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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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sitzt, für etwaige europäische Kriege disponibel, während jetzt immer eine gedeckte
Corvette in Abzug zu bringen ist. Der Schutz der Handelsinteressen aber und
die Vertretung der Bundesflagge in jenen Gewässern würde, wie sie in früheren
Zeiten stets durch Segelkriegsschiffc bewirkt worden ist. so auch jetzt ohne all¬
zu große Uebelstände durch Segelfregatttn geübt werden können; es käme ja
immer nur auf den Besuch verschiedner Häfen, keineswegs auf die Verfolgung
kleinerer Piratenfahrzeuge an der Küste an, da letztere für ein großes Kriegs¬
schiff wegen seines Tiefganges überhaupt unmöglich ist und sich nur durch
Schraubenkanonenboote ausführen läßt. Das einzig Bedenkliche dabei wäre
der Uebelstand, daß ein Segelkriegsschiff während seines Kreuzens die See-
Polizei über Dampfer nicht genügend ausüben könnte, und daß außerdem die
Autorität verringert würde, wenn die Fregatte beim Auslaufen und Ein¬
laufen in Häfen während widrigem Winde zu umständlichen Segelmanövern
gezwungen wäre, statt wie die Kriegsschiffe anderer Nationen die Passage unter
Dampf direct forcircn zu können. Immerhin ist es fraglich, ob nicht diese
Uebelstände durch den Vortheil, stets ein großes Schraubenschiff mehr in Europa
M Disposition zu haben, aufgewogen würden.

Die dritte Segelfregatte, die "Niobe". 28, sowie die beiden größeren, für
16 Kanonen gebohrten Kriegsbriggs "Rover" und "Moskito" gehören der
Preußischen Marine noch nicht lange an: sie wurden von England als Schul¬
schiffe für die Heranbildung der Besatzung unserer Flotte angekauft, und sind seit¬
dem in der Weise verwandt worden, daß die Fregatte zur Ausbildung der
Seecadetten, die beiden Briggs aber zur Ausbildung der Schiffsjungen Reisen
in der Ostsee, der Nordsee, der Mittellandsee und sonst im atlantischen Ocean
gemacht haben. Beim Auftauchen der luxemburger Frage befanden sich alle
drei Uebungsschiffe ebenso wie die gedeckte Schraubencorvette "Gazelle" im
Mittelmeer, seitdem aber sind sie sämmtlich heimbcordert worden und auch be¬
reits in den heimischen Häfen eingetroffen, so daß, wie wir beiläufig bemerken
wollen, gegenwärtig nur noch die gedeckte Corvette "Vineta", welche in Ost¬
asien zum Schutz der deutschen Interessen stationirt ist, sich außerhalb der
deutschen Gewässer befindet. Die Fregatte Niobe fordert sich als ^.Uebungsschiff
ebenso wie die beiden Briggs eine sehr leichte Takelage, so daß deren einzelne
Stücke nicht zu bedeutende Dimensionen und nicht allzu große Schwere haben,
und den Kräften der jungen Leute, welche dieselben handhaben sollen, an
gemessen sind.

Die beiden Briggs "Rover" und "Moskito" zeichnen sich aber trotz¬
dem durch eine ganz auffallende, wirklich imponirende Höhe ihrer Bemastung aus;
die beiden Masten, jeder mit seinen vier schlanken Raaen, machen einen äußerst
eleganten Eindruck, der noch gehoben wird durch den schmucken Rumpf, welcher,
entgegen der sonstigen Usance, obwohl er keine gedeckte.Batterie in sich birgt,


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sitzt, für etwaige europäische Kriege disponibel, während jetzt immer eine gedeckte
Corvette in Abzug zu bringen ist. Der Schutz der Handelsinteressen aber und
die Vertretung der Bundesflagge in jenen Gewässern würde, wie sie in früheren
Zeiten stets durch Segelkriegsschiffc bewirkt worden ist. so auch jetzt ohne all¬
zu große Uebelstände durch Segelfregatttn geübt werden können; es käme ja
immer nur auf den Besuch verschiedner Häfen, keineswegs auf die Verfolgung
kleinerer Piratenfahrzeuge an der Küste an, da letztere für ein großes Kriegs¬
schiff wegen seines Tiefganges überhaupt unmöglich ist und sich nur durch
Schraubenkanonenboote ausführen läßt. Das einzig Bedenkliche dabei wäre
der Uebelstand, daß ein Segelkriegsschiff während seines Kreuzens die See-
Polizei über Dampfer nicht genügend ausüben könnte, und daß außerdem die
Autorität verringert würde, wenn die Fregatte beim Auslaufen und Ein¬
laufen in Häfen während widrigem Winde zu umständlichen Segelmanövern
gezwungen wäre, statt wie die Kriegsschiffe anderer Nationen die Passage unter
Dampf direct forcircn zu können. Immerhin ist es fraglich, ob nicht diese
Uebelstände durch den Vortheil, stets ein großes Schraubenschiff mehr in Europa
M Disposition zu haben, aufgewogen würden.

