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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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Die Kalamitäten, welche hierdurch für die Verwundeten erwuchsen und
noch fühlbarer für sie geworden wären, wenn nicht unter Beistand der Johanniter-
ritter die Privatmildthätigkeit in einer großartigen Weise bei jeder Noth sogleich
hilfreich zur Seite gestanden hätte, machen dringend nothwendig, daß statt
des fahrenden Detachements zur ersten Hilfe am Schlachtfelde jeder Division
eine selbständige Ambulance mit den oben bezeichneten ärztlichen Per¬
sonen, und zur Uebernahme der durch dieselbe transportfähig gemachten Ver¬
wundeten mehre leichte Aufnahmespitäler beigegeben werden, welche
nach und nach an den verschiedenen Gefechtstagen in Thätigkeit treten und für
die Verwundeten sorgen, bis dieselben nach Heilanstalten abtransportirt werden
können. Da diese leichten Aufnahmespitälcr. etwa zwölf für ein Armeecorps,
sich nicht einer dauernden Behandlung zu unterziehen haben, sondern nach ihrer
Evacuüung der Division wieder folgen müssen, so kann ihre Ausstattung eine
ganz andere und nur auf den Zweck der temporären Beherbergung und Be¬
handlung gerichtet, ihre Organisation somit in erster Linie auf leichte und schnelle
Beweglichkeit berechnet sein.

In höherem Grade trat die Organisation der Corps- oder schweren Feld-
lazarethe einer erwünschten und rechtzeitigen Verwendung in den Weg. Durch
das Feldlazarethreglement von 1863 sind sie (drei für jedes Armeecorps) wie¬
derum, wie während der Freiheitskriege, bestimmt, als Nothbehelf zur Behand¬
lung von 400. und. wenn die zur Lagerung nöthigen Geräthe am Orte dis¬
ponibel gemacht werden können, selbst von 600 Kranken und Verwundeten zu
dienen, bis die Evacuirung derselben nach rückwärts gelegenen, nicht mobilen
Heilanstalten an Eisenbahn- und Wasserstraßen der Operationslinie erfolgt ist.
Zu diesem Zweck ist jedes Corpslazarcth mit einer großen Menge von Öko¬
nomie-, chirurgischen und pharmaceutischen Utensilien, Arzneien, Vcrbandgegen-
ständen u. s, w. ausgestattet, zu deren Fortbringung acht vierspännige und zwei
zweispännige Wagen erforderlich sind, ohne mit der hinreichenden, schon beim
Beginn der Wirksamkeit nothwendigen Zahl von Wäsche- und Lagerungsgegen¬
ständen versehen zu sein, die am Orte der Niederlassung angeschafft werden
sollen, aber oft schwierig oder gar nicht zu erlangen sind, während an manchen
zur Ockonomieführung und zur ärztlichen Behandlung dienenden Artikeln Ueber-
fluß besteht. -- Durch eine solche Wagenburg wurden diese Lazarethe schwer-
beweglich, durch die Munitions- und Proviantcolonnen und anderes Militär¬
fuhrwerk nuf Eisenbahnen und Landstraßen im Vorwärtskommen gehindert;
sie verloren die Truppen, zu denen sie gehörten, kamen mit den Depots außer
Verbindung und fuhren oft unerreichbar im Lande herum, und fehlten somit
da, wo sie gebraucht wurden. Hatten sie sich zur Entwickelung ihrer Thätigkeit
niedergelassen, mühsam alle Gegenstände ausgepackt, so wurde nach Lösung
ihrer Ausgabe an einem Orte, der Weitermarsch durch die Einrichtung der


Die Kalamitäten, welche hierdurch für die Verwundeten erwuchsen und
noch fühlbarer für sie geworden wären, wenn nicht unter Beistand der Johanniter-
ritter die Privatmildthätigkeit in einer großartigen Weise bei jeder Noth sogleich
hilfreich zur Seite gestanden hätte, machen dringend nothwendig, daß statt
des fahrenden Detachements zur ersten Hilfe am Schlachtfelde jeder Division
eine selbständige Ambulance mit den oben bezeichneten ärztlichen Per¬
sonen, und zur Uebernahme der durch dieselbe transportfähig gemachten Ver¬
wundeten mehre leichte Aufnahmespitäler beigegeben werden, welche
nach und nach an den verschiedenen Gefechtstagen in Thätigkeit treten und für
die Verwundeten sorgen, bis dieselben nach Heilanstalten abtransportirt werden
können. Da diese leichten Aufnahmespitälcr. etwa zwölf für ein Armeecorps,
sich nicht einer dauernden Behandlung zu unterziehen haben, sondern nach ihrer
Evacuüung der Division wieder folgen müssen, so kann ihre Ausstattung eine
ganz andere und nur auf den Zweck der temporären Beherbergung und Be¬
handlung gerichtet, ihre Organisation somit in erster Linie auf leichte und schnelle
Beweglichkeit berechnet sein.

