Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Stunde gemacht. Sie wissen, wie ich nach dem -- Licht und Schall umher¬
horche, umherlausche. Was er von der Calligone urtheilt, möchte ich gern
wissen, aber unbefangen. Ich habe mich auf allgemeinen Tadel auch hier so
gewöhnt, als bei der Metakritik. Calligone und Meta sind Geschwister. Dem
Sauterschen Hause unsere angenehme Erinnerung, Freundschaft und Hoch-
achtung. Dellbrück, wenn Sie ihn sehen, meine innige Freude über sein
großes, großes Geschäft; nicht leicht habe ich eine größere Freude gehabt, als ich
von der Wahl hörte. Gebe der Himmel ihm Segen. Richter ist nicht hier,
sondern vor der Hand in Rudolstadt, doch nur auf Wochen; er kehrt zurück, um
sodann nach Berlin zu ziehen, nach Berlin -- Eia!

Leben Sie glücklich in dem Berlin, in dem Potsdam! und treibt fleißig
fort eure R. Rübencultur, ihr Brandenburgschen Runkel- und zehnfach andre
Rüben. Ach wie herrlich, wie schmackhaft. Es sind Brandenburgische Rüben!


H.
Leben Sie wohl.

An Doctors Geburtstage. 28. Aug. 1800.

Meinen herzlichsten Gruß muß ich mit eigner Hand beyfügen. Daß eS
Ihnen Wohlergehen möge, ist unser aller Wunsch


Carol. Herder.

3) Caroline Herder an Merkel. Weimar, 26. März 1801. Ihr
Andenken, mein Theuerster, bleibt uns ewig werth, wenn wir es auch gleich
nicht so oft als ich möchte durch äußerliche Zeichen und Worte Ihnen dar¬
bringen. Die Gesinnungen haben sich nun einmal anerkannt und die können
nun nicht wieder als nur durch das Gegentheil aufgelößt werden. Zum Beweis
dieser unveränderten Gesinnung schickt Ihnen mein Mann seine Adrastea.
Er hofft und wünscht nur den Beifall der Guten und Rechtschaffnen, unter
denen wir Sie herzlich verehren.

Wir lassen Sie bei Ihren Arbeiten nimmer aus den Augen und wenn
wir manchmal glaubten, daß Sie aus dem Gleiß gefahren sind, so ist alsdann
unsere Freude wieder größer, wenn wir Sie aus dem rechten Wege sehn. So
hat uns Ihr Urtheil über Wallenstein unendlich erfreut. Hier haben Sie das
wahre Riesenaas angelegt.

Nur in dem zweiten Bogen, daß die tragische Muse nicht metrisch sprechen
dürfe, glaubt mein Mann, daß Sie Unrecht haben -- die Natur selbst spreche
gegen Sie -- unser Puls, unser Tackt in uns.

Shakespeare und der Nathan desgleichen. Freilich auf Stanzen
berge tragen es Zeug ist nicht ein aus der Sache selbst entsprungener Aus¬
druck oder Anwendung. -- Das Metrum soll sich ja aber nicht im schleppenden
Kleid der Prosa -- es soll kürzer, energischer, klangvoller sich uns mittheilen
und ergreifen!


Stunde gemacht. Sie wissen, wie ich nach dem — Licht und Schall umher¬
horche, umherlausche. Was er von der Calligone urtheilt, möchte ich gern
wissen, aber unbefangen. Ich habe mich auf allgemeinen Tadel auch hier so
gewöhnt, als bei der Metakritik. Calligone und Meta sind Geschwister. Dem
Sauterschen Hause unsere angenehme Erinnerung, Freundschaft und Hoch-
achtung. Dellbrück, wenn Sie ihn sehen, meine innige Freude über sein
großes, großes Geschäft; nicht leicht habe ich eine größere Freude gehabt, als ich
von der Wahl hörte. Gebe der Himmel ihm Segen. Richter ist nicht hier,
sondern vor der Hand in Rudolstadt, doch nur auf Wochen; er kehrt zurück, um
sodann nach Berlin zu ziehen, nach Berlin — Eia!

Leben Sie glücklich in dem Berlin, in dem Potsdam! und treibt fleißig
fort eure R. Rübencultur, ihr Brandenburgschen Runkel- und zehnfach andre
Rüben. Ach wie herrlich, wie schmackhaft. Es sind Brandenburgische Rüben!


H.
Leben Sie wohl.

An Doctors Geburtstage. 28. Aug. 1800.

