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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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Transportes ebenso wie durch die Unterlassung eines rechtzeitigen Eingriffs
herbeigeführt werden kann. -- Soll in künftigen Kriegen der Humanität Rech¬
nung getragen/ die erste Hilfsleistung eine genügende und befriedigende sein
und soll auch dem verwundeten Feinde eine solche zu Theil werden, so muß zur
Milderung und baldigen Beseitigung der angeführten mit großen Schlachten
stets verbundenen Zustände die Zahl der Aerzte einer Ambulance (des fahrenden
Detachements) größer als bisher sein und wenigstens die ganze Zahl von drei¬
zehn eines bisherigen leichten Lazarcths, bei Erhöhung der Zahl der Lazareth-
gehilfen aus sechszehn, einer solchen auf dem Schlachtfelde wirkenden Rettungs-
anstalt gegeben werden. --

3) Die Organisation der Feldt azareth e wurde bisher ebenfalls
Ursache unzureichender Wirksamkeit. Die leichten oder Divisionslazarethe hatten
den dreifachen Zweck, durch die eine Abtheilung, das fahrende Detachement, die
erste Hilfe zu leisten, durch die andere, das Depot, die Verwundeten bis zur
Unterbringung in eine Heilanstalt vorläufig aufzunehmen und ärztlich zu ver¬
pflegen, und in Gemeinschaft beider auch die dauernde Behandlung von 200 bis
300 Mann zu übernehmen. Um diesem mehrfachen Zweck, besonders aber dem
letztern zu entsprechen, mußte die Ausstattung eines solche" Lazarethes mit
Utensilien, Lazarett) - und ärztlichen Vcrpflegungsgcgcnständcn aller Art viel
umfassender sein, als zur Lösung der beiden erstgenannten Aufgaben noth¬
wendig war. Es wurde aber hierdurch schwerfällig, vermochte nicht den schnellen
Bewegungen der Truppen, zu denen es gehörte, bei Terrainschwierigkeiten und
anderen Hindernissen des Transportes zu folgen, kam von ihnen ab und konnte
nicht rechtzeitig anwesend sei", um seine Thätigkeit zu entwickeln.

Im letzten Kriege offenbarte die Schnelligkeit der strategischen Bcwegu"gen
die bei der jetzigen Art der Kriegführung längst vorhcrgcsehene Unzweckmäßigst
der Organisatio" dieser Anstalten. Das eine Depot konnte den bei den un¬
unterbrochenen Gefechten vorkommenden Verwundeten seines Truppentheils nicht
Aufnahme gewähren. Es wurde entweder am ersten Tage von den den Truppen
nacheilenden fahrenden Detachements durch die Sorge für die ihm übergebenen
Verwundeten getrennt oder, was häufiger vorkam, es verließ dieselben, selbst
seine Lagerungs- und Verpflegungsgcgenstände mitnehmend, um dem aus eigenem
Beweggrunde oder auf Befehl vorfahrenden Detachement nachzufolgen. Zu¬
weilen wurde ein Arzt bei den Verwundeten zurückgelassen oder ein solcher von
dem betreffenden Regimente zur Hilfsleistung bestimmt, welcher dann, Anfangs
aller nöthigen Mittel zur Verpflegung beraubt, die Mithilfe der Civilärzte des
Ortes in Anspruch nehmen und auf die Mildthätigkeit der Bewohner oder
auf Unterstützung aus der Ferne hoffen mußte. Im günstigen Falle konnte
später die Abtheilung eines schweren Feldlazaretts zur Uebernahme der Behand¬
lung herangezogen werden, deren die Mainarmec jedoch ganz entbehrte.


Transportes ebenso wie durch die Unterlassung eines rechtzeitigen Eingriffs
herbeigeführt werden kann. — Soll in künftigen Kriegen der Humanität Rech¬
nung getragen/ die erste Hilfsleistung eine genügende und befriedigende sein
und soll auch dem verwundeten Feinde eine solche zu Theil werden, so muß zur
Milderung und baldigen Beseitigung der angeführten mit großen Schlachten
stets verbundenen Zustände die Zahl der Aerzte einer Ambulance (des fahrenden
Detachements) größer als bisher sein und wenigstens die ganze Zahl von drei¬
zehn eines bisherigen leichten Lazarcths, bei Erhöhung der Zahl der Lazareth-
gehilfen aus sechszehn, einer solchen auf dem Schlachtfelde wirkenden Rettungs-
anstalt gegeben werden. —

3) Die Organisation der Feldt azareth e wurde bisher ebenfalls
Ursache unzureichender Wirksamkeit. Die leichten oder Divisionslazarethe hatten
den dreifachen Zweck, durch die eine Abtheilung, das fahrende Detachement, die
erste Hilfe zu leisten, durch die andere, das Depot, die Verwundeten bis zur
Unterbringung in eine Heilanstalt vorläufig aufzunehmen und ärztlich zu ver¬
pflegen, und in Gemeinschaft beider auch die dauernde Behandlung von 200 bis
300 Mann zu übernehmen. Um diesem mehrfachen Zweck, besonders aber dem
letztern zu entsprechen, mußte die Ausstattung eines solche» Lazarethes mit
Utensilien, Lazarett) - und ärztlichen Vcrpflegungsgcgcnständcn aller Art viel
umfassender sein, als zur Lösung der beiden erstgenannten Aufgaben noth¬
wendig war. Es wurde aber hierdurch schwerfällig, vermochte nicht den schnellen
Bewegungen der Truppen, zu denen es gehörte, bei Terrainschwierigkeiten und
anderen Hindernissen des Transportes zu folgen, kam von ihnen ab und konnte
nicht rechtzeitig anwesend sei», um seine Thätigkeit zu entwickeln.

