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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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Der vierte Hauptbestandtheil einer modernen Kriegsfalle, die Panzerschiffe
und die ganze Panzerfrage, fordern eine ausführlichere Erklärung, Da die
preußische Marine augenblicklich erst zwei Panzerschiffe besitzt -- eine Zahl, die
allerdings binnen kurzer Zeit sich bedeutend vermehren wird -- sind die bisher
gegebenen Andeutungen vorläufig genügend, um dem Leser eine richtige Würdi¬
gung der jetzigen Beschaffenheit unsrer preußischen Flotte zu ermöglichen; wir
werden deshalb zunächst die ungepanzerten Schiffe derselben im Einzelnen be¬
trachten und erst später, nach eingehenderer Besprechung der Panzerschiffe über¬
haupt, eine Beschreibung aller, der bereits vollendeten und der jene noch im
Bau befindlichen preußischen Panzerschiffe geben.




Die Unzufriedenen in der Schiller-Goethe-Zeit
von 1795--1803.

Die Epoche des classischen Idealismus in deutscher Literatur und Kunst
ist von unserer Zeit durch wenig mehr als ein Menschenalter geschieden. Nichts
desto weniger ist das moderne Leben dem Zeitalter unsrer großen Künstler so
weit entrückt, daß wir zu dem Verständniß desselben bereits einer Vermittelung
bedürfen, deren Apparat täglich zunimmt und in einer nicht allzu fernen Zu¬
kunft zum Rang einer selbständigen Wissenschaft erhoben werden dürfte. Die
heute dreißig Jahre hinter sich haben, wissen zwar noch Bescheid; dem heran¬
wachsenden Geschlecht unsrer realistischen Tage liegt das Weimar von 1776
aber fast ebenso weit ab, wie das peritleische Athen, und unsern Kindern wer¬
den Werther und Lotte kaum weniger mythisch erscheinen als Hero und Leander.
In dem Vorgefühl der großen politischen Aufgabe, an welcher die Deutschen der
nächsten hundert Jahre vollauf zu thun haben werden, tragen wir dem Be¬
dürfniß der künftigen Generation nach genauer Bekanntschaft mit den nationalen
Dichtern schon heute Rechnung, indem wir die noch flüssige Tradition der
großen Kunstepoche nach Kräften auszubeuten, und kommenden Geschlechtern die
Wege zu ebnen versuchen, auf denen sie dereinst zu den Schätzen zurückkehren
können, die das abgelaufene Jahrhundert aufgehäuft hat, vorsorglich sind wir
darauf bedacht, die Hinterlassenschaft jener Zeit in möglichster Vollständigkeit zu


Grenzboten II. 18V7. 34

Der vierte Hauptbestandtheil einer modernen Kriegsfalle, die Panzerschiffe
und die ganze Panzerfrage, fordern eine ausführlichere Erklärung, Da die
preußische Marine augenblicklich erst zwei Panzerschiffe besitzt — eine Zahl, die
allerdings binnen kurzer Zeit sich bedeutend vermehren wird — sind die bisher
gegebenen Andeutungen vorläufig genügend, um dem Leser eine richtige Würdi¬
gung der jetzigen Beschaffenheit unsrer preußischen Flotte zu ermöglichen; wir
werden deshalb zunächst die ungepanzerten Schiffe derselben im Einzelnen be¬
trachten und erst später, nach eingehenderer Besprechung der Panzerschiffe über¬
haupt, eine Beschreibung aller, der bereits vollendeten und der jene noch im
Bau befindlichen preußischen Panzerschiffe geben.




Die Unzufriedenen in der Schiller-Goethe-Zeit
von 1795—1803.

