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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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in der Flanke jederseits einen weißen Streifen hat, aus dessen Pforten die
Deckgeschütze ihre Mündungen herausstrecken. Solche leichte Briggs sind
gegenüber Schoonern oder Dreimastschoonern von etwa gleicher Größe für die
Ausbildung der Jungen ganz besonders geeignet, weil sie im Verhältniß zur
Größe des Fahrzeugs eine große Anzahl von Naasegeln haben und somit sehr
viel Bedienung verwenden und in den schwierigsten Segelexerciticn üben können.
Auch die Engländer haben als Ausbildungsschiffe für ihre Jungen gern
ti-airimg drigs.

Aus denselben Gründen ist man auch Wohl dazu geschritten, im Jahre 1860
das sechste Segelschiff, das Preußen besitzt, die ,. Hela". 6, aus einem Schooner
zur Brigg umzutakeln. Dieses kleine Fahrzeug, das seinen Namen von der
nehrungsähnlichen Halbinsel auf der Höhe von Danzig hat, war früher genau
ebenso wie der "Frauenlob* ein Schooner von 3 Kanonen, durch die erwähnte
Umformung aber, bei der auch die Zahl der leichten Deckgeschütze vermehrt
wurde, hat es am Hinteren Maste Raaen bekommen, und ist so eine vollständige
Brigg von 6 Kanonen geworden, deren schwarzer kleiner Rumpf sich nicht
grade bedeutend ausnimmt. Sie wird auch als Kutterbrigg bezeichnet, writ
ihr vorderer, ihr Fockmast, nicht zwei aufgesetzte Verlängerungen (Stengen) führt,
wie d!e Masten gewöhnlicher Briggs und Vollschiffe, sondern nur eine solche
Stenge, wie ein Kutter. Gegenwärtig ist sie als Tender für die "Gesion"
bestimmt, welche die Schiffsjungen und Cadetten aufnimmt, da die beiden
Schiffsjungenbriggs und die "Niobe" einer Reparatur in Danzig unterzogen
werden sollen.

Wenn die Erweiterung der norddeutschen Marine nöthig macht, die Zahl
dieser Uebungsbriggs zu vermehren, so wird man die neuen Fahrzeuge dieser
Art am besten wieder durch Ankauf beschaffen, denn grade bei Segelschiffen, welche
in älteren Mariner so zahlreich sind, daß sich keine Verwendung für die ganze
Zahl findet, läßt sich nicht der Einwurf geltend machen, wie bei Panzerschiffen,
die ein anderer Staat verkaufen will, daß sie nämlich irgendwelche verborgenen
Fehler besitzen müssen, da der Verkäufer sie sonst lieber selbst behalten würde.
Die Uebungsschiffe .Niobe". "Rover". "Moskito" sind übrigens mit den.
selben Namen, die sie in England führten, in die preußische Marine über¬
nommen worden. Die Größe der beiden ziemlich gleich großen Briggs mag
man aus der Angabe abnehmen, daß der "Rover" z. B. 113 Fuß Länge und
eine Lästigkeit von S90 Tonnen hat.

Auch schmerzliche Verluste blieben der jungen preußischen Flotte nicht erspart.
Die Segelcorvette "Amazone", 12. ist leider vor sechs Jahren verloren worden.

Die "Amazone" war ein gar nicht großes, sehr niedrig über dem Wasser
liegendes Schiff, dessen ganz schwarzer Rumpf, der Classification als Corvette
gemäß, unter dem Oberdeck blos Wohnungs- und Vorrathsräume barg, seine


in der Flanke jederseits einen weißen Streifen hat, aus dessen Pforten die
Deckgeschütze ihre Mündungen herausstrecken. Solche leichte Briggs sind
gegenüber Schoonern oder Dreimastschoonern von etwa gleicher Größe für die
Ausbildung der Jungen ganz besonders geeignet, weil sie im Verhältniß zur
Größe des Fahrzeugs eine große Anzahl von Naasegeln haben und somit sehr
viel Bedienung verwenden und in den schwierigsten Segelexerciticn üben können.
Auch die Engländer haben als Ausbildungsschiffe für ihre Jungen gern
ti-airimg drigs.

Aus denselben Gründen ist man auch Wohl dazu geschritten, im Jahre 1860
das sechste Segelschiff, das Preußen besitzt, die ,. Hela". 6, aus einem Schooner
zur Brigg umzutakeln. Dieses kleine Fahrzeug, das seinen Namen von der
nehrungsähnlichen Halbinsel auf der Höhe von Danzig hat, war früher genau
ebenso wie der „Frauenlob* ein Schooner von 3 Kanonen, durch die erwähnte
Umformung aber, bei der auch die Zahl der leichten Deckgeschütze vermehrt
wurde, hat es am Hinteren Maste Raaen bekommen, und ist so eine vollständige
Brigg von 6 Kanonen geworden, deren schwarzer kleiner Rumpf sich nicht
grade bedeutend ausnimmt. Sie wird auch als Kutterbrigg bezeichnet, writ
ihr vorderer, ihr Fockmast, nicht zwei aufgesetzte Verlängerungen (Stengen) führt,
wie d!e Masten gewöhnlicher Briggs und Vollschiffe, sondern nur eine solche
Stenge, wie ein Kutter. Gegenwärtig ist sie als Tender für die „Gesion"
bestimmt, welche die Schiffsjungen und Cadetten aufnimmt, da die beiden
Schiffsjungenbriggs und die „Niobe" einer Reparatur in Danzig unterzogen
werden sollen.

Wenn die Erweiterung der norddeutschen Marine nöthig macht, die Zahl
dieser Uebungsbriggs zu vermehren, so wird man die neuen Fahrzeuge dieser
Art am besten wieder durch Ankauf beschaffen, denn grade bei Segelschiffen, welche
in älteren Mariner so zahlreich sind, daß sich keine Verwendung für die ganze
Zahl findet, läßt sich nicht der Einwurf geltend machen, wie bei Panzerschiffen,
die ein anderer Staat verkaufen will, daß sie nämlich irgendwelche verborgenen
Fehler besitzen müssen, da der Verkäufer sie sonst lieber selbst behalten würde.
Die Uebungsschiffe .Niobe". „Rover". „Moskito" sind übrigens mit den.
selben Namen, die sie in England führten, in die preußische Marine über¬
nommen worden. Die Größe der beiden ziemlich gleich großen Briggs mag
man aus der Angabe abnehmen, daß der „Rover" z. B. 113 Fuß Länge und
eine Lästigkeit von S90 Tonnen hat.

Auch schmerzliche Verluste blieben der jungen preußischen Flotte nicht erspart.
Die Segelcorvette „Amazone", 12. ist leider vor sechs Jahren verloren worden.

Die „Amazone" war ein gar nicht großes, sehr niedrig über dem Wasser
liegendes Schiff, dessen ganz schwarzer Rumpf, der Classification als Corvette
gemäß, unter dem Oberdeck blos Wohnungs- und Vorrathsräume barg, seine


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/420>, abgerufen am 24.08.2024.