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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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oder selbst mit Strafen belege; so sei es in Brüssel gegangen, Berlin zähle jetzt
etwa 13000 Wasserclosette, auch in Frankfurt bürgerten sie sich ein und nun,
nachdem Paris seit IV, Jahren die reichliche Wasserversorgung aus der Dhuis
habe, streiche auch der allmächtige Seinepräfect Hausmann die Segel seines fast
zwanzigjährigen Widerstandes.

Die Versammlung beschloß mit etwa V" der Stimmen von 1S0--180 An¬
wesenden, principiell sich jeder Abstimmung zu enthalten.

Die Zeit war erschöpft; die Frage der Kindersterblichkeit, für welche
Dr. Varrentrapp eine Reihe von Thesen aufgestellt und eine statistische Arbeit
über Kindersterblichkeit Frankfurts im Vergleich mit anderen Städten und Län¬
dern hatte vertheilen lassen, kam nicht mehr zur Verhandlung. Es ward statt
dessen folgender Antrag von Dr. Varrentrapp angenommen.

In Erwägung: 1) daß es für die Ersprießlichkeit der Verhandlungen der
Section für öffentliche Gesundheitspflege von entscheidenden Einfluß sein wird,
daß es nicht von dem Zufalle abhänge, welche Frage gerade von einem der
Erscheinenden vorgebracht werden wird, daß diese Fragen vielmehr, sowohl
längere Zeit zuvor bekannt gemacht, als in der Regel auch zuvor durch Aus¬
schüsse geprüft und bearbeitet worden seien, -- 2) daß die Bedingungen und
Ursachen der in den einzelnen Staaten und Städten höchst verschiedenen, immer¬
hin aber sehr hohen und sicherlich vielfach verminderbaren Kindersterblichkeit
nicht genügend erforscht sind, -- daß zu dieser Erforschung gleichmäßige und
wiederholte Erhebungen erforderlich sind, -- beschließt die Section für öffent¬
liche Gesundheitspflege:

die Geschäftsführer der diesjährigen Versammlung zu ersuchen.

I. die für die nächstjährige Versammlung ernannten Geschäftsführer zu
bitten:
a) einige zur Verhandlung in der Section für öffentliche Gesund¬
heitspflege geeignet scheinende Fragen vorzubereiten,
b) zu prüfen, ob und in welcher Weise die Frage der Kindersterblich¬
keit auf die Tagesordnung der Versammlung von 1868 zu setzen sei,
II. die auf der diesjährigen Versammlung nicht zur Verhandlung gekom¬
menen Thesen des Dr. G. Varrentrapp über Kindersterblichkeit
sammt dessen Arbeit über die Kindersterblichkeit in Frankfurt, so wie
die von Herrn Dr. Glatter aus Wien eingesandten Tabellen nach
Dresden zu übermitteln.

Die Thesen über Kindersterblichkeit hatten sich vorzugsweise auf die Punkte
statistischer Erhebung und sonstiger Erforschung bezogen und die Einsetzung
einer Commission beantragt, welche sich (etliche Jahre wiederholt) mit der Ein-
sammlung der statistischen Nachweise und deren Bearbeitung beschäftigen und
mit den Behörden in Verbindung setzen sollte.


oder selbst mit Strafen belege; so sei es in Brüssel gegangen, Berlin zähle jetzt
etwa 13000 Wasserclosette, auch in Frankfurt bürgerten sie sich ein und nun,
nachdem Paris seit IV, Jahren die reichliche Wasserversorgung aus der Dhuis
habe, streiche auch der allmächtige Seinepräfect Hausmann die Segel seines fast
zwanzigjährigen Widerstandes.

Die Versammlung beschloß mit etwa V» der Stimmen von 1S0—180 An¬
wesenden, principiell sich jeder Abstimmung zu enthalten.

Die Zeit war erschöpft; die Frage der Kindersterblichkeit, für welche
Dr. Varrentrapp eine Reihe von Thesen aufgestellt und eine statistische Arbeit
über Kindersterblichkeit Frankfurts im Vergleich mit anderen Städten und Län¬
dern hatte vertheilen lassen, kam nicht mehr zur Verhandlung. Es ward statt
dessen folgender Antrag von Dr. Varrentrapp angenommen.

In Erwägung: 1) daß es für die Ersprießlichkeit der Verhandlungen der
Section für öffentliche Gesundheitspflege von entscheidenden Einfluß sein wird,
daß es nicht von dem Zufalle abhänge, welche Frage gerade von einem der
Erscheinenden vorgebracht werden wird, daß diese Fragen vielmehr, sowohl
längere Zeit zuvor bekannt gemacht, als in der Regel auch zuvor durch Aus¬
schüsse geprüft und bearbeitet worden seien, — 2) daß die Bedingungen und
Ursachen der in den einzelnen Staaten und Städten höchst verschiedenen, immer¬
hin aber sehr hohen und sicherlich vielfach verminderbaren Kindersterblichkeit
nicht genügend erforscht sind, — daß zu dieser Erforschung gleichmäßige und
wiederholte Erhebungen erforderlich sind, — beschließt die Section für öffent¬
liche Gesundheitspflege:

die Geschäftsführer der diesjährigen Versammlung zu ersuchen.

I. die für die nächstjährige Versammlung ernannten Geschäftsführer zu
bitten:
a) einige zur Verhandlung in der Section für öffentliche Gesund¬
heitspflege geeignet scheinende Fragen vorzubereiten,
b) zu prüfen, ob und in welcher Weise die Frage der Kindersterblich¬
keit auf die Tagesordnung der Versammlung von 1868 zu setzen sei,
II. die auf der diesjährigen Versammlung nicht zur Verhandlung gekom¬
menen Thesen des Dr. G. Varrentrapp über Kindersterblichkeit
sammt dessen Arbeit über die Kindersterblichkeit in Frankfurt, so wie
die von Herrn Dr. Glatter aus Wien eingesandten Tabellen nach
Dresden zu übermitteln.

Die Thesen über Kindersterblichkeit hatten sich vorzugsweise auf die Punkte
statistischer Erhebung und sonstiger Erforschung bezogen und die Einsetzung
einer Commission beantragt, welche sich (etliche Jahre wiederholt) mit der Ein-
sammlung der statistischen Nachweise und deren Bearbeitung beschäftigen und
mit den Behörden in Verbindung setzen sollte.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/199>, abgerufen am 27.09.2024.