Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.Th. Lehmann und dessen Freunden, die erste Stütze geboten hatte, zögerte nicht, Um den einmal geschlossenen Bund verschiedener Parteien zu Gunsten Von da an geht es mit der Kraft und dem Einfluß des Vereins schnell Th. Lehmann und dessen Freunden, die erste Stütze geboten hatte, zögerte nicht, Um den einmal geschlossenen Bund verschiedener Parteien zu Gunsten Von da an geht es mit der Kraft und dem Einfluß des Vereins schnell <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0110" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191871"/> <p xml:id="ID_259" prev="#ID_258"> Th. Lehmann und dessen Freunden, die erste Stütze geboten hatte, zögerte nicht,<lb/> seine Stimme für die volle Durchsetzung jenes Rechtsanspruches zu erheben.<lb/> Sein Vorstand unternahm es. die nationale Agitation für diesen großen prac-<lb/> tischen Zweck in einem Ausschuß zu concentriren, der in Göttingen seinen Sitz<lb/> aufschlug. Die beiden besten agitatorischen Kräfte der Partei. Brater und Mi-<lb/> quöl. nahmen die Sache in die Hand. Doch allerdings nur für einige Wochen.<lb/> An der Gluth der brennend gewordenen Schleswig-holsteinschen Frage hatten<lb/> auch andere Parteien ihr weniger leicht entzündbares nationales Pathos ent¬<lb/> flammt und verlangten an der Leitung und Fortpflanzung der Agitation be¬<lb/> theiligt zu werden. Es wurde ihnen zugestanden; auf der Versammlung deut¬<lb/> scher Landtagsmitglieder zu Frankfurt am Main am 23. December 1863 setzte<lb/> man den sogenannten Sechsunddreißigcr-Ausschuß zur Befreiung Schleswig-<lb/> Holsteins von den Dänen ein, dessen Geschäftsführung neben Brater und eini¬<lb/> gen Gesinnungsgenossen desselben auch Großdeutsche und Radicale mitüber¬<lb/> nahmen. Für den vorliegenden nächsten Zweck bedeutete dies natürlich eine<lb/> Verstärkung und Ausdehnung. Für den Nationalverein aber wurde die Weise<lb/> verhängnißvoll, in welcher nun das das Wort des Spiritus reotor der kieler<lb/> Politik, „die Augustenburgische Sache sei auf den Frieden der Parteien gestellt"<lb/> sich bewährte.</p><lb/> <p xml:id="ID_260"> Um den einmal geschlossenen Bund verschiedener Parteien zu Gunsten<lb/> Schleswig-Holsteins nicht zu gefährden, mußte die eigentliche Parteipolitik zu¬<lb/> nächst natürlich ruhen. Sie ruhte ziemlich ein Jahr lang. Als nach der Er¬<lb/> mannung Preußens auf den londoner Conferenzen und im schleswigschen Feld¬<lb/> zug, mit dem wiener Frieden der Augenblick erschien, sie wieder aufzunehmen,<lb/> fand er die Führer theils des bestimmenden Eingreifens und der Beschäftigung<lb/> mit nationalen Fragen einigermaßen entwöhnt, theils in der Klarheit der An¬<lb/> schauung getrübt durch längeres thatsächliches Zusammengehen mit früheren<lb/> Gegnern auf der einen, und tiefe innere Abgeneigtheit gegen Zusammengehen<lb/> mit der preußischen Negierung auf der andern Seite. Zum ersten Mal blieb<lb/> der Nationalverein handgreiflich hinter seiner Aufgabe zurück, indem er im Ok¬<lb/> tober 1864 zu Eisenach nichts als den maritimen Anschluß Schleswig-Holsteins<lb/> an das siegreiche Preußen Votiren wollte. Der Staat Preußen sing an sich<lb/> auf sich selbst zu besinnen; der Nationalverein begann sich zu verlieren. Der<lb/> Stern des Herrn v. Bismarck war im Aufgehen, der Stern der populären<lb/> Propaganda für allgemeine patriotische Zwecke sank am Horizont hinab.</p><lb/> <p xml:id="ID_261" next="#ID_262"> Von da an geht es mit der Kraft und dem Einfluß des Vereins schnell<lb/> abwärts. Wie zwischen der Regierung und der Opposition in Preußen nach kurzer<lb/> Waffenruhe der Streit von neuem so heftig wie je losbrach, vermochte er seine Sache<lb/> weder von der letztern unzweideutig zu trennen, noch absolut mit ihr zu iden-<lb/> tificiren. Die Fniheits- und die Einheits-Jnteressen, so lange denselben Weg</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0110]
Th. Lehmann und dessen Freunden, die erste Stütze geboten hatte, zögerte nicht,
seine Stimme für die volle Durchsetzung jenes Rechtsanspruches zu erheben.
