun der vordere, dicht vor dem Großmast
der Hintere Geschützthurm, die je 20 Fuß Durchmesser haben. Mitten zwischen
ihnen steigt der ziemlich hohe schwarze Schornstein empor und vor dem letz¬
ter", zwischen diesem und dem vordern Geschützthurm, erhebt sich der Cvm-
wandantcnthurm über Deck. Derselbe ist nicht drehbar, sondern fest mit dem
Deck verbunden, über welches er V Fuß emporragt, und er hat außerdem einen
weit geringern Durchmesser als die Gefechtsthürme. Er besteht ganz aus 4-
dis 7zölligen Schmiedeeisen und besitzt oben ein flach komisches Dach, dergestalt
""gebracht, daß zwischen dem Unterrande des Daches und dem Oberrande der
Thurmwand ein zollhoher Schlitz ringsumläuft, durch welchen der Commandant
beobachtet. Zugleich befindet sich in diesem Commandothurm natürlich das
Steuerrad und ferner ein Sprachrohr, das nach der Maschine hinab geht, sodaß
der Commandant das Schiff von hier aus völlig in der Gewalt hat wie der



') Jeder Thurm wiegt nicht weniger als (>0 Tons
"et für die beiden Geschütze mit Lafetten.-1200 Centner, dazu noch 500 Cent-
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die mittelst Rollen oder kleiner Räder in einer Kreisschiene laufen, werden
durch 4 Mann gedreht; indessen haben wir selbst, als wir uns mit dem
Kapitän in einem Thurm befanden, gesehen, daß bei ruhiger See auch zwei
Mann an den Kurbeln genügen, um das ganze ungeheure Thurmgewicht*) mit-
sammt den schweren Bronzegeschützen und den Schmiedecisenlafetten bequem und
mit überraschender Schnelligkeit herumzudrehen. Auch bei bewegter See füh¬
ren die Thürme in 2^ Minuten die vollständige Kreisbewegung aus, was für
Gewinnung der Scitennchtung noch schneller zum Ziele fühlt als die Einrich¬
tung gewöhnlicher Lafetten für schweres Geschütz. Während des Ladens wer¬
den übrigens reglementarisch die Geschützpforten durch Drehung des Thurms
vom Feinde abgekehrt, eine etwas übertriebene Vorsicht. Für die Bedienung
der Geschütze sind übrigens nur 9 Manu nöthig, und wir haben so die über¬
raschende Thatsache, daß einschließlich der Geschützcommandcure 20 Mann völlig
genügen, um die ganze furchtbare Art llerieausrüstung des „Arminius" wirken
zu lassen.

Das Deck ist ganz glatt und horizontal gehalten von der vordern bis zur
hintern Spitz.'; kein Verschlag, weder Back noch Schanze, keine Commando-
brücke, kein Geschütz, leine von den vielen Einzelheiten ist zu sehen, die dem
Deck anderer Schisse ein so buntes mannigfaltiges Aussehn verleihen. Ringsum
laufen die zum N>ederNappeu eingerichteten Stahlpiatten-Neilings; in der Mutel¬
linie des Schiffs aber, ziemlich nahe den Enden stehen die beiden Masten einer
dürftigen, schmächtigen Schooner-Takelage, die d'urch Draht-Warten (Taue mit
„Strickleitern") nach den Seiten gehalten werden, und deren stage (die nach vorn
haltenden starken Taue) bei beiden Masten direct nach dem Deck hinunterlaufen.
Dicht hinter dem Fockmast erhebt sich nun der vordere, dicht vor dem Großmast
der Hintere Geschützthurm, die je 20 Fuß Durchmesser haben. Mitten zwischen
ihnen steigt der ziemlich hohe schwarze Schornstein empor und vor dem letz¬
ter«, zwischen diesem und dem vordern Geschützthurm, erhebt sich der Cvm-
wandantcnthurm über Deck. Derselbe ist nicht drehbar, sondern fest mit dem
Deck verbunden, über welches er V Fuß emporragt, und er hat außerdem einen
weit geringern Durchmesser als die Gefechtsthürme. Er besteht ganz aus 4-
dis 7zölligen Schmiedeeisen und besitzt oben ein flach komisches Dach, dergestalt
«»gebracht, daß zwischen dem Unterrande des Daches und dem Oberrande der
Thurmwand ein zollhoher Schlitz ringsumläuft, durch welchen der Commandant
beobachtet. Zugleich befindet sich in diesem Commandothurm natürlich das
Steuerrad und ferner ein Sprachrohr, das nach der Maschine hinab geht, sodaß
der Commandant das Schiff von hier aus völlig in der Gewalt hat wie der



