Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

welche außen an der Schiffswand durch einen breiten weißen Streifen markirt,
innen durch das ganze Schiff lausen. Eine Kriegsschiffsbatterie gleicht einem
riesigen Saale, der allerdings nicht viel mehr als Manneshöhe hat, dasür
aber von der Capitänskajüte am Hinteren Ende bis zum vorderen Ende des
Schiffs sich erstreckt, ein langer Raum, dessen Einförmigkeit in der Mitte
durch die drei Masten, bezüglich den Schornstein unterbrochen wird, indem
auf jeder Flanke eine lange Reihe von schweren Kanonen die Mündungen
durch ihre Geschützpforten ins Freie hinausstreckt. Hat nun ein Kriegsschiff mit
Vvllschiffstakelage gar kein Batteriedeck, führt es seine Geschütze sämmtlich auf
dem. Oberdeck, so heißt es Corvette (englisch wie französisch evrvetw);
eine solche Corvette, mit preußischem officiellen Ausdruck als "Glattdeck-
corvette" bezeichnet, ist außen, da sie keine gedeckte Batterie besitzt, regel¬
mäßig ganz schwarz gestrichen und unterscheidet sich von den kleineren, nicht
vollgetatelten Kriegsschiffen, den Kuttern und den Schoonern der frühern
Zeit, den Briggs und den Sloops unserer jetzigen Flotten, welche sämmtlich
ebenfalls alle Geschütze auf Deck führen und ebenfalls ganz schwarz "ge¬
schildert" sind, einzig und allein durch die Takelage und die etwas größere
Kanonenzahl, etwa 12--18. Anders ist es bei den Kriegsschiffen der nächst
größeren Classe, den Fregatten (englisch ü-iga-wZ, französisch ü-c-Mtes)^);
auch die Fregatten haben einfache Vollschifftakelage und Geschütze auf dem Ober--
deck, aber unter dem letzteren noch eine Batterie, also eine nach oben geschlossene
Etage voll Geschütze, welche außen auf beiden Seiten des Schiffs durch einen
horizontalen breiten weißen Streifen markirt ist, auf dem die viereckigen schwar¬
zen Stückpfortcn sich scharf abheben. Das Charakteristische der Fregatte ist also
die Vollschifftakelage und die eine Batterie, nach der man das Schiff füglich
einen "Eindecker" nennen könnte. In der Geschiitzzahl variiren die Fregatten
etwa von 28 bis zu 60 Kanonen, und zwar werden die kleineren Schiffe, wie
z. B. die östreichischen zu 31 Geschützen, als "leichte Fregatten" bezeichnet.

Die nächstgrößere Classe der Kriegsschiffe führt natürlich ebenfalls die¬
selbe Vollschifftakclage, nur in größeren Dimensionen, und besitzt zwei solche
Batterien voll Geschütze über einander, wozu noch die Obcrdcckskanoncn kommen.
Die Schiffe dieser Art, welche noch vor wenigen Jahren in allen Flotten das
Gros der für die entscheidenden Seeschlachten bestimmten Flotten ausmachten,
früher, zu Nelsons Zeiten, meist Schiffe von 74--84, jetzt gewöhnlich von 90
Geschützen bei den Franzosen, von 91 (oder nach Vergrößerung des Kalibers 71)
Geschützen bei den Engländern, heißen Zweidecker und sind äußerlich be¬
sonders durch den zweifachen weißen Batteriestrcifen kenntlich. Die allergrößten
Holzschiffe endlich, welche überhaupt existiren, besitzen außer ihren Oberdccks-



") Von den preußischen gedeckten Corvetten wird später die Rede sein.

welche außen an der Schiffswand durch einen breiten weißen Streifen markirt,
innen durch das ganze Schiff lausen. Eine Kriegsschiffsbatterie gleicht einem
riesigen Saale, der allerdings nicht viel mehr als Manneshöhe hat, dasür
aber von der Capitänskajüte am Hinteren Ende bis zum vorderen Ende des
Schiffs sich erstreckt, ein langer Raum, dessen Einförmigkeit in der Mitte
durch die drei Masten, bezüglich den Schornstein unterbrochen wird, indem
auf jeder Flanke eine lange Reihe von schweren Kanonen die Mündungen
durch ihre Geschützpforten ins Freie hinausstreckt. Hat nun ein Kriegsschiff mit
Vvllschiffstakelage gar kein Batteriedeck, führt es seine Geschütze sämmtlich auf
dem. Oberdeck, so heißt es Corvette (englisch wie französisch evrvetw);
eine solche Corvette, mit preußischem officiellen Ausdruck als „Glattdeck-
corvette" bezeichnet, ist außen, da sie keine gedeckte Batterie besitzt, regel¬
mäßig ganz schwarz gestrichen und unterscheidet sich von den kleineren, nicht
vollgetatelten Kriegsschiffen, den Kuttern und den Schoonern der frühern
Zeit, den Briggs und den Sloops unserer jetzigen Flotten, welche sämmtlich
ebenfalls alle Geschütze auf Deck führen und ebenfalls ganz schwarz „ge¬
schildert" sind, einzig und allein durch die Takelage und die etwas größere
Kanonenzahl, etwa 12—18. Anders ist es bei den Kriegsschiffen der nächst
größeren Classe, den Fregatten (englisch ü-iga-wZ, französisch ü-c-Mtes)^);
auch die Fregatten haben einfache Vollschifftakelage und Geschütze auf dem Ober--
deck, aber unter dem letzteren noch eine Batterie, also eine nach oben geschlossene
Etage voll Geschütze, welche außen auf beiden Seiten des Schiffs durch einen
horizontalen breiten weißen Streifen markirt ist, auf dem die viereckigen schwar¬
zen Stückpfortcn sich scharf abheben. Das Charakteristische der Fregatte ist also
die Vollschifftakelage und die eine Batterie, nach der man das Schiff füglich
einen „Eindecker" nennen könnte. In der Geschiitzzahl variiren die Fregatten
etwa von 28 bis zu 60 Kanonen, und zwar werden die kleineren Schiffe, wie
z. B. die östreichischen zu 31 Geschützen, als „leichte Fregatten" bezeichnet.

