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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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Herrn D. das Blatt zu einer Replik offen stehe. Noch sei bemerkt, daß wir
den Artikel auch erst in Stuttgart vorlegen müssen, weil es eine alte Bedingung
der cottaschen Verlagshandlung ist, daß sie von jeder Besprechung cvttaschen
Verlags in der Allgem. Ztg. zuvor Einsicht erhalte." --

Meine Erwiederung hierauf sagte Herrn Alte"böser. daß ich bei dem Wunsche,
das höfliche Schreiben möglichst friedlich zu beantworten, mich darauf beschränken
müsse, einfach auszusprechen, was ich für recht und billig erkenne. Zuerst müsse
ich sagen, daß es mir lieber gewesen wäre, er hätte, wie ich ursprünglich be¬
stimmt und letztlich wiederholt verlangt, mir ungesäumt mein Manuscript zurück¬
gesendet, als daß er mir jetzt Aenderungen desselben für den Druck vorschlage,
ohne selbst für den Fall, daß ich sie annehme, mir die Aufnahme in die Allg.
Ztg. verbürgen ,,u können, die dann doch noch von der Genehmigung der
cottaschen Buchhandlung abhänge. Das heiße doch in der That, sich des Manu-
scripts eines Schriftstellers gegen die Bedingung, unter- welcher er es angeboten,
bemächtigen, es gefangen halten und ihn zum Sklaven der Oberredaction
machen. -- Ich-erklärte ihm. daß ich nichts an meinem Aufsatz ändere, da die
Rügen in demselben bare Prädicirungen von Thatsachen seien; Milderung im
Ausdruck zu verlangen, sei eine Redaction nicht berechtigt, welche die unwahren
moralischen Rügen, durch welche diese Antikritik hervorgerufen worden, ungemil-
deri veröffentlicht habe. -- Herrn Düntzcr die Replik offen zu halten, stehe der
Redaction frei. Der Censur der cottaschen Buchhandlung jedoch gedächte ich
meinen Aussatz nicht zu unterwerfen und wenn derselbe nicht sofort unverändert
abgedruckt werden könne, so fordere ich aufs Neue die Rücksendung.

Dies waren die Aeußerungen, die mir folgende überaus gesittete Abferti¬
gung, ä. et. Augsburg, den 28. Februar 67, eintrugen:

E. Ho. stellen uns in Ihrem letzten Schreiben das Zeugniß aus, die An¬
frage unseres letzte" Briefes bezüglich Ihres Artikels sei höflich gewesen. Das
war sie allerdings; leider können wir aber dasselbe Prädicat der Höflichkeit
Ihren Briefen an die Redaction der Allg. Ztg. nicht zuerkennen. Vielmehr hat
es Ihnen beliebt, uns in einem Tone et" Kant en das zu haranguiren, zu
welchem Ihnen klärlich jede Berechtigung fehlt. Schlagen Sie diesen Ton, wenn
Sie ihn für geschmackvoll halten, etwa gegen Ihren Bibliothekdiener an, oder
gegen Ihren Stiefelputzer, aber nicht gegen uns.

Ihren Goetheartikel hatten wir nickt verlangt, so waren Sie auch "lebt
befugt, die alsbaldige Aufnahme desselben zu commandiren; abgesehen davon,
daß für die Aufgabe einer politischen Zeitung literarisch-kritische Fragen, so
wichtig sie auch an sich sind, nur secundäre Wichtigkeit haben. Daß wir Herrn
Professor Düntzer. was auch seine schriftstellerischen Sünden sein mögen, Rück¬
sichten alter Verbindung schulden, ist einfach menschliches Anstandsgefühl; und


Herrn D. das Blatt zu einer Replik offen stehe. Noch sei bemerkt, daß wir
den Artikel auch erst in Stuttgart vorlegen müssen, weil es eine alte Bedingung
der cottaschen Verlagshandlung ist, daß sie von jeder Besprechung cvttaschen
Verlags in der Allgem. Ztg. zuvor Einsicht erhalte." —

Meine Erwiederung hierauf sagte Herrn Alte»böser. daß ich bei dem Wunsche,
das höfliche Schreiben möglichst friedlich zu beantworten, mich darauf beschränken
müsse, einfach auszusprechen, was ich für recht und billig erkenne. Zuerst müsse
ich sagen, daß es mir lieber gewesen wäre, er hätte, wie ich ursprünglich be¬
stimmt und letztlich wiederholt verlangt, mir ungesäumt mein Manuscript zurück¬
gesendet, als daß er mir jetzt Aenderungen desselben für den Druck vorschlage,
ohne selbst für den Fall, daß ich sie annehme, mir die Aufnahme in die Allg.
Ztg. verbürgen ,,u können, die dann doch noch von der Genehmigung der
cottaschen Buchhandlung abhänge. Das heiße doch in der That, sich des Manu-
scripts eines Schriftstellers gegen die Bedingung, unter- welcher er es angeboten,
bemächtigen, es gefangen halten und ihn zum Sklaven der Oberredaction
machen. — Ich-erklärte ihm. daß ich nichts an meinem Aufsatz ändere, da die
Rügen in demselben bare Prädicirungen von Thatsachen seien; Milderung im
Ausdruck zu verlangen, sei eine Redaction nicht berechtigt, welche die unwahren
moralischen Rügen, durch welche diese Antikritik hervorgerufen worden, ungemil-
deri veröffentlicht habe. — Herrn Düntzcr die Replik offen zu halten, stehe der
Redaction frei. Der Censur der cottaschen Buchhandlung jedoch gedächte ich
meinen Aussatz nicht zu unterwerfen und wenn derselbe nicht sofort unverändert
abgedruckt werden könne, so fordere ich aufs Neue die Rücksendung.

Dies waren die Aeußerungen, die mir folgende überaus gesittete Abferti¬
gung, ä. et. Augsburg, den 28. Februar 67, eintrugen:

E. Ho. stellen uns in Ihrem letzten Schreiben das Zeugniß