') Jeder Thurm wiegt nicht weniger als (>0 Tons
"et für die beiden Geschütze mit Lafetten.-1200 Centner, dazu noch 500 Cent-
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[0307] die mittelst Rollen oder kleiner Räder in einer Kreisschiene laufen, werden durch 4 Mann gedreht; indessen haben wir selbst, als wir uns mit dem Kapitän in einem Thurm befanden, gesehen, daß bei ruhiger See auch zwei Mann an den Kurbeln genügen, um das ganze ungeheure Thurmgewicht*) mit- sammt den schweren Bronzegeschützen und den Schmiedecisenlafetten bequem und mit überraschender Schnelligkeit herumzudrehen. Auch bei bewegter See füh¬ ren die Thürme in 2^ Minuten die vollständige Kreisbewegung aus, was für Gewinnung der Scitennchtung noch schneller zum Ziele fühlt als die Einrich¬ tung gewöhnlicher Lafetten für schweres Geschütz. Während des Ladens wer¬ den übrigens reglementarisch die Geschützpforten durch Drehung des Thurms vom Feinde abgekehrt, eine etwas übertriebene Vorsicht. Für die Bedienung der Geschütze sind übrigens nur 9 Manu nöthig, und wir haben so die über¬ raschende Thatsache, daß einschließlich der Geschützcommandcure 20 Mann völlig genügen, um die ganze furchtbare Art llerieausrüstung des „Arminius" wirken zu lassen. Das Deck ist ganz glatt und horizontal gehalten von der vordern bis zur hintern Spitz.'; kein Verschlag, weder Back noch Schanze, keine Commando- brücke, kein Geschütz, leine von den vielen Einzelheiten ist zu sehen, die dem Deck anderer Schisse ein so buntes mannigfaltiges Aussehn verleihen. Ringsum laufen die zum N>ederNappeu eingerichteten Stahlpiatten-Neilings; in der Mutel¬ linie des Schiffs aber, ziemlich nahe den Enden stehen die beiden Masten einer dürftigen, schmächtigen Schooner-Takelage, die d'urch Draht-Warten (Taue mit „Strickleitern") nach den Seiten gehalten werden, und deren stage (die nach vorn haltenden starken Taue) bei beiden Masten direct nach dem Deck hinunterlaufen. Dicht hinter dem Fockmast erhebt sich nun der vordere, dicht vor dem Großmast der Hintere Geschützthurm, die je 20 Fuß Durchmesser haben. Mitten zwischen ihnen steigt der ziemlich hohe schwarze Schornstein empor und vor dem letz¬ ter«, zwischen diesem und dem vordern Geschützthurm, erhebt sich der Cvm- wandantcnthurm über Deck. Derselbe ist nicht drehbar, sondern fest mit dem Deck verbunden, über welches er V Fuß emporragt, und er hat außerdem einen weit geringern Durchmesser als die Gefechtsthürme. Er besteht ganz aus 4- dis 7zölligen Schmiedeeisen und besitzt oben ein flach komisches Dach, dergestalt «»gebracht, daß zwischen dem Unterrande des Daches und dem Oberrande der Thurmwand ein zollhoher Schlitz ringsumläuft, durch welchen der Commandant beobachtet. Zugleich befindet sich in diesem Commandothurm natürlich das Steuerrad und ferner ein Sprachrohr, das nach der Maschine hinab geht, sodaß der Commandant das Schiff von hier aus völlig in der Gewalt hat wie der ') Jeder Thurm wiegt nicht weniger als (>0 Tons "et für die beiden Geschütze mit Lafetten.-1200 Centner, dazu noch 500 Cent- 39*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/307>, abgerufen am 27.09.2024.