Die nächstgrößere Classe der Kriegsschiffe führt natürlich ebenfalls die¬
selbe Vollschifftakclage, nur in größeren Dimensionen, und besitzt zwei solche
Batterien voll Geschütze über einander, wozu noch die Obcrdcckskanoncn kommen.
Die Schiffe dieser Art, welche noch vor wenigen Jahren in allen Flotten das
Gros der für die entscheidenden Seeschlachten bestimmten Flotten ausmachten,
früher, zu Nelsons Zeiten, meist Schiffe von 74—84, jetzt gewöhnlich von 90
Geschützen bei den Franzosen, von 91 (oder nach Vergrößerung des Kalibers 71)
Geschützen bei den Engländern, heißen Zweidecker und sind äußerlich be¬
sonders durch den zweifachen weißen Batteriestrcifen kenntlich. Die allergrößten
Holzschiffe endlich, welche überhaupt existiren, besitzen außer ihren Oberdccks-



") Von den preußischen gedeckten Corvetten wird später die Rede sein.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0259" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190953"/>
            <p xml:id="ID_843" prev="#ID_842"> welche außen an der Schiffswand durch einen breiten weißen Streifen markirt,<lb/>
innen durch das ganze Schiff lausen. Eine Kriegsschiffsbatterie gleicht einem<lb/>
riesigen Saale, der allerdings nicht viel mehr als Manneshöhe hat, dasür<lb/>
aber von der Capitänskajüte am Hinteren Ende bis zum vorderen Ende des<lb/>
Schiffs sich erstreckt, ein langer Raum, dessen Einförmigkeit in der Mitte<lb/>
durch die drei Masten, bezüglich den Schornstein unterbrochen wird, indem<lb/>
auf jeder Flanke eine lange Reihe von schweren Kanonen die Mündungen<lb/>
durch ihre Geschützpforten ins Freie hinausstreckt. Hat nun ein Kriegsschiff mit<lb/>
Vvllschiffstakelage gar kein Batteriedeck, führt es seine Geschütze sämmtlich auf<lb/>
dem. Oberdeck, so heißt es Corvette (englisch wie französisch evrvetw);<lb/>
eine solche Corvette, mit preußischem officiellen Ausdruck als &#x201E;Glattdeck-<lb/>
corvette" bezeichnet, ist außen, da sie keine gedeckte Batterie besitzt, regel¬<lb/>
mäßig ganz schwarz gestrichen und unterscheidet sich von den kleineren, nicht<lb/>
vollgetatelten Kriegsschiffen, den Kuttern und den Schoonern der frühern<lb/>
Zeit, den Briggs und den Sloops unserer jetzigen Flotten, welche sämmtlich<lb/>
ebenfalls alle Geschütze auf Deck führen und ebenfalls ganz schwarz &#x201E;ge¬<lb/>
schildert" sind, einzig und allein durch die Takelage und die etwas größere<lb/>
Kanonenzahl, etwa 12&#x2014;18. Anders ist es bei den Kriegsschiffen der nächst<lb/>
größeren Classe, den Fregatten (englisch ü-iga-wZ, französisch ü-c-Mtes)^);<lb/>
auch die Fregatten haben einfache Vollschifftakelage und Geschütze auf dem Ober--<lb/>
deck, aber unter dem letzteren noch eine Batterie, also eine nach oben geschlossene<lb/>
Etage voll Geschütze, welche außen auf beiden Seiten des Schiffs durch einen<lb/>
horizontalen breiten weißen Streifen markirt ist, auf dem die viereckigen schwar¬<lb/>
zen Stückpfortcn sich scharf abheben. Das Charakteristische der Fregatte ist also<lb/>
die Vollschifftakelage und die eine Batterie, nach der man das Schiff füglich<lb/>
einen &#x201E;Eindecker" nennen könnte. In der Geschiitzzahl variiren die Fregatten<lb/>
etwa von 28 bis zu 60 Kanonen, und zwar werden die kleineren Schiffe, wie<lb/>
z. B. die östreichischen zu 31 Geschützen, als &#x201E;leichte Fregatten" bezeichnet.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_844" next="#ID_845"> Die nächstgrößere Classe der Kriegsschiffe führt natürlich ebenfalls die¬<lb/>
selbe Vollschifftakclage, nur in größeren Dimensionen, und besitzt zwei solche<lb/>
Batterien voll Geschütze über einander, wozu noch die Obcrdcckskanoncn kommen.<lb/>
Die Schiffe dieser Art, welche noch vor wenigen Jahren in allen Flotten das<lb/>