Die Epoche des classischen Idealismus in deutscher Literatur und Kunst
ist von unserer Zeit durch wenig mehr als ein Menschenalter geschieden. Nichts
desto weniger ist das moderne Leben dem Zeitalter unsrer großen Künstler so
weit entrückt, daß wir zu dem Verständniß desselben bereits einer Vermittelung
bedürfen, deren Apparat täglich zunimmt und in einer nicht allzu fernen Zu¬
kunft zum Rang einer selbständigen Wissenschaft erhoben werden dürfte. Die
heute dreißig Jahre hinter sich haben, wissen zwar noch Bescheid; dem heran¬
wachsenden Geschlecht unsrer realistischen Tage liegt das Weimar von 1776
aber fast ebenso weit ab, wie das peritleische Athen, und unsern Kindern wer¬
den Werther und Lotte kaum weniger mythisch erscheinen als Hero und Leander.
In dem Vorgefühl der großen politischen Aufgabe, an welcher die Deutschen der
nächsten hundert Jahre vollauf zu thun haben werden, tragen wir dem Be¬
dürfniß der künftigen Generation nach genauer Bekanntschaft mit den nationalen
Dichtern schon heute Rechnung, indem wir die noch flüssige Tradition der
großen Kunstepoche nach Kräften auszubeuten, und kommenden Geschlechtern die
Wege zu ebnen versuchen, auf denen sie dereinst zu den Schätzen zurückkehren
können, die das abgelaufene Jahrhundert aufgehäuft hat, vorsorglich sind wir
darauf bedacht, die Hinterlassenschaft jener Zeit in möglichster Vollständigkeit zu


Grenzboten II. 18V7. 34
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[0269] Der vierte Hauptbestandtheil einer modernen Kriegsfalle, die Panzerschiffe und die ganze Panzerfrage, fordern eine ausführlichere Erklärung, Da die preußische Marine augenblicklich erst zwei Panzerschiffe besitzt — eine Zahl, die allerdings binnen kurzer Zeit sich bedeutend vermehren wird — sind die bisher gegebenen Andeutungen vorläufig genügend, um dem Leser eine richtige Würdi¬ gung der jetzigen Beschaffenheit unsrer preußischen Flotte zu ermöglichen; wir werden deshalb zunächst die ungepanzerten Schiffe derselben im Einzelnen be¬ trachten und erst später, nach eingehenderer Besprechung der Panzerschiffe über¬ haupt, eine Beschreibung aller, der bereits vollendeten und der jene noch im Bau befindlichen preußischen Panzerschiffe geben. Die Unzufriedenen in der Schiller-Goethe-Zeit von 1795—1803. Die Epoche des classischen Idealismus in deutscher Literatur und Kunst ist von unserer Zeit durch wenig mehr als ein Menschenalter geschieden. Nichts desto weniger ist das moderne Leben dem Zeitalter unsrer großen Künstler so weit entrückt, daß wir zu dem Verständniß desselben bereits einer Vermittelung bedürfen, deren Apparat täglich zunimmt und in einer nicht allzu fernen Zu¬ kunft zum Rang einer selbständigen Wissenschaft erhoben werden dürfte. Die heute dreißig Jahre hinter sich haben, wissen zwar noch Bescheid; dem heran¬ wachsenden Geschlecht unsrer realistischen Tage liegt das Weimar von 1776 aber fast ebenso weit ab, wie das peritleische Athen, und unsern Kindern wer¬ den Werther und Lotte kaum weniger mythisch erscheinen als Hero und Leander. In dem Vorgefühl der großen politischen Aufgabe, an welcher die Deutschen der nächsten hundert Jahre vollauf zu thun haben werden, tragen wir dem Be¬ dürfniß der künftigen Generation nach genauer Bekanntschaft mit den nationalen Dichtern schon heute Rechnung, indem wir die noch flüssige Tradition der großen Kunstepoche nach Kräften auszubeuten, und kommenden Geschlechtern die Wege zu ebnen versuchen, auf denen sie dereinst zu den Schätzen zurückkehren können, die das abgelaufene Jahrhundert aufgehäuft hat, vorsorglich sind wir darauf bedacht, die Hinterlassenschaft jener Zeit in möglichster Vollständigkeit zu Grenzboten II. 18V7. 34

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/269>, abgerufen am 22.07.2024.