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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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spondenz rechtfertigte den gewählten Namen; eine dreifache Reihe jährlicher
Publicationen, ein Heft großer schöner Kupfertafeln (mormmeirti inecliti), ein
Band mit selbständigen Abhandlungen (amrali) und monatliche kurze Fund- und
Museumsbcricbte (dullettmo). sollte die Hauptresultate mittheilen. Daneben
wurden im Winter innerhalb des Zeitraums vom 9. December bis zum 21. April
(Gründungstag Roms) wöchentlich öffentliche Versammlungen angeordnet, denen
Bunsen im preußischen Gesandschaftshotel, dem Palast Cassarelli, vorerst eine
Stätte einräumte. Es war nichts Geringes, die bedeutenden Geldmittel, welcher
das fast ganz auf den Ertrag seiner Publicationen angewiesene Institut bedürfte,
durch Subscriptionen zu beschaffen. Ebensowenig sind die Schwierigkeiten zu
unterschätzen, welche von Seiten der römischen Negierung und daher auch man¬
chen römischen Gelehrten der von Fremden gegründeten und unter fremder Pro-
tection erblühenden Stiftung entgegengestellt wurden. Dem Feuereifer der
Begründer und vor oller Gerhards gelang es. aller dieser Schwierigkeiten Herr
zu werden und damit eine Anstalt ins Leben zu rufen, welche seit nun bald
vierzig Jahren den bedeutendsten Antheil an dem Aufschwung archäologischer
Studien gewonnen hat. Eine Geschichte des archäologischen Instituts zu geben
ist aber nicht dieses Ortes, wo nur Gerhards als des eigentlichen Stifters Ver¬
dienst hervorgehoben werden sollte.

Für die nächsten Jahre, die grundlegenden des ganzen Unternehmens, wid¬
mete Gerhard diesem seine ganze Kraft, meistens als factischer Leiter aller Jn-
stitutsangelegenheiten von Rom aus, jedoch war sein römischer Aufenthalt hin
und wieder von Reisen in die Heimath unterbrochen. Je näher ihm aber der
Wunsch trat, eine bleibende Thätigkeit im Vaterlande zu finden, um so erwünschter
mußte es ihm sein, in Emil Braun, den er in München bei Schelling kennen
gelernt und dann selbst archäologisch ausgebildet hatte, einen Mann zu finden,
der neben Bunsens unermüdlichem Eifer die Zwecke des Instituts in der von
Gerhard selber begonnenen Weise weiter zu fördern vorzugsweise geeignet
war. So konnte Gerhard seine Stiftung in dem ruhigen Gefühl verlassen, daß
sie ihren Weg sicher fortsetzen werde. Im Jahre 1834 begann die Über¬
siedelung nach Berlin, wo er zunächst einen Posten als "Archäolog des
Museums" erhielt. Dem berliner Museum hatte er sich bereits in den vorher¬
gehenden Jahren als kundigster Vermittler bedeutender Antikenankäufe nützlich
erwiesen, namentlich verdankt ihm das Museum einen großen Theil seiner werth¬
vollen Vasensammlung, die denn auch Gerhards specieller Leitung unterstellt
ward. Da er das Museum nur erst theilweise katalogisirt Vorhand, so erkannte
er es auch hier, wie früher in Rom und Neapel, als seine erste Pflicht, die
Sammlungen durch ein genaues raisonnirendes Verzeichnis^ dem wissenschaft¬
lichen Gebrauch zugänglich zu machen. Bei seiner gewaltigen Arbeitskraft ver¬
mochte er schon 1836 den ersten Band von "Berlins antiken Bildwerken", welcher


spondenz rechtfertigte den gewählten Namen; eine dreifache Reihe jährlicher
Publicationen, ein Heft großer schöner Kupfertafeln (mormmeirti inecliti), ein
Band mit selbständigen Abhandlungen (amrali) und monatliche kurze Fund- und
Museumsbcricbte (dullettmo). sollte die Hauptresultate mittheilen. Daneben
wurden im Winter innerhalb des Zeitraums vom 9. December bis zum 21. April
(Gründungstag Roms) wöchentlich öffentliche Versammlungen angeordnet, denen
Bunsen im preußischen Gesandschaftshotel, dem Palast Cassarelli, vorerst eine
Stätte einräumte. Es war nichts Geringes, die bedeutenden Geldmittel, welcher
das fast ganz auf den Ertrag seiner Publicationen angewiesene Institut bedürfte,
durch Subscriptionen zu beschaffen. Ebensowenig sind die Schwierigkeiten zu
unterschätzen, welche von Seiten der römischen Negierung und daher auch man¬
chen römischen Gelehrten der von Fremden gegründeten und unter fremder Pro-
tection erblühenden Stiftung entgegengestellt wurden. Dem Feuereifer der
Begründer und vor oller Gerhards gelang es. aller dieser Schwierigkeiten Herr
zu werden und damit eine Anstalt ins Leben zu rufen, welche seit nun bald
vierzig Jahren den bedeutendsten Antheil an dem Aufschwung archäologischer
Studien gewonnen hat. Eine Geschichte des archäologischen Instituts zu geben
ist aber nicht dieses Ortes, wo nur Gerhards als des eigentlichen Stifters Ver¬
dienst hervorgehoben werden sollte.

Für die nächsten Jahre, die grundlegenden des ganzen Unternehmens, wid¬
mete Gerhard diesem seine ganze Kraft, meistens als factischer Leiter aller Jn-
stitutsangelegenheiten von Rom aus, jedoch war sein römischer Aufenthalt hin
und wieder von Reisen in die Heimath unterbrochen. Je näher ihm aber der
Wunsch trat, eine bleibende Thätigkeit im Vaterlande zu finden, um so erwünschter
mußte es ihm sein, in Emil Braun, den er in München bei Schelling kennen
gelernt und dann selbst archäologisch ausgebildet hatte, einen Mann zu finden,
der neben Bunsens unermüdlichem Eifer die Zwecke des Instituts in der von
Gerhard selber begonnenen Weise weiter zu fördern vorzugsweise geeignet
war. So konnte Gerhard seine Stiftung in dem ruhigen Gefühl verlassen, daß
sie ihren Weg sicher fortsetzen werde. Im Jahre 1834 begann die Über¬
siedelung nach Berlin, wo er zunächst einen Posten als „Archäolog des
Museums" erhielt. Dem berliner Museum hatte er sich bereits in den vorher¬
gehenden Jahren als kundigster Vermittler bedeutender Antikenankäufe nützlich
erwiesen, namentlich verdankt ihm das Museum einen großen Theil seiner werth¬
vollen Vasensammlung, die denn auch Gerhards specieller Leitung unterstellt
ward. Da er das Museum nur erst theilweise katalogisirt Vorhand, so erkannte
er es auch hier, wie früher in Rom und Neapel, als seine erste Pflicht, die
Sammlungen durch ein genaues raisonnirendes Verzeichnis^ dem wissenschaft¬
lichen Gebrauch zugänglich zu machen. Bei seiner gewaltigen Arbeitskraft ver¬
mochte er schon 1836 den ersten Band von „Berlins antiken Bildwerken", welcher


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/460>, abgerufen am 24.08.2024.