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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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er und alle seine Nachkommen mir, meinen Erben und Nachkommen alle Jahre
daraus zu Zinsen geben sollen 10 Gulden") guter gemeiner Landswährung;
doch kann er oder seine Erben und Nachkommen die 10 si. ablösen um 200 si.,
wenn er will, sammt den erwachsenen Zinsen.")

Ich habe meine Häuser, das Gesäß an der Sachsengasse und mein Haus
bei dem obern Schlachthaus auf der Gaut, erworben um 2 Ballen und 4
ungebleichte Tücher und um 25 si.") und hab an beiden bei 120 si.")
verbaut und es galt ein ungebleichter Ballen damals 52 si.°°); also kosten
mich die Häuser mit allen Dingen, mit Kaufen und Bauen bei 254 si. °')
Anno 1453.

Das eine Haus bei dem obern Schlachthaus hab ich zu kaufen gegeben
dem Sagenhart, dem Sattler, um 20 si. mit der.Bedingung, daß er mir daraus
jährlich als Zins geben soll auf Se. Michels Tag'4 si.^) gemeiner Lands¬
währung; und er kann die 4 si. ablösen, wann er will, doch sammt erwachse¬
nen Zins von 80 si.") Ist geschehen auf Johannis Baptiste im 1456. Jahre."




Hier endigt der erste Theil von Burkhart Zinggs Selbstbiographie. Die
zweite Hälfte enthält, anknüpfend an eine wiederholte Erwähnung seiner Ver¬
heiratung, kurze Zusammenstellungen der wichtigeren Familienereignisse, die er
erlebte. Wir theilen davon nur mit, was für den Schreiber oder die Zeit
charakteristisch erscheint.

"Als man zählte nach Christi unsers lieben Herrn Geburt 1420 Jahre, da
nahm ich meine erste Frau Elisabeth, der Störtlerin Tochter von Moringen
und wir brachten nicht viel Gut zusammen; doch brachten wir Ehr und Red¬
lichkeit zusammen und Glück und Heil. ,

Danach in dem Jahre 21 genaß meine Hausfrau einer Tochter, ward
Aennlcin genannt, an Se. Ulrichs Tag; das war ein so hübsches Kind, daß ihm
jedermann gut sein mußte und lebte 9 Jahre, dann starb es.")

In dem 1438. Jahr war ein großes Sterben in der Stadt Augsburg und
es starben bei 6.000 Menschen und ich Burkhart Zinng lag auch in großer
Krankheit und hatte das Gebrechen an zwei Orten, am Hals und an dem Bein.
Und meine liebe Hausfrau Elisabeth war schwanger und lag ebenso krank wie
ich; man gab uns beiden unsern Herrn und die andern Stcrbsacramente und
wir waren beide übel daran, doch gab Gott zu, daß wir beide wieder gesund
wurden, Gott sei gelobt.



23 Thlr. 10 Sgr. Dies war wohl die einzige Art, um Wucherzinsen zu er¬
halten, da der gesetzliche Zinsfuß nur S p. C. betrug. ^) c. 68 Thlr. "") c. 280 Thlr.
c, 12l Thlr. "') c. S92 Thlr. ->-) 9 Thlr. 10 Sgr. °s) c. 1S7 Thlr. ") In
ähnlicher Weise wird noch die Geburt von sieben weiteren Kindern erwähnt, die theilweise
bald starben.
Grenzboten II. l8ti7, 29

er und alle seine Nachkommen mir, meinen Erben und Nachkommen alle Jahre
daraus zu Zinsen geben sollen 10 Gulden") guter gemeiner Landswährung;
doch kann er oder seine Erben und Nachkommen die 10 si. ablösen um 200 si.,
wenn er will, sammt den erwachsenen Zinsen.")

Ich habe meine Häuser, das Gesäß an der Sachsengasse und mein Haus
bei dem obern Schlachthaus auf der Gaut, erworben um 2 Ballen und 4
ungebleichte Tücher und um 25 si.") und hab an beiden bei 120 si.")
verbaut und es galt ein ungebleichter Ballen damals 52 si.°°); also kosten
mich die Häuser mit allen Dingen, mit Kaufen und Bauen bei 254 si. °')
Anno 1453.

Das eine Haus bei dem obern Schlachthaus hab ich zu kaufen gegeben
dem Sagenhart, dem Sattler, um 20 si. mit der.Bedingung, daß er mir daraus
jährlich als Zins geben soll auf Se. Michels Tag'4 si.^) gemeiner Lands¬
währung; und er kann die 4 si. ablösen, wann er will, doch sammt erwachse¬
nen Zins von 80 si.») Ist geschehen auf Johannis Baptiste im 1456. Jahre."




Hier endigt der erste Theil von Burkhart Zinggs Selbstbiographie. Die
zweite Hälfte enthält, anknüpfend an eine wiederholte Erwähnung seiner Ver¬
heiratung, kurze Zusammenstellungen der wichtigeren Familienereignisse, die er
erlebte. Wir theilen davon nur mit, was für den Schreiber oder die Zeit
charakteristisch erscheint.