Sein Vorstand unternahm es. die nationale Agitation für diesen großen prac-
tischen Zweck in einem Ausschuß zu concentriren, der in Göttingen seinen Sitz
aufschlug. Die beiden besten agitatorischen Kräfte der Partei. Brater und Mi-
quöl. nahmen die Sache in die Hand. Doch allerdings nur für einige Wochen.
An der Gluth der brennend gewordenen Schleswig-holsteinschen Frage hatten
auch andere Parteien ihr weniger leicht entzündbares nationales Pathos ent¬
flammt und verlangten an der Leitung und Fortpflanzung der Agitation be¬
theiligt zu werden. Es wurde ihnen zugestanden; auf der Versammlung deut¬
scher Landtagsmitglieder zu Frankfurt am Main am 23. December 1863 setzte
man den sogenannten Sechsunddreißigcr-Ausschuß zur Befreiung Schleswig-
Holsteins von den Dänen ein, dessen Geschäftsführung neben Brater und eini¬
gen Gesinnungsgenossen desselben auch Großdeutsche und Radicale mitüber¬
nahmen. Für den vorliegenden nächsten Zweck bedeutete dies natürlich eine
Verstärkung und Ausdehnung. Für den Nationalverein aber wurde die Weise
verhängnißvoll, in welcher nun das das Wort des Spiritus reotor der kieler
Politik, „die Augustenburgische Sache sei auf den Frieden der Parteien gestellt"
sich bewährte.
Um den einmal geschlossenen Bund verschiedener Parteien zu Gunsten
Schleswig-Holsteins nicht zu gefährden, mußte die eigentliche Parteipolitik zu¬
nächst natürlich ruhen. Sie ruhte ziemlich ein Jahr lang. Als nach der Er¬
mannung Preußens auf den londoner Conferenzen und im schleswigschen Feld¬
zug, mit dem wiener Frieden der Augenblick erschien, sie wieder aufzunehmen,
fand er die Führer theils des bestimmenden Eingreifens und der Beschäftigung
mit nationalen Fragen einigermaßen entwöhnt, theils in der Klarheit der An¬
schauung getrübt durch längeres thatsächliches Zusammengehen mit früheren
Gegnern auf der einen, und tiefe innere Abgeneigtheit gegen Zusammengehen
mit der preußischen Negierung auf der andern Seite. Zum ersten Mal blieb
der Nationalverein handgreiflich hinter seiner Aufgabe zurück, indem er im Ok¬
tober 1864 zu Eisenach nichts als den maritimen Anschluß Schleswig-Holsteins
an das siegreiche Preußen Votiren wollte. Der Staat Preußen sing an sich
auf sich selbst zu besinnen; der Nationalverein begann sich zu verlieren. Der
Stern des Herrn v. Bismarck war im Aufgehen, der Stern der populären
Propaganda für allgemeine patriotische Zwecke sank am Horizont hinab.
Von da an geht es mit der Kraft und dem Einfluß des Vereins schnell
abwärts. Wie zwischen der Regierung und der Opposition in Preußen nach kurzer
Waffenruhe der Streit von neuem so heftig wie je losbrach, vermochte er seine Sache
weder von der letztern unzweideutig zu trennen, noch absolut mit ihr zu iden-
tificiren. Die Fniheits- und die Einheits-Jnteressen, so lange denselben Weg
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