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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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Kunst unter bestimmten Voraussetzungen und Bedingungen durch die Indivi¬
dualität des Künstlers in dieser ganz concreten Gestalt zur Anwendung gebracht
sind." ---

Wir vernehmen, daß der Biograph Mozart's in kurzer Frist nach
dem Süden wandern wird, welcher ihm, dem Manne der Kunst wie der
Wissenschaft, eine doppelte Heimath ist. So haben wir in diesen Tagen noch
einmal seinen Mozart durchgelesen, als ein Abschiedswort von ihm und zugleich
eine Verheißung künftiger segensvoller Tage. Ihm als dem langjährigen be¬
währten Freunde und Mitarbeiter der grünen Blätter senden wir unsern herz¬
lichsten Neiscgruß.




Von Herrn Dr. Aegidi ist der Redaction die nachstehende
Berichtigung
zu einer in der Ur. 42 dieser Zeitschrift enthaltenen Notiz zugegangen, welche
dieselbe bereitwillig der Oeffentlichkeit übergibt.


Geehrter Herr Redacteur!

Der "Brief aus dem Reichstag" in Ur. 42 des Grenzboten, vom 11. On"
tober d. I., enthält Angaben, die mich betreffen. Gestatten Sie mir, dieselben
zu berichtigen.

Es heißt darin: "Aegidi hatte überdies von seinem Kreise Wanzleben aus¬
drücklich das Mandat erhalten und angenommen, nach besten Kräften diese
Vereinigung (der Freiconservativcn und Ältliberalen) zu Stande zu bringen."
Ein solches Mandat habe ich weder erhalten noch angenommen.

Ferner: "Sobald er in Berlin ankam, ließ er sich aber einfach bei den
Freiconscrvativen einschreiben." Ich trat in die Fraction der Freiconservativcn
ein, nachdem ich einige Tage an den Berathungen derselben als Gast theil¬
genommen und die Ueberzeugung gewonnen, hier meine politischen Gesinnungs¬
genossen zu finden. --

Mein Eintritt, den ich von keinem äußern Umstand abhängig machen wollte
und konnte, verzögerte sich mit Rücksicht aus Verhandlungen, die ich zwischen
Alillberalen und Freiconservativen einzuleiten die Ehre hatte. Diese Verhand¬
lungen führten zu keiner Verschmelzung, doch zu der naturgemäßen und wirk¬
samen Verbindung der beiden Fractionen. Hier ist von keinem Verdienste die
Rede; noch weniger aber von einer "Hauptschuld", wie sie mir von dem Ver¬
sasser des Briefes beigemessen wird. --

Möge derselbe nun erkennen, daß er von irrigen Voraussetzungen ausge¬
gangen ist. So braucht er sich nicht zu der Meinung zu "zwingen", daß meine
Beweggründe andere sind, als die jedes ehrlichen Mannes. Berühre ich noch
die "reizende" Stellung, die er mir andichtet? Nur mit einer Andeutung! Aus
den wahren "Reiz", der darin besteht, im Umgang mit gebildeten Männern,
bald gebend bald empfangend, Gedanken auszutauschen, verzichtet in Deutsch'
land keine Schicht der Gesellschaft. Ich möchte dies auch von "Fürsten, Her¬
zögen und Grafen" behaupten.


Hochachtungsvoll ergebenst
Dr. Aegidi.


Verantwortliche Siedacteure: Gustav Freytrin u, Julius Eckardt.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von Hiithcl ä- Legler in Leipzig.

Kunst unter bestimmten Voraussetzungen und Bedingungen durch die Indivi¬
dualität des Künstlers in dieser ganz concreten Gestalt zur Anwendung gebracht
sind." -—

Wir vernehmen, daß der Biograph Mozart's in kurzer Frist nach
dem Süden wandern wird, welcher ihm, dem Manne der Kunst wie der
Wissenschaft, eine doppelte Heimath ist. So haben wir in diesen Tagen noch
einmal seinen Mozart durchgelesen, als ein Abschiedswort von ihm und zugleich
eine Verheißung künftiger segensvoller Tage. Ihm als dem langjährigen be¬
währten Freunde und Mitarbeiter der grünen Blätter senden wir unsern herz¬
lichsten Neiscgruß.




Von Herrn Dr. Aegidi ist der Redaction die nachstehende
Berichtigung
zu einer in der Ur. 42 dieser Zeitschrift enthaltenen Notiz zugegangen, welche
dieselbe bereitwillig der Oeffentlichkeit übergibt.


Geehrter Herr Redacteur!

Der „Brief aus dem Reichstag" in Ur. 42 des Grenzboten, vom 11. On«
tober d. I., enthält Angaben, die mich betreffen. Gestatten Sie mir, dieselben
zu berichtigen.

Es heißt darin: „Aegidi hatte überdies von seinem Kreise Wanzleben aus¬
drücklich das Mandat erhalten und angenommen, nach besten Kräften diese
Vereinigung (der Freiconservativcn und Ältliberalen) zu Stande zu bringen."
Ein solches Mandat habe ich weder erhalten noch angenommen.