Im letzten Kriege offenbarte die Schnelligkeit der strategischen Bcwegu»gen
die bei der jetzigen Art der Kriegführung längst vorhcrgcsehene Unzweckmäßigst
der Organisatio» dieser Anstalten. Das eine Depot konnte den bei den un¬
unterbrochenen Gefechten vorkommenden Verwundeten seines Truppentheils nicht
Aufnahme gewähren. Es wurde entweder am ersten Tage von den den Truppen
nacheilenden fahrenden Detachements durch die Sorge für die ihm übergebenen
Verwundeten getrennt oder, was häufiger vorkam, es verließ dieselben, selbst
seine Lagerungs- und Verpflegungsgcgenstände mitnehmend, um dem aus eigenem
Beweggrunde oder auf Befehl vorfahrenden Detachement nachzufolgen. Zu¬
weilen wurde ein Arzt bei den Verwundeten zurückgelassen oder ein solcher von
dem betreffenden Regimente zur Hilfsleistung bestimmt, welcher dann, Anfangs
aller nöthigen Mittel zur Verpflegung beraubt, die Mithilfe der Civilärzte des
Ortes in Anspruch nehmen und auf die Mildthätigkeit der Bewohner oder
auf Unterstützung aus der Ferne hoffen mußte. Im günstigen Falle konnte
später die Abtheilung eines schweren Feldlazaretts zur Uebernahme der Behand¬
lung herangezogen werden, deren die Mainarmec jedoch ganz entbehrte.


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[0131] Transportes ebenso wie durch die Unterlassung eines rechtzeitigen Eingriffs herbeigeführt werden kann. — Soll in künftigen Kriegen der Humanität Rech¬ nung getragen/ die erste Hilfsleistung eine genügende und befriedigende sein und soll auch dem verwundeten Feinde eine solche zu Theil werden, so muß zur Milderung und baldigen Beseitigung der angeführten mit großen Schlachten stets verbundenen Zustände die Zahl der Aerzte einer Ambulance (des fahrenden Detachements) größer als bisher sein und wenigstens die ganze Zahl von drei¬ zehn eines bisherigen leichten Lazarcths, bei Erhöhung der Zahl der Lazareth- gehilfen aus sechszehn, einer solchen auf dem Schlachtfelde wirkenden Rettungs- anstalt gegeben werden. — 3) Die Organisation der Feldt azareth e wurde bisher ebenfalls Ursache unzureichender Wirksamkeit. Die leichten oder Divisionslazarethe hatten den dreifachen Zweck, durch die eine Abtheilung, das fahrende Detachement, die erste Hilfe zu leisten, durch die andere, das Depot, die Verwundeten bis zur Unterbringung in eine Heilanstalt vorläufig aufzunehmen und ärztlich zu ver¬ pflegen, und in Gemeinschaft beider auch die dauernde Behandlung von 200 bis 300 Mann zu übernehmen. Um diesem mehrfachen Zweck, besonders aber dem letztern zu entsprechen, mußte die Ausstattung eines solche» Lazarethes mit Utensilien, Lazarett) - und ärztlichen Vcrpflegungsgcgcnständcn aller Art viel umfassender sein, als zur Lösung der beiden erstgenannten Aufgaben noth¬ wendig war. Es wurde aber hierdurch schwerfällig, vermochte nicht den schnellen Bewegungen der Truppen, zu denen es gehörte, bei Terrainschwierigkeiten und anderen Hindernissen des Transportes zu folgen, kam von ihnen ab und konnte nicht rechtzeitig anwesend sei», um seine Thätigkeit zu entwickeln. Im letzten Kriege offenbarte die Schnelligkeit der strategischen Bcwegu»gen die bei der jetzigen Art der Kriegführung längst vorhcrgcsehene Unzweckmäßigst der Organisatio» dieser Anstalten. Das eine Depot konnte den bei den un¬ unterbrochenen Gefechten vorkommenden Verwundeten seines Truppentheils nicht Aufnahme gewähren. Es wurde entweder am ersten Tage von den den Truppen nacheilenden fahrenden Detachements durch die Sorge für die ihm übergebenen Verwundeten getrennt oder, was häufiger vorkam, es verließ dieselben, selbst seine Lagerungs- und Verpflegungsgcgenstände mitnehmend, um dem aus eigenem Beweggrunde oder auf Befehl vorfahrenden Detachement nachzufolgen. Zu¬ weilen wurde ein Arzt bei den Verwundeten zurückgelassen oder ein solcher von dem betreffenden Regimente zur Hilfsleistung bestimmt, welcher dann, Anfangs aller nöthigen Mittel zur Verpflegung beraubt, die Mithilfe der Civilärzte des Ortes in Anspruch nehmen und auf die Mildthätigkeit der Bewohner oder auf Unterstützung aus der Ferne hoffen mußte. Im günstigen Falle konnte später die Abtheilung eines schweren Feldlazaretts zur Uebernahme der Behand¬ lung herangezogen werden, deren die Mainarmec jedoch ganz entbehrte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/131>, abgerufen am 24.08.2024.