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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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noch weiter: um den Umstand nicht außer Acht zu lassen, daß das Stuss im
Wasser dem Anprall des Geschosses ein wenig nachgiebt, daß also durch die
Elasticität die Widerstandsfähigkeit des Panzers gesteigert wird, hatte man eine
alte außer Dienst gestellte schwimmende Batterie, die "Trusty", an einzelnen
Stellen mit der Panzerung der neuen Fregatten versehen und hiergegen ge¬
feuert; zuletzt hatte man sogar, um den Widerstand der Thürme zu erproben,
ein im Dienst befindliches Kuppelschiff, den "Royal Sovereign", den Schüssen
der stärksten Panzerfregatte, des "Bellerophon" ausgesetzt, wobei die Reparatur
der Beschädigungen des Thurmes auch nicht viel mehr kostete als die Herstellung
von Probeplatten und section" der betreffenden Schiffe.

Die "Warnor"'Section war nun durch 4V-zölligen Eisenpanzer auf 18 zol¬
liger Fütterung von Thekaholz glücklich so stark gemacht worden, daß sie für
den glatten 68Pfünder und die kleineren gezogenen Kaliber als undurchdringlich
galt. Die Artilleristen aber ruhten nicht: sie construirten gezogene 180 Pfündcr.
endlich sogar SOOPfünder für die englischen Panzerfregatten. -- Die beiden 600-
Pfünder Armstrongs, welche man zuletzt in England herstellte, und von denen
der erste sprang, der zweite aber auf der pariser Ausstellung paradirte, waren
zu schwer, um von irgend einem der bisher gebräuchlichen Schisse getragen zu
werden; indessen sollen sie auf den neuesten jetzt im Bau befindlichen Kuppcl-
schiffen "Captain" und "Monarch" zur Verwendung kommen. Aber auch diese
Steigerung des Kalibers bis zu einem Grade, daß die größten Geschütze nur
für Strandbatterien, nicht aber für die damaligen Schiffe sich eigneten, hals den
Gegnern des Panzers nur wenig. Denn jeder Verstärkung der Artillerie trat die
Panzerfabrikation mit neuer Steigerung der Panzerdicken, traten die Schiffs¬
baumeister mit neuen Nissen, welche dieses größere Panzergewicht zu tragen
vermochten, gegenüber. War der erste Panzer, der des "Warrior". 4'/" Zoll
stark gewesen (also 20'/" mal so stark als eine einzöllige Platte, da die Stärke
bei massiven Panzerplatten im Quadrat der Dicke wächst), so bekamen die näch¬
sten Panzerriesen von der Classe des "Minotaur" und "Northumberland" S'/,
Zoll Eisen (30'/"mal so stark als einzöllige Platten). Der "Bellerophon" stieg
bis zu 6 Zoll Eisenstärke ans (Mache Stärke der einfachen Platte), und der
jetzt im Bau befindliche "Herkules" wird in der Wasserlinie sogar 9 Zoll Eisen
haben, wie denn auch der preußische "Wilhelm" einen Szölligen Eisenpanzer
hat (64sache Stärke der einzölligen Platte), also mehr als dreimal so stark, als
der Panzer bei sämmtlichen englischen Panzerschiffen, die durchgängig nur 4V-
zölligen Panzer haben, wenn wir von den fünf stärksten absehen, und wenigstens
doppelt so stark als der Panzer der allerstärksten französischen Schiffe.

Dieser kolossalen Steigerung der Vertheidigungskraft vermochte die Artil¬
lerie durch Vergrößerung ihrer Kaliber nicht mehr zu folgen. Aber bald fand
man eine Verstärkung anderer Art: man behielt zwar die bisherigen Geschosse


noch weiter: um den Umstand nicht außer Acht zu lassen, daß das Stuss im
Wasser dem Anprall des Geschosses ein wenig nachgiebt, daß also durch die
Elasticität die Widerstandsfähigkeit des Panzers gesteigert wird, hatte man eine
alte außer Dienst gestellte schwimmende Batterie, die „Trusty", an einzelnen
Stellen mit der Panzerung der neuen Fregatten versehen und hiergegen ge¬
feuert; zuletzt hatte man sogar, um den Widerstand der Thürme zu erproben,
ein im Dienst befindliches Kuppelschiff, den „Royal Sovereign", den Schüssen
der stärksten Panzerfregatte, des „Bellerophon" ausgesetzt, wobei die Reparatur
der Beschädigungen des Thurmes auch nicht viel mehr kostete als die Herstellung
von Probeplatten und section« der betreffenden Schiffe.

Die „Warnor"'Section war nun durch 4V-zölligen Eisenpanzer auf 18 zol¬
liger Fütterung von Thekaholz glücklich so stark gemacht worden, daß sie für
den glatten 68Pfünder und die kleineren gezogenen Kaliber als undurchdringlich
galt. Die Artilleristen aber ruhten nicht: sie construirten gezogene 180 Pfündcr.
endlich sogar SOOPfünder für die englischen Panzerfregatten. — Die beiden 600-
Pfünder Armstrongs, welche man zuletzt in England herstellte, und von denen
der erste sprang, der zweite aber auf der pariser Ausstellung paradirte, waren
zu schwer, um von irgend einem der bisher gebräuchlichen Schisse getragen zu
werden; indessen sollen sie auf den neuesten jetzt im Bau befindlichen Kuppcl-
schiffen „Captain" und „Monarch" zur Verwendung kommen. Aber auch diese
Steigerung des Kalibers bis zu einem Grade, daß die größten Geschütze nur
für Strandbatterien, nicht aber für die damaligen Schiffe sich eigneten, hals den
Gegnern des Panzers nur wenig. Denn jeder Verstärkung der Artillerie trat die
Panzerfabrikation mit neuer Steigerung der Panzerdicken, traten die Schiffs¬
baumeister mit neuen Nissen, welche dieses größere Panzergewicht zu tragen
vermochten, gegenüber. War der erste Panzer, der des „Warrior". 4'/» Zoll
stark gewesen (also 20'/« mal so stark als eine einzöllige Platte, da die Stärke
bei massiven Panzerplatten im Quadrat der Dicke wächst), so bekamen die näch¬
sten Panzerriesen von der Classe des „Minotaur" und „Northumberland" S'/,
Zoll Eisen (30'/«mal so stark als einzöllige Platten). Der „Bellerophon" stieg
bis zu 6 Zoll Eisenstärke ans (Mache Stärke der einfachen Platte), und der
jetzt im Bau befindliche „Herkules" wird in der Wasserlinie sogar 9 Zoll Eisen
haben, wie denn auch der preußische „Wilhelm" einen Szölligen Eisenpanzer
hat (64sache Stärke der einzölligen Platte), also mehr als dreimal so stark, als
der Panzer bei sämmtlichen englischen Panzerschiffen, die durchgängig nur 4V-
zölligen Panzer haben, wenn wir von den fünf stärksten absehen, und wenigstens
doppelt so stark als der Panzer der allerstärksten französischen Schiffe.

Dieser kolossalen Steigerung der Vertheidigungskraft vermochte die Artil¬
lerie durch Vergrößerung ihrer Kaliber nicht mehr zu folgen. Aber bald fand
man eine Verstärkung anderer Art: man behielt zwar die bisherigen Geschosse


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/255>, abgerufen am 20.10.2024.