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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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Festhaltens an Altem und halb durchgeführter Neuerungen darbietet als ihr
Sprachschatz. Dafür haben sie aber auch ganz besonders sich bemüht, durch
Phonographische Systeme die Kunst des Lesens leichter erlernbar zu machen;
und was die Verfasser des "^Juana" von dem Erfolge dieser Bemühungen in
Erfahrung gebracht haben und mittheilen, hat sie wohl mit bestimmt, thatkräftig
vorzugehen. Die jetzt in England betriebene Phonogräphie, deren Erfindung
Isaac Pitman (sein Handbuch erschien 1837) zugeschrieben wird, steht übrigens
in engster Verbindung mit der Stenographie, woraus die in Rede stehenden
französischen Phonographen vorläufig noch verzichten; sie wurde schon 1860
vorr einem Vereine gepflegt, der in beinahe allen Städten Großbritanniens
Sectionen zählte und kam in 36 periodischen Schriften zur Anwendung; schon
1853 wurde sie in 113 Schulen des Staates Massachusets gelehrt. Schmitz in
seiner Encyklopädie des philologischen Studiums der neuern Sprachen führt
als Thatsache "n, daß in Correctionsanstalten und Gefängnissen älteren des
Lesens unkundigen Leuten dasselbe bei Zugrundelegung der Publicationen der
?toilette?rienäs sehr leicht beigebracht werde. Und wir wollen, um auch hier
das von dem .Minans," Gebotene um ein Geringes zu erweitern, aus Fvscolos
Untersuchung über den Text Dantes die Notiz beibringen, daß schon Benjamin
Fraliklin. um die Aussprache mit der Schrift in bessere Uebereinstimmung zu
bringen, die englische Orthographie durchaus umgestaltet und die Zahl der ver¬
wendeten Buchstaben um sechs vermehrt habe, worüber in seinen nachgelassenen
Werken (London, 1806) weitere Auskunft zu finden ist.

Die Bestrebungen der englischen Phonographen lassen wir indessen für
jetzt unbeachtet und wenden uns der Betrachtung der Mittel zu, mit
welchen die französischen die oben auseinandergesetzten Uebelstände beseitigen
wollen. Der Gruiidsatzlofigkeit der bisherigen Schreibweise steht bei ihnen die
einfache Regel gegenüber: es wird geschrieben, wie gesprochen wird; jeder Laut
hat sein Zeichen und zwar überall das nämliche, jedes Zeichen repräsentirt
einen im Sprechen erscheinenden Laut und zwar immer den nämlichen; was
nicht gehört wird, findet in der Schrift keine Berücksichtigung. Dabei ist jedoch
noch einmal hervorzuheben, daß, im Unterschiede von der auf mehre oder alle
Sprachen anwendbaren "phonetischen Transscription" der Gelehrten, nur die
Wiedergabe der correcten Aussprache des Französischen und zwar mittelst der
bisher üblichen Zeichen (Typen) beabsichtigt wird. Es kommen dabei zur Ver¬
wendung: a, Z,, b, Ä, 6, e, k, g (immer lautend wie in Zolls), d (worüber
unten), ^j, i, !, I, in (nie nasal), ir (rein und nasal), c>, 6, p, H (ohne u,
z. B. P), r, s (immer hart), t, u, ü, v, 5; e ohne Accent ist immer das so¬
genannte stumme; et stellt den einfachen Laut dar! den die bisherige Schreib¬
weise in edosö damit bezeichnet; <zu und en ebenfalls den einfachen Laut in
Ssut-, jeu (bisher ^6u); auch on und on werden in bisheriger Weise ver-


Festhaltens an Altem und halb durchgeführter Neuerungen darbietet als ihr
Sprachschatz. Dafür haben sie aber auch ganz besonders sich bemüht, durch
Phonographische Systeme die Kunst des Lesens leichter erlernbar zu machen;
und was die Verfasser des „^Juana" von dem Erfolge dieser Bemühungen in
Erfahrung gebracht haben und mittheilen, hat sie wohl mit bestimmt, thatkräftig
vorzugehen. Die jetzt in England betriebene Phonogräphie, deren Erfindung
Isaac Pitman (sein Handbuch erschien 1837) zugeschrieben wird, steht übrigens
in engster Verbindung mit der Stenographie, woraus die in Rede stehenden
französischen Phonographen vorläufig noch verzichten; sie wurde schon 1860
vorr einem Vereine gepflegt, der in beinahe allen Städten Großbritanniens
Sectionen zählte und kam in 36 periodischen Schriften zur Anwendung; schon
1853 wurde sie in 113 Schulen des Staates Massachusets gelehrt. Schmitz in
seiner Encyklopädie des philologischen Studiums der neuern Sprachen führt
als Thatsache «n, daß in Correctionsanstalten und Gefängnissen älteren des
Lesens unkundigen Leuten dasselbe bei Zugrundelegung der Publicationen der
?toilette?rienäs sehr leicht beigebracht werde. Und wir wollen, um auch hier
das von dem .Minans," Gebotene um ein Geringes zu erweitern, aus Fvscolos
Untersuchung über den Text Dantes die Notiz beibringen, daß schon Benjamin
Fraliklin. um die Aussprache mit der Schrift in bessere Uebereinstimmung zu
bringen, die englische Orthographie durchaus umgestaltet und die Zahl der ver¬
wendeten Buchstaben um sechs vermehrt habe, worüber in seinen nachgelassenen
Werken (London, 1806) weitere Auskunft zu finden ist.

Die Bestrebungen der englischen Phonographen lassen wir indessen für
jetzt unbeachtet und wenden uns der Betrachtung der Mittel zu, mit
welchen die französischen die oben auseinandergesetzten Uebelstände beseitigen
wollen. Der Gruiidsatzlofigkeit der bisherigen Schreibweise steht bei ihnen die
einfache Regel gegenüber: es wird geschrieben, wie gesprochen wird; jeder Laut
hat sein Zeichen und zwar überall das nämliche, jedes Zeichen repräsentirt
einen im Sprechen erscheinenden Laut und zwar immer den nämlichen; was
nicht gehört wird, findet in der Schrift keine Berücksichtigung. Dabei ist jedoch
noch einmal hervorzuheben, daß, im Unterschiede von der auf mehre oder alle
Sprachen anwendbaren „phonetischen Transscription" der Gelehrten, nur die
Wiedergabe der correcten Aussprache des Französischen und zwar mittelst der
bisher üblichen Zeichen (Typen) beabsichtigt wird. Es kommen dabei zur Ver¬
wendung: a, Z,, b, Ä, 6, e, k, g (immer lautend wie in Zolls), d (worüber
unten), ^j, i, !, I, in (nie nasal), ir (rein und nasal), c>, 6, p, H (ohne u,
z. B. P), r, s (immer hart), t, u, ü, v, 5; e ohne Accent ist immer das so¬
genannte stumme; et stellt den einfachen Laut dar! den die bisherige Schreib¬
weise in edosö damit bezeichnet; <zu und en ebenfalls den einfachen Laut in
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/195>, abgerufen am 22.07.2024.