„Als man zählte nach Christi unsers lieben Herrn Geburt 1420 Jahre, da
nahm ich meine erste Frau Elisabeth, der Störtlerin Tochter von Moringen
und wir brachten nicht viel Gut zusammen; doch brachten wir Ehr und Red¬
lichkeit zusammen und Glück und Heil. ,

Danach in dem Jahre 21 genaß meine Hausfrau einer Tochter, ward
Aennlcin genannt, an Se. Ulrichs Tag; das war ein so hübsches Kind, daß ihm
jedermann gut sein mußte und lebte 9 Jahre, dann starb es.")

In dem 1438. Jahr war ein großes Sterben in der Stadt Augsburg und
es starben bei 6.000 Menschen und ich Burkhart Zinng lag auch in großer
Krankheit und hatte das Gebrechen an zwei Orten, am Hals und an dem Bein.
Und meine liebe Hausfrau Elisabeth war schwanger und lag ebenso krank wie
ich; man gab uns beiden unsern Herrn und die andern Stcrbsacramente und
wir waren beide übel daran, doch gab Gott zu, daß wir beide wieder gesund
wurden, Gott sei gelobt.



23 Thlr. 10 Sgr. Dies war wohl die einzige Art, um Wucherzinsen zu er¬
halten, da der gesetzliche Zinsfuß nur S p. C. betrug. ^) c. 68 Thlr. «») c. 280 Thlr.
c, 12l Thlr. »') c. S92 Thlr. ->-) 9 Thlr. 10 Sgr. °s) c. 1S7 Thlr. ") In
ähnlicher Weise wird noch die Geburt von sieben weiteren Kindern erwähnt, die theilweise
bald starben.
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[0229] er und alle seine Nachkommen mir, meinen Erben und Nachkommen alle Jahre daraus zu Zinsen geben sollen 10 Gulden") guter gemeiner Landswährung; doch kann er oder seine Erben und Nachkommen die 10 si. ablösen um 200 si., wenn er will, sammt den erwachsenen Zinsen.") Ich habe meine Häuser, das Gesäß an der Sachsengasse und mein Haus bei dem obern Schlachthaus auf der Gaut, erworben um 2 Ballen und 4 ungebleichte Tücher und um 25 si.") und hab an beiden bei 120 si.") verbaut und es galt ein ungebleichter Ballen damals 52 si.°°); also kosten mich die Häuser mit allen Dingen, mit Kaufen und Bauen bei 254 si. °') Anno 1453. Das eine Haus bei dem obern Schlachthaus hab ich zu kaufen gegeben dem Sagenhart, dem Sattler, um 20 si. mit der.Bedingung, daß er mir daraus jährlich als Zins geben soll auf Se. Michels Tag'4 si.^) gemeiner Lands¬ währung; und er kann die 4 si. ablösen, wann er will, doch sammt erwachse¬ nen Zins von 80 si.») Ist geschehen auf Johannis Baptiste im 1456. Jahre." Hier endigt der erste Theil von Burkhart Zinggs Selbstbiographie. Die zweite Hälfte enthält, anknüpfend an eine wiederholte Erwähnung seiner Ver¬ heiratung, kurze Zusammenstellungen der wichtigeren Familienereignisse, die er erlebte. Wir theilen davon nur mit, was für den Schreiber oder die Zeit charakteristisch erscheint. „Als man zählte nach Christi unsers lieben Herrn Geburt 1420 Jahre, da nahm ich meine erste Frau Elisabeth, der Störtlerin Tochter von Moringen und wir brachten nicht viel Gut zusammen; doch brachten wir Ehr und Red¬ lichkeit zusammen und Glück und Heil. , Danach in dem Jahre 21 genaß meine Hausfrau einer Tochter, ward Aennlcin genannt, an Se. Ulrichs Tag; das war ein so hübsches Kind, daß ihm jedermann gut sein mußte und lebte 9 Jahre, dann starb es.") In dem 1438. Jahr war ein großes Sterben in der Stadt Augsburg und es starben bei 6.000 Menschen und ich Burkhart Zinng lag auch in großer Krankheit und hatte das Gebrechen an zwei Orten, am Hals und an dem Bein. Und meine liebe Hausfrau Elisabeth war schwanger und lag ebenso krank wie ich; man gab uns beiden unsern Herrn und die andern Stcrbsacramente und wir waren beide übel daran, doch gab Gott zu, daß wir beide wieder gesund wurden, Gott sei gelobt. 23 Thlr. 10 Sgr. Dies war wohl die einzige Art, um Wucherzinsen zu er¬ halten, da der gesetzliche Zinsfuß nur S p. C. betrug. ^) c. 68 Thlr. «») c. 280 Thlr. c, 12l Thlr. »') c. S92 Thlr. ->-) 9 Thlr. 10 Sgr. °s) c. 1S7 Thlr. ") In ähnlicher Weise wird noch die Geburt von sieben weiteren Kindern erwähnt, die theilweise bald starben. Grenzboten II. l8ti7, 29

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/229>, abgerufen am 22.07.2024.