Meinen herzlichsten Gruß muß ich mit eigner Hand beyfügen. Daß eS
Ihnen Wohlergehen möge, ist unser aller Wunsch


Carol. Herder.

3) Caroline Herder an Merkel. Weimar, 26. März 1801. Ihr
Andenken, mein Theuerster, bleibt uns ewig werth, wenn wir es auch gleich
nicht so oft als ich möchte durch äußerliche Zeichen und Worte Ihnen dar¬
bringen. Die Gesinnungen haben sich nun einmal anerkannt und die können
nun nicht wieder als nur durch das Gegentheil aufgelößt werden. Zum Beweis
dieser unveränderten Gesinnung schickt Ihnen mein Mann seine Adrastea.
Er hofft und wünscht nur den Beifall der Guten und Rechtschaffnen, unter
denen wir Sie herzlich verehren.

Wir lassen Sie bei Ihren Arbeiten nimmer aus den Augen und wenn
wir manchmal glaubten, daß Sie aus dem Gleiß gefahren sind, so ist alsdann
unsere Freude wieder größer, wenn wir Sie aus dem rechten Wege sehn. So
hat uns Ihr Urtheil über Wallenstein unendlich erfreut. Hier haben Sie das
wahre Riesenaas angelegt.

Nur in dem zweiten Bogen, daß die tragische Muse nicht metrisch sprechen
dürfe, glaubt mein Mann, daß Sie Unrecht haben — die Natur selbst spreche
gegen Sie — unser Puls, unser Tackt in uns.

Shakespeare und der Nathan desgleichen. Freilich auf Stanzen
berge tragen es Zeug ist nicht ein aus der Sache selbst entsprungener Aus¬
druck oder Anwendung. — Das Metrum soll sich ja aber nicht im schleppenden
Kleid der Prosa — es soll kürzer, energischer, klangvoller sich uns mittheilen
und ergreifen!