In höherem Grade trat die Organisation der Corps- oder schweren Feld-
lazarethe einer erwünschten und rechtzeitigen Verwendung in den Weg. Durch
das Feldlazarethreglement von 1863 sind sie (drei für jedes Armeecorps) wie¬
derum, wie während der Freiheitskriege, bestimmt, als Nothbehelf zur Behand¬
lung von 400. und. wenn die zur Lagerung nöthigen Geräthe am Orte dis¬
ponibel gemacht werden können, selbst von 600 Kranken und Verwundeten zu
dienen, bis die Evacuirung derselben nach rückwärts gelegenen, nicht mobilen
Heilanstalten an Eisenbahn- und Wasserstraßen der Operationslinie erfolgt ist.
Zu diesem Zweck ist jedes Corpslazarcth mit einer großen Menge von Öko¬
nomie-, chirurgischen und pharmaceutischen Utensilien, Arzneien, Vcrbandgegen-
ständen u. s, w. ausgestattet, zu deren Fortbringung acht vierspännige und zwei
zweispännige Wagen erforderlich sind, ohne mit der hinreichenden, schon beim
Beginn der Wirksamkeit nothwendigen Zahl von Wäsche- und Lagerungsgegen¬
ständen versehen zu sein, die am Orte der Niederlassung angeschafft werden
sollen, aber oft schwierig oder gar nicht zu erlangen sind, während an manchen
zur Ockonomieführung und zur ärztlichen Behandlung dienenden Artikeln Ueber-
fluß besteht. — Durch eine solche Wagenburg wurden diese Lazarethe schwer-
beweglich, durch die Munitions- und Proviantcolonnen und anderes Militär¬
fuhrwerk nuf Eisenbahnen und Landstraßen im Vorwärtskommen gehindert;
sie verloren die Truppen, zu denen sie gehörten, kamen mit den Depots außer
Verbindung und fuhren oft unerreichbar im Lande herum, und fehlten somit
da, wo sie gebraucht wurden. Hatten sie sich zur Entwickelung ihrer Thätigkeit
niedergelassen, mühsam alle Gegenstände ausgepackt, so wurde nach Lösung
ihrer Ausgabe an einem Orte, der Weitermarsch durch die Einrichtung der


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[0132] Die Kalamitäten, welche hierdurch für die Verwundeten erwuchsen und noch fühlbarer für sie geworden wären, wenn nicht unter Beistand der Johanniter- ritter die Privatmildthätigkeit in einer großartigen Weise bei jeder Noth sogleich hilfreich zur Seite gestanden hätte, machen dringend nothwendig, daß statt des fahrenden Detachements zur ersten Hilfe am Schlachtfelde jeder Division eine selbständige Ambulance mit den oben bezeichneten ärztlichen Per¬ sonen, und zur Uebernahme der durch dieselbe transportfähig gemachten Ver¬ wundeten mehre leichte Aufnahmespitäler beigegeben werden, welche nach und nach an den verschiedenen Gefechtstagen in Thätigkeit treten und für die Verwundeten sorgen, bis dieselben nach Heilanstalten abtransportirt werden können. Da diese leichten Aufnahmespitälcr. etwa zwölf für ein Armeecorps, sich nicht einer dauernden Behandlung zu unterziehen haben, sondern nach ihrer Evacuüung der Division wieder folgen müssen, so kann ihre Ausstattung eine ganz andere und nur auf den Zweck der temporären Beherbergung und Be¬ handlung gerichtet, ihre Organisation somit in erster Linie auf leichte und schnelle Beweglichkeit berechnet sein. In höherem Grade trat die Organisation der Corps- oder schweren Feld- lazarethe einer erwünschten und rechtzeitigen Verwendung in den Weg. Durch das Feldlazarethreglement von 1863 sind sie (drei für jedes Armeecorps) wie¬ derum, wie während der Freiheitskriege, bestimmt, als Nothbehelf zur Behand¬ lung von 400. und. wenn die zur Lagerung nöthigen Geräthe am Orte dis¬ ponibel gemacht werden können, selbst von 600 Kranken und Verwundeten zu dienen, bis die Evacuirung derselben nach rückwärts gelegenen, nicht mobilen Heilanstalten an Eisenbahn- und Wasserstraßen der Operationslinie erfolgt ist. Zu diesem Zweck ist jedes Corpslazarcth mit einer großen Menge von Öko¬ nomie-, chirurgischen und pharmaceutischen Utensilien, Arzneien, Vcrbandgegen- ständen u. s, w. ausgestattet, zu deren Fortbringung acht vierspännige und zwei zweispännige Wagen erforderlich sind, ohne mit der hinreichenden, schon beim Beginn der Wirksamkeit nothwendigen Zahl von Wäsche- und Lagerungsgegen¬ ständen versehen zu sein, die am Orte der Niederlassung angeschafft werden sollen, aber oft schwierig oder gar nicht zu erlangen sind, während an manchen zur Ockonomieführung und zur ärztlichen Behandlung dienenden Artikeln Ueber- fluß besteht. — Durch eine solche Wagenburg wurden diese Lazarethe schwer- beweglich, durch die Munitions- und Proviantcolonnen und anderes Militär¬ fuhrwerk nuf Eisenbahnen und Landstraßen im Vorwärtskommen gehindert; sie verloren die Truppen, zu denen sie gehörten, kamen mit den Depots außer Verbindung und fuhren oft unerreichbar im Lande herum, und fehlten somit da, wo sie gebraucht wurden. Hatten sie sich zur Entwickelung ihrer Thätigkeit niedergelassen, mühsam alle Gegenstände ausgepackt, so wurde nach Lösung ihrer Ausgabe an einem Orte, der Weitermarsch durch die Einrichtung der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/132>, abgerufen am 22.07.2024.