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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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reichte und ihn dem hohen Beruf seines Geistes und Herzens allein zu leben,
erhielt. O weinen Sie mit mir und den meinigen. Sie fühlten es selbst
und sagten es laut. Unter Gottes unerforschlichen Willen mich zu beugen ist
meine schwere Pflicht -- ach, er bereite aus diesem Dunkel ein Licht zu mei-
nem Trost!

Theurer, treuer Freund, zutrauensvoll zu Ihrer unveränderten Freundschaft,
die Sie für den Seligen, für mich und die meinigen hatten, komme ich im
engsten Vertrauen, in einer für uns wichtigen Angelegenheit zu Ihnen, um
Ihren Rath zu erbitten. Unverändert geben wir Ihnen Freundschaft und
Achtung redlich zurück, wenn auch manchmal der strenge Maasstab meines
Mannes, womit er gern seine Freunde maaß, auch Sie streng beurtheilte. ---
Er achtete von dem Augenblick an, da er Ihre Schrift gelesen und recensirt
hatte, Ihren Charackter und Ihren Geist hoch -- er blieb in der Folge
theilnehmend, wie Sie sich durch Höhen und Tiefen fortbildeten. So stand er
mit Ihnen. Ich thue dies aufrichtige Bekenntniß, damit Sie die Wahrheit
wissen und nicht irre geführt werden. Ehren Sie sein Andenken wie bisher
-- seine heilige Seele werde nur von den Guten und ähnlich Gesinnten an-
erkannt und geehrt. -- Das Gute. Wahre. Heilige, was er that und wollte,
wird Gott und die Zeit schützen, wenn auch jetzt eine Rotte es zu Füßen zu
treten scheint. -- Ewig danke ich Ihnen, daß Sie mit solcher Liebe und Achtung
seine Geisteswerke öffentlich beurtheilt haben -- auch Sie haben Balsam auf
seine wunde Seele gelegt. --

Daß sein Geist fortlebe, dazu wird jeder Gute und Edle beitragen. -- Die
nächste Pflicht hiezu haben seine Hinterbliebenen durch die Herausgabe seiner
Schriften. Diese nach seinem Wunsch und durch Beihilfe einiger treuer, in sei¬
nem Sinn gebildeter Freunde, wollen wir jetzt veranstalten.

Zwar keine Palingenesie, wie Er sie vorhatte, kann damit vorgenommen
werden -- er hat aber viele Vorarbeiten zurückgelassen, die den Werken an
Stelle und Ort beigefügt -- alte Schlacken vorübergehender Streitigkeiten weg¬
gelassen -- und wo es nöthig ist kurze Erläuterung gegeben -- seine Grund¬
sätze und Meinungen im reinen Licht, mit seinen eigenen Worten, dar¬
stellen würden.

Eine solche Ausgabe ist seines Geistes und seines Willens würdig. Wir
haben hiezu alles in Händen, um sie nach seinem Wunsch zu veranstalten.

Bei Einrichtung des mer?antikischen bedürfen wir jetzt einen Sachkundigen,
redlichen Freund und Rathgeber -- ich habe das unumschränkte Vertrauen Sie,
Sie, rechtschaffener Freund, werden in unserem Anliegen Ihren Rath mir nicht
versagen.

Ich verspreche Ihnen keinen andern Gebrauch als zu meiner Belehrung
von Ihrem freundschaftlichen Rath zu machen.


reichte und ihn dem hohen Beruf seines Geistes und Herzens allein zu leben,
erhielt. O weinen Sie mit mir und den meinigen. Sie fühlten es selbst
und sagten es laut. Unter Gottes unerforschlichen Willen mich zu beugen ist
meine schwere Pflicht — ach, er bereite aus diesem Dunkel ein Licht zu mei-
nem Trost!

Theurer, treuer Freund, zutrauensvoll zu Ihrer unveränderten Freundschaft,
die Sie für den Seligen, für mich und die meinigen hatten, komme ich im
engsten Vertrauen, in einer für uns wichtigen Angelegenheit zu Ihnen, um
Ihren Rath zu erbitten. Unverändert geben wir Ihnen Freundschaft und
Achtung redlich zurück, wenn auch manchmal der strenge Maasstab meines
Mannes, womit er gern seine Freunde maaß, auch Sie streng beurtheilte. -—
Er achtete von dem Augenblick an, da er Ihre Schrift gelesen und recensirt
hatte, Ihren Charackter und Ihren Geist hoch — er blieb in der Folge
theilnehmend, wie Sie sich durch Höhen und Tiefen fortbildeten. So stand er
mit Ihnen. Ich thue dies aufrichtige Bekenntniß, damit Sie die Wahrheit
wissen und nicht irre geführt werden. Ehren Sie sein Andenken wie bisher
— seine heilige Seele werde nur von den Guten und ähnlich Gesinnten an-
erkannt und geehrt. — Das Gute. Wahre. Heilige, was er that und wollte,
wird Gott und die Zeit schützen, wenn auch jetzt eine Rotte es zu Füßen zu
treten scheint. — Ewig danke ich Ihnen, daß Sie mit solcher Liebe und Achtung
seine Geisteswerke öffentlich beurtheilt haben — auch Sie haben Balsam auf
seine wunde Seele gelegt. —

Daß sein Geist fortlebe, dazu wird jeder Gute und Edle beitragen. — Die
nächste Pflicht hiezu haben seine Hinterbliebenen durch die Herausgabe seiner
Schriften. Diese nach seinem Wunsch und durch Beihilfe einiger treuer, in sei¬
nem Sinn gebildeter Freunde, wollen wir jetzt veranstalten.