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0296" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190990"/>
            <p xml:id="ID_937" prev="#ID_936"> Stunde gemacht. Sie wissen, wie ich nach dem &#x2014; Licht und Schall umher¬<lb/>
horche, umherlausche. Was er von der Calligone urtheilt, möchte ich gern<lb/>
wissen, aber unbefangen. Ich habe mich auf allgemeinen Tadel auch hier so<lb/>
gewöhnt, als bei der Metakritik. Calligone und Meta sind Geschwister. Dem<lb/>
Sauterschen Hause unsere angenehme Erinnerung, Freundschaft und Hoch-<lb/>
achtung. Dellbrück, wenn Sie ihn sehen, meine innige Freude über sein<lb/>
großes, großes Geschäft; nicht leicht habe ich eine größere Freude gehabt, als ich<lb/>
von der Wahl hörte. Gebe der Himmel ihm Segen. Richter ist nicht hier,<lb/>
sondern vor der Hand in Rudolstadt, doch nur auf Wochen; er kehrt zurück, um<lb/>
sodann nach Berlin zu ziehen, nach Berlin &#x2014; Eia!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_938"> Leben Sie glücklich in dem Berlin, in dem Potsdam! und treibt fleißig<lb/>
fort eure R. Rübencultur, ihr Brandenburgschen Runkel- und zehnfach andre<lb/>
Rüben. Ach wie herrlich, wie schmackhaft. Es sind Brandenburgische Rüben!</p><lb/>
            <note type="bibl"> H.</note><lb/>
            <note type="closer"> Leben Sie wohl.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_939"> An Doctors Geburtstage. 28. Aug. 1800.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_940"> Meinen herzlichsten Gruß muß ich mit eigner Hand beyfügen. Daß eS<lb/>
Ihnen Wohlergehen möge, ist unser aller Wunsch</p><lb/>
            <note type="bibl"> Carol. Herder.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_941"> 3) Caroline Herder an Merkel. Weimar, 26. März 1801. Ihr<lb/>
Andenken, mein Theuerster, bleibt uns ewig werth, wenn wir es auch gleich<lb/>
nicht so oft als ich möchte durch äußerliche Zeichen und Worte Ihnen dar¬<lb/>
bringen. Die Gesinnungen haben sich nun einmal anerkannt und die können<lb/>
nun nicht wieder als nur durch das Gegentheil aufgelößt werden. Zum Beweis<lb/>
dieser unveränderten Gesinnung schickt Ihnen mein Mann seine Adrastea.<lb/>
Er hofft und wünscht nur den Beifall der Guten und Rechtschaffnen, unter<lb/>
denen wir Sie herzlich verehren.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_942"> Wir lassen Sie bei Ihren Arbeiten nimmer aus den Augen und wenn<lb/>
wir manchmal glaubten, daß Sie aus dem Gleiß gefahren sind, so ist alsdann<lb/>
unsere Freude wieder größer, wenn wir Sie aus dem rechten Wege sehn. So<lb/>
hat uns Ihr Urtheil über Wallenstein unendlich erfreut. Hier haben Sie das<lb/>
wahre Riesenaas angelegt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_943"> Nur in dem zweiten Bogen, daß die tragische Muse nicht metrisch sprechen<lb/>
dürfe, glaubt mein Mann, daß Sie Unrecht haben &#x2014; die Natur selbst spreche<lb/>
gegen Sie &#x2014; unser Puls, unser Tackt in uns.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_944"> Shakespeare und der Nathan desgleichen. Freilich auf Stanzen<lb/>
berge tragen es Zeug ist nicht ein aus der Sache selbst entsprungener Aus¬<lb/>
druck oder Anwendung. &#x2014; Das Metrum soll sich ja aber nicht im schleppenden<lb/>
Kleid der Prosa &#x2014; es soll kürzer, energischer, klangvoller sich uns mittheilen<lb/>
und ergreifen!</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0296] Stunde gemacht. Sie wissen, wie ich nach dem — Licht und Schall umher¬ horche, umherlausche. Was er von der Calligone urtheilt, möchte ich gern wissen, aber unbefangen. Ich habe mich auf allgemeinen Tadel auch hier so gewöhnt, als bei der Metakritik. Calligone und Meta sind Geschwister. Dem Sauterschen Hause unsere angenehme Erinnerung, Freundschaft und Hoch- achtung. Dellbrück, wenn Sie ihn sehen, meine innige Freude über sein großes, großes Geschäft; nicht leicht habe ich eine größere Freude gehabt, als ich von der Wahl hörte. Gebe der Himmel ihm Segen. Richter ist nicht hier, sondern vor der Hand in Rudolstadt, doch nur auf Wochen; er kehrt zurück, um sodann nach Berlin zu ziehen, nach Berlin — Eia! Leben Sie glücklich in dem Berlin, in dem Potsdam! und treibt fleißig fort eure R. Rübencultur, ihr Brandenburgschen Runkel- und zehnfach andre Rüben. Ach wie herrlich, wie schmackhaft. Es sind Brandenburgische Rüben! H. Leben Sie wohl. An Doctors Geburtstage. 28. Aug. 1800. Meinen herzlichsten Gruß muß ich mit eigner Hand beyfügen. Daß eS Ihnen Wohlergehen möge, ist unser aller Wunsch Carol. Herder. 3) Caroline Herder an Merkel. Weimar, 26. März 1801. Ihr Andenken, mein Theuerster, bleibt uns ewig werth, wenn wir es auch gleich nicht so oft als ich möchte durch äußerliche Zeichen und Worte Ihnen dar¬ bringen. Die Gesinnungen haben sich nun einmal anerkannt und die können nun nicht wieder als nur durch das Gegentheil aufgelößt werden. Zum Beweis dieser unveränderten Gesinnung schickt Ihnen mein Mann seine Adrastea. Er hofft und wünscht nur den Beifall der Guten und Rechtschaffnen, unter denen wir Sie herzlich verehren. Wir lassen Sie bei Ihren Arbeiten nimmer aus den Augen und wenn wir manchmal glaubten, daß Sie aus dem Gleiß gefahren sind, so ist alsdann unsere Freude wieder größer, wenn wir Sie aus dem rechten Wege sehn. So hat uns Ihr Urtheil über Wallenstein unendlich erfreut. Hier haben Sie das wahre Riesenaas angelegt. Nur in dem zweiten Bogen, daß die tragische Muse nicht metrisch sprechen dürfe, glaubt mein Mann, daß Sie Unrecht haben — die Natur selbst spreche gegen Sie — unser Puls, unser Tackt in uns. Shakespeare und der Nathan desgleichen. Freilich auf Stanzen berge tragen es Zeug ist nicht ein aus der Sache selbst entsprungener Aus¬ druck oder Anwendung. — Das Metrum soll sich ja aber nicht im schleppenden Kleid der Prosa — es soll kürzer, energischer, klangvoller sich uns mittheilen und ergreifen!

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/296
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/296>, abgerufen am 24.08.2024.