Gros der für die entscheidenden Seeschlachten bestimmten Flotten ausmachten,<lb/>
früher, zu Nelsons Zeiten, meist Schiffe von 74&#x2014;84, jetzt gewöhnlich von 90<lb/>
Geschützen bei den Franzosen, von 91 (oder nach Vergrößerung des Kalibers 71)<lb/>
Geschützen bei den Engländern, heißen Zweidecker und sind äußerlich be¬<lb/>
sonders durch den zweifachen weißen Batteriestrcifen kenntlich. Die allergrößten<lb/>
Holzschiffe endlich, welche überhaupt existiren, besitzen außer ihren Oberdccks-</p><lb/>
            <note xml:id="FID_22" place="foot"> ") Von den preußischen gedeckten Corvetten wird später die Rede sein.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0259] welche außen an der Schiffswand durch einen breiten weißen Streifen markirt, innen durch das ganze Schiff lausen. Eine Kriegsschiffsbatterie gleicht einem riesigen Saale, der allerdings nicht viel mehr als Manneshöhe hat, dasür aber von der Capitänskajüte am Hinteren Ende bis zum vorderen Ende des Schiffs sich erstreckt, ein langer Raum, dessen Einförmigkeit in der Mitte durch die drei Masten, bezüglich den Schornstein unterbrochen wird, indem auf jeder Flanke eine lange Reihe von schweren Kanonen die Mündungen durch ihre Geschützpforten ins Freie hinausstreckt. Hat nun ein Kriegsschiff mit Vvllschiffstakelage gar kein Batteriedeck, führt es seine Geschütze sämmtlich auf dem. Oberdeck, so heißt es Corvette (englisch wie französisch evrvetw); eine solche Corvette, mit preußischem officiellen Ausdruck als „Glattdeck- corvette" bezeichnet, ist außen, da sie keine gedeckte Batterie besitzt, regel¬ mäßig ganz schwarz gestrichen und unterscheidet sich von den kleineren, nicht vollgetatelten Kriegsschiffen, den Kuttern und den Schoonern der frühern Zeit, den Briggs und den Sloops unserer jetzigen Flotten, welche sämmtlich ebenfalls alle Geschütze auf Deck führen und ebenfalls ganz schwarz „ge¬ schildert" sind, einzig und allein durch die Takelage und die etwas größere Kanonenzahl, etwa 12—18. Anders ist es bei den Kriegsschiffen der nächst größeren Classe, den Fregatten (englisch ü-iga-wZ, französisch ü-c-Mtes)^); auch die Fregatten haben einfache Vollschifftakelage und Geschütze auf dem Ober-- deck, aber unter dem letzteren noch eine Batterie, also eine nach oben geschlossene Etage voll Geschütze, welche außen auf beiden Seiten des Schiffs durch einen horizontalen breiten weißen Streifen markirt ist, auf dem die viereckigen schwar¬ zen Stückpfortcn sich scharf abheben. Das Charakteristische der Fregatte ist also die Vollschifftakelage und die eine Batterie, nach der man das Schiff füglich einen „Eindecker" nennen könnte. In der Geschiitzzahl variiren die Fregatten etwa von 28 bis zu 60 Kanonen, und zwar werden die kleineren Schiffe, wie z. B. die östreichischen zu 31 Geschützen, als „leichte Fregatten" bezeichnet. Die nächstgrößere Classe der Kriegsschiffe führt natürlich ebenfalls die¬ selbe Vollschifftakclage, nur in größeren Dimensionen, und besitzt zwei solche Batterien voll Geschütze über einander, wozu noch die Obcrdcckskanoncn kommen. Die Schiffe dieser Art, welche noch vor wenigen Jahren in allen Flotten das Gros der für die entscheidenden Seeschlachten bestimmten Flotten ausmachten, früher, zu Nelsons Zeiten, meist Schiffe von 74—84, jetzt gewöhnlich von 90 Geschützen bei den Franzosen, von 91 (oder nach Vergrößerung des Kalibers 71) Geschützen bei den Engländern, heißen Zweidecker und sind äußerlich be¬ sonders durch den zweifachen weißen Batteriestrcifen kenntlich. Die allergrößten Holzschiffe endlich, welche überhaupt existiren, besitzen außer ihren Oberdccks- ") Von den preußischen gedeckten Corvetten wird später die Rede sein.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/259
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/259>, abgerufen am 22.07.2024.