Zwar keine Palingenesie, wie Er sie vorhatte, kann damit vorgenommen
werden — er hat aber viele Vorarbeiten zurückgelassen, die den Werken an
Stelle und Ort beigefügt — alte Schlacken vorübergehender Streitigkeiten weg¬
gelassen — und wo es nöthig ist kurze Erläuterung gegeben — seine Grund¬
sätze und Meinungen im reinen Licht, mit seinen eigenen Worten, dar¬
stellen würden.

Eine solche Ausgabe ist seines Geistes und seines Willens würdig. Wir
haben hiezu alles in Händen, um sie nach seinem Wunsch zu veranstalten.

Bei Einrichtung des mer?antikischen bedürfen wir jetzt einen Sachkundigen,
redlichen Freund und Rathgeber — ich habe das unumschränkte Vertrauen Sie,
Sie, rechtschaffener Freund, werden in unserem Anliegen Ihren Rath mir nicht
versagen.

Ich verspreche Ihnen keinen andern Gebrauch als zu meiner Belehrung
von Ihrem freundschaftlichen Rath zu machen.


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[0305] reichte und ihn dem hohen Beruf seines Geistes und Herzens allein zu leben, erhielt. O weinen Sie mit mir und den meinigen. Sie fühlten es selbst und sagten es laut. Unter Gottes unerforschlichen Willen mich zu beugen ist meine schwere Pflicht — ach, er bereite aus diesem Dunkel ein Licht zu mei- nem Trost! Theurer, treuer Freund, zutrauensvoll zu Ihrer unveränderten Freundschaft, die Sie für den Seligen, für mich und die meinigen hatten, komme ich im engsten Vertrauen, in einer für uns wichtigen Angelegenheit zu Ihnen, um Ihren Rath zu erbitten. Unverändert geben wir Ihnen Freundschaft und Achtung redlich zurück, wenn auch manchmal der strenge Maasstab meines Mannes, womit er gern seine Freunde maaß, auch Sie streng beurtheilte. -— Er achtete von dem Augenblick an, da er Ihre Schrift gelesen und recensirt hatte, Ihren Charackter und Ihren Geist hoch — er blieb in der Folge theilnehmend, wie Sie sich durch Höhen und Tiefen fortbildeten. So stand er mit Ihnen. Ich thue dies aufrichtige Bekenntniß, damit Sie die Wahrheit wissen und nicht irre geführt werden. Ehren Sie sein Andenken wie bisher — seine heilige Seele werde nur von den Guten und ähnlich Gesinnten an- erkannt und geehrt. — Das Gute. Wahre. Heilige, was er that und wollte, wird Gott und die Zeit schützen, wenn auch jetzt eine Rotte es zu Füßen zu treten scheint. — Ewig danke ich Ihnen, daß Sie mit solcher Liebe und Achtung seine Geisteswerke öffentlich beurtheilt haben — auch Sie haben Balsam auf seine wunde Seele gelegt. — Daß sein Geist fortlebe, dazu wird jeder Gute und Edle beitragen. — Die nächste Pflicht hiezu haben seine Hinterbliebenen durch die Herausgabe seiner Schriften. Diese nach seinem Wunsch und durch Beihilfe einiger treuer, in sei¬ nem Sinn gebildeter Freunde, wollen wir jetzt veranstalten. Zwar keine Palingenesie, wie Er sie vorhatte, kann damit vorgenommen werden — er hat aber viele Vorarbeiten zurückgelassen, die den Werken an Stelle und Ort beigefügt — alte Schlacken vorübergehender Streitigkeiten weg¬ gelassen — und wo es nöthig ist kurze Erläuterung gegeben — seine Grund¬ sätze und Meinungen im reinen Licht, mit seinen eigenen Worten, dar¬ stellen würden. Eine solche Ausgabe ist seines Geistes und seines Willens würdig. Wir haben hiezu alles in Händen, um sie nach seinem Wunsch zu veranstalten. Bei Einrichtung des mer?antikischen bedürfen wir jetzt einen Sachkundigen, redlichen Freund und Rathgeber — ich habe das unumschränkte Vertrauen Sie, Sie, rechtschaffener Freund, werden in unserem Anliegen Ihren Rath mir nicht versagen. Ich verspreche Ihnen keinen andern Gebrauch als zu meiner Belehrung von Ihrem freundschaftlichen Rath zu machen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/305>, abgerufen am 22.07.2024.