Ferner: „Sobald er in Berlin ankam, ließ er sich aber einfach bei den
Freiconscrvativen einschreiben." Ich trat in die Fraction der Freiconservativcn
ein, nachdem ich einige Tage an den Berathungen derselben als Gast theil¬
genommen und die Ueberzeugung gewonnen, hier meine politischen Gesinnungs¬
genossen zu finden. —

Mein Eintritt, den ich von keinem äußern Umstand abhängig machen wollte
und konnte, verzögerte sich mit Rücksicht aus Verhandlungen, die ich zwischen
Alillberalen und Freiconservativen einzuleiten die Ehre hatte. Diese Verhand¬
lungen führten zu keiner Verschmelzung, doch zu der naturgemäßen und wirk¬
samen Verbindung der beiden Fractionen. Hier ist von keinem Verdienste die
Rede; noch weniger aber von einer „Hauptschuld", wie sie mir von dem Ver¬
sasser des Briefes beigemessen wird. —

Möge derselbe nun erkennen, daß er von irrigen Voraussetzungen ausge¬
gangen ist. So braucht er sich nicht zu der Meinung zu „zwingen", daß meine
Beweggründe andere sind, als die jedes ehrlichen Mannes. Berühre ich noch
die „reizende" Stellung, die er mir andichtet? Nur mit einer Andeutung! Aus
den wahren „Reiz", der darin besteht, im Umgang mit gebildeten Männern,
bald gebend bald empfangend, Gedanken auszutauschen, verzichtet in Deutsch'
land keine Schicht der Gesellschaft. Ich möchte dies auch von „Fürsten, Her¬
zögen und Grafen" behaupten.


Hochachtungsvoll ergebenst
Dr. Aegidi.


Verantwortliche Siedacteure: Gustav Freytrin u, Julius Eckardt.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von Hiithcl ä- Legler in Leipzig.
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[0208] Kunst unter bestimmten Voraussetzungen und Bedingungen durch die Indivi¬ dualität des Künstlers in dieser ganz concreten Gestalt zur Anwendung gebracht sind." -— Wir vernehmen, daß der Biograph Mozart's in kurzer Frist nach dem Süden wandern wird, welcher ihm, dem Manne der Kunst wie der Wissenschaft, eine doppelte Heimath ist. So haben wir in diesen Tagen noch einmal seinen Mozart durchgelesen, als ein Abschiedswort von ihm und zugleich eine Verheißung künftiger segensvoller Tage. Ihm als dem langjährigen be¬ währten Freunde und Mitarbeiter der grünen Blätter senden wir unsern herz¬ lichsten Neiscgruß. Von Herrn Dr. Aegidi ist der Redaction die nachstehende Berichtigung zu einer in der Ur. 42 dieser Zeitschrift enthaltenen Notiz zugegangen, welche dieselbe bereitwillig der Oeffentlichkeit übergibt. Geehrter Herr Redacteur! Der „Brief aus dem Reichstag" in Ur. 42 des Grenzboten, vom 11. On« tober d. I., enthält Angaben, die mich betreffen. Gestatten Sie mir, dieselben zu berichtigen. Es heißt darin: „Aegidi hatte überdies von seinem Kreise Wanzleben aus¬ drücklich das Mandat erhalten und angenommen, nach besten Kräften diese Vereinigung (der Freiconservativcn und Ältliberalen) zu Stande zu bringen." Ein solches Mandat habe ich weder erhalten noch angenommen. Ferner: „Sobald er in Berlin ankam, ließ er sich aber einfach bei den Freiconscrvativen einschreiben." Ich trat in die Fraction der Freiconservativcn ein, nachdem ich einige Tage an den Berathungen derselben als Gast theil¬ genommen und die Ueberzeugung gewonnen, hier meine politischen Gesinnungs¬ genossen zu finden. — Mein Eintritt, den ich von keinem äußern Umstand abhängig machen wollte und konnte, verzögerte sich mit Rücksicht aus Verhandlungen, die ich zwischen Alillberalen und Freiconservativen einzuleiten die Ehre hatte. Diese Verhand¬ lungen führten zu keiner Verschmelzung, doch zu der naturgemäßen und wirk¬ samen Verbindung der beiden Fractionen. Hier ist von keinem Verdienste die Rede; noch weniger aber von einer „Hauptschuld", wie sie mir von dem Ver¬ sasser des Briefes beigemessen wird. — Möge derselbe nun erkennen, daß er von irrigen Voraussetzungen ausge¬ gangen ist. So braucht er sich nicht zu der Meinung zu „zwingen", daß meine Beweggründe andere sind, als die jedes ehrlichen Mannes. Berühre ich noch die „reizende" Stellung, die er mir andichtet? Nur mit einer Andeutung! Aus den wahren „Reiz", der darin besteht, im Umgang mit gebildeten Männern, bald gebend bald empfangend, Gedanken auszutauschen, verzichtet in Deutsch' land keine Schicht der Gesellschaft. Ich möchte dies auch von „Fürsten, Her¬ zögen und Grafen" behaupten. Hochachtungsvoll ergebenst Dr. Aegidi. Verantwortliche Siedacteure: Gustav Freytrin u, Julius Eckardt. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von Hiithcl ä- Legler in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/208>, abgerufen am 27.09.2024.