Die dritte Segelfregatte, die „Niobe". 28, sowie die beiden größeren, für
16 Kanonen gebohrten Kriegsbriggs „Rover" und „Moskito" gehören der
Preußischen Marine noch nicht lange an: sie wurden von England als Schul¬
schiffe für die Heranbildung der Besatzung unserer Flotte angekauft, und sind seit¬
dem in der Weise verwandt worden, daß die Fregatte zur Ausbildung der
Seecadetten, die beiden Briggs aber zur Ausbildung der Schiffsjungen Reisen
in der Ostsee, der Nordsee, der Mittellandsee und sonst im atlantischen Ocean
gemacht haben. Beim Auftauchen der luxemburger Frage befanden sich alle
drei Uebungsschiffe ebenso wie die gedeckte Schraubencorvette „Gazelle" im
Mittelmeer, seitdem aber sind sie sämmtlich heimbcordert worden und auch be¬
reits in den heimischen Häfen eingetroffen, so daß, wie wir beiläufig bemerken
wollen, gegenwärtig nur noch die gedeckte Corvette „Vineta", welche in Ost¬
asien zum Schutz der deutschen Interessen stationirt ist, sich außerhalb der
deutschen Gewässer befindet. Die Fregatte Niobe fordert sich als ^.Uebungsschiff
ebenso wie die beiden Briggs eine sehr leichte Takelage, so daß deren einzelne
Stücke nicht zu bedeutende Dimensionen und nicht allzu große Schwere haben,
und den Kräften der jungen Leute, welche dieselben handhaben sollen, an
gemessen sind.

Die beiden Briggs „Rover" und „Moskito" zeichnen sich aber trotz¬
dem durch eine ganz auffallende, wirklich imponirende Höhe ihrer Bemastung aus;
die beiden Masten, jeder mit seinen vier schlanken Raaen, machen einen äußerst
eleganten Eindruck, der noch gehoben wird durch den schmucken Rumpf, welcher,
entgegen der sonstigen Usance, obwohl er keine gedeckte.Batterie in sich birgt,


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[0419] sitzt, für etwaige europäische Kriege disponibel, während jetzt immer eine gedeckte Corvette in Abzug zu bringen ist. Der Schutz der Handelsinteressen aber und die Vertretung der Bundesflagge in jenen Gewässern würde, wie sie in früheren Zeiten stets durch Segelkriegsschiffc bewirkt worden ist. so auch jetzt ohne all¬ zu große Uebelstände durch Segelfregatttn geübt werden können; es käme ja immer nur auf den Besuch verschiedner Häfen, keineswegs auf die Verfolgung kleinerer Piratenfahrzeuge an der Küste an, da letztere für ein großes Kriegs¬ schiff wegen seines Tiefganges überhaupt unmöglich ist und sich nur durch Schraubenkanonenboote ausführen läßt. Das einzig Bedenkliche dabei wäre der Uebelstand, daß ein Segelkriegsschiff während seines Kreuzens die See- Polizei über Dampfer nicht genügend ausüben könnte, und daß außerdem die Autorität verringert würde, wenn die Fregatte beim Auslaufen und Ein¬ laufen in Häfen während widrigem Winde zu umständlichen Segelmanövern gezwungen wäre, statt wie die Kriegsschiffe anderer Nationen die Passage unter Dampf direct forcircn zu können. Immerhin ist es fraglich, ob nicht diese Uebelstände durch den Vortheil, stets ein großes Schraubenschiff mehr in Europa M Disposition zu haben, aufgewogen würden. Die dritte Segelfregatte, die „Niobe". 28, sowie die beiden größeren, für 16 Kanonen gebohrten Kriegsbriggs „Rover" und „Moskito" gehören der Preußischen Marine noch nicht lange an: sie wurden von England als Schul¬ schiffe für die Heranbildung der Besatzung unserer Flotte angekauft, und sind seit¬ dem in der Weise verwandt worden, daß die Fregatte zur Ausbildung der Seecadetten, die beiden Briggs aber zur Ausbildung der Schiffsjungen Reisen in der Ostsee, der Nordsee, der Mittellandsee und sonst im atlantischen Ocean gemacht haben. Beim Auftauchen der luxemburger Frage befanden sich alle drei Uebungsschiffe ebenso wie die gedeckte Schraubencorvette „Gazelle" im Mittelmeer, seitdem aber sind sie sämmtlich heimbcordert worden und auch be¬ reits in den heimischen Häfen eingetroffen, so daß, wie wir beiläufig bemerken wollen, gegenwärtig nur noch die gedeckte Corvette „Vineta", welche in Ost¬ asien zum Schutz der deutschen Interessen stationirt ist, sich außerhalb der deutschen Gewässer befindet. Die Fregatte Niobe fordert sich als ^.Uebungsschiff ebenso wie die beiden Briggs eine sehr leichte Takelage, so daß deren einzelne Stücke nicht zu bedeutende Dimensionen und nicht allzu große Schwere haben, und den Kräften der jungen Leute, welche dieselben handhaben sollen, an gemessen sind. Die beiden Briggs „Rover" und „Moskito" zeichnen sich aber trotz¬ dem durch eine ganz auffallende, wirklich imponirende Höhe ihrer Bemastung aus; die beiden Masten, jeder mit seinen vier schlanken Raaen, machen einen äußerst eleganten Eindruck, der noch gehoben wird durch den schmucken Rumpf, welcher, entgegen der sonstigen Usance, obwohl er keine gedeckte.Batterie in sich birgt, 53*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/419>, abgerufen am 24.08.2024.