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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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Männer sich der Verblendung nicht zu erwehren gewußt, welche bei blos theo¬
retischer Bildung und der Angewohnheit, mit den wirtlichen Größen der Politik
zu rechnen.'kurz bei thaisächlicher Staatslvsigkeit, das Verständniß für politische
Dinge trüben muß. Anders wenigstens ist es nicht zu verstehen, wie man sich
im Ernst auf den "aufrichtigen Liberalismus" unserer Stacusleitung gegenüber
B. der preußischen etwas zu Gute thun kann. -- Darüber sprechen wir ein
weiteres Wort.




Der deutsche Buchhandel der letzten Monate.
3.

In den nächsten Tagen soll die pariser Ausstellung eröffnet werde". Sie
zu beschicken ward auch der deutsche Buchhandel aufgefordert, und vieles wan-
derte daraufhin über den Mein an Köchern kostbaren Drucks, a" Kunstsacben,
Kartenwerken, Musikalien und all den Dingen, mit deren Herausgabe der Ver¬
leger in friedlichen Zeiten sich eifrig beschäftigt. Dabei mußte nicht >eilen der
Buchbinder sein Möglichstes thun, und die go!due Schale entsprach dem hier--
deuten Kern. Auch der Geschichtsforscher, der Mathematiker und Philosoph,
sie wandelten in einzelnen Exemplaren schöner gebunden und stark vergoldet
in die Fremde, aber sie mögen sieh doch einsam fühlen unter den zahllosen
Kunstwerken, den Erzeugnissen des Grabstichels, des Photographieapparats und
der Lithographiesteine. Man darf vielleicht sagen, daß Bücher überhaupt nur
vom Drucker als Belege technischer Tüchtigkeit ausgestellt werden konnten und
daß ein Ausstellen von Seiten des Verlegers weder dessen noch des Buches
würdig sei. Zum Mindesten aber kann man behaupten, daß die Ausstellung
reinen Bücherverlags ein harmloses Vergnügen sei, wenig nützlich und kaum
dazu angethan, einen Ueberblick über die literarische Thätigkeit eines bestimmten
Kreises zu gewähren. Dazu ist der einfache Katalog viel geeigneter. Der
Werth jener Erzeugnisse buchhändlerischer Thätigkeit sitzt nicht so auf der Ober¬
fläche, daß ihn der flüchtige Beschauer zu würdigen vermöchte, und selbst wenn
er das könnte, würde ihn nicht anziehen, was er in den Buchhandlungen der
Heimath sich leicht zur Ansicht verschaffen kann. Mancher, der hinter dem gold-


Männer sich der Verblendung nicht zu erwehren gewußt, welche bei blos theo¬
retischer Bildung und der Angewohnheit, mit den wirtlichen Größen der Politik
zu rechnen.'kurz bei thaisächlicher Staatslvsigkeit, das Verständniß für politische
Dinge trüben muß. Anders wenigstens ist es nicht zu verstehen, wie man sich
im Ernst auf den „aufrichtigen Liberalismus" unserer Stacusleitung gegenüber
B. der preußischen etwas zu Gute thun kann. — Darüber sprechen wir ein
weiteres Wort.




Der deutsche Buchhandel der letzten Monate.
3.

In den nächsten Tagen soll die pariser Ausstellung eröffnet werde». Sie
zu beschicken ward auch der deutsche Buchhandel aufgefordert, und vieles wan-
derte daraufhin über den Mein an Köchern kostbaren Drucks, a» Kunstsacben,
Kartenwerken, Musikalien und all den Dingen, mit deren Herausgabe der Ver¬
leger in friedlichen Zeiten sich eifrig beschäftigt. Dabei mußte nicht >eilen der
Buchbinder sein Möglichstes thun, und die go!due Schale entsprach dem hier--
deuten Kern. Auch der Geschichtsforscher, der Mathematiker und Philosoph,
sie wandelten in einzelnen Exemplaren schöner gebunden und stark vergoldet
in die Fremde, aber sie mögen sieh doch einsam fühlen unter den zahllosen
Kunstwerken, den Erzeugnissen des Grabstichels, des Photographieapparats und
der Lithographiesteine. Man darf vielleicht sagen, daß Bücher überhaupt nur
vom Drucker als Belege technischer Tüchtigkeit ausgestellt werden konnten und
daß ein Ausstellen von Seiten des Verlegers weder dessen noch des Buches
würdig sei. Zum Mindesten aber kann man behaupten, daß die Ausstellung
reinen Bücherverlags ein harmloses Vergnügen sei, wenig nützlich und kaum
dazu angethan, einen Ueberblick über die literarische Thätigkeit eines bestimmten
Kreises zu gewähren. Dazu ist der einfache Katalog viel geeigneter. Der
Werth jener Erzeugnisse buchhändlerischer Thätigkeit sitzt nicht so auf der Ober¬
fläche, daß ihn der flüchtige Beschauer zu würdigen vermöchte, und selbst wenn
er das könnte, würde ihn nicht anziehen, was er in den Buchhandlungen der
Heimath sich leicht zur Ansicht verschaffen kann. Mancher, der hinter dem gold-


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[0070] Männer sich der Verblendung nicht zu erwehren gewußt, welche bei blos theo¬ retischer Bildung und der Angewohnheit, mit den wirtlichen Größen der Politik zu rechnen.'kurz bei thaisächlicher Staatslvsigkeit, das Verständniß für politische Dinge trüben muß. Anders wenigstens ist es nicht zu verstehen, wie man sich im Ernst auf den „aufrichtigen Liberalismus" unserer Stacusleitung gegenüber B. der preußischen etwas zu Gute thun kann. — Darüber sprechen wir ein weiteres Wort. Der deutsche Buchhandel der letzten Monate. 3. In den nächsten Tagen soll die pariser Ausstellung eröffnet werde». Sie zu beschicken ward auch der deutsche Buchhandel aufgefordert, und vieles wan- derte daraufhin über den Mein an Köchern kostbaren Drucks, a» Kunstsacben, Kartenwerken, Musikalien und all den Dingen, mit deren Herausgabe der Ver¬ leger in friedlichen Zeiten sich eifrig beschäftigt. Dabei mußte nicht >eilen der Buchbinder sein Möglichstes thun, und die go!due Schale entsprach dem hier-- deuten Kern. Auch der Geschichtsforscher, der Mathematiker und Philosoph, sie wandelten in einzelnen Exemplaren schöner gebunden und stark vergoldet in die Fremde, aber sie mögen sieh doch einsam fühlen unter den zahllosen Kunstwerken, den Erzeugnissen des Grabstichels, des Photographieapparats und der Lithographiesteine. Man darf vielleicht sagen, daß Bücher überhaupt nur vom Drucker als Belege technischer Tüchtigkeit ausgestellt werden konnten und daß ein Ausstellen von Seiten des Verlegers weder dessen noch des Buches würdig sei. Zum Mindesten aber kann man behaupten, daß die Ausstellung reinen Bücherverlags ein harmloses Vergnügen sei, wenig nützlich und kaum dazu angethan, einen Ueberblick über die literarische Thätigkeit eines bestimmten Kreises zu gewähren. Dazu ist der einfache Katalog viel geeigneter. Der Werth jener Erzeugnisse buchhändlerischer Thätigkeit sitzt nicht so auf der Ober¬ fläche, daß ihn der flüchtige Beschauer zu würdigen vermöchte, und selbst wenn er das könnte, würde ihn nicht anziehen, was er in den Buchhandlungen der Heimath sich leicht zur Ansicht verschaffen kann. Mancher, der hinter dem gold-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/70>, abgerufen am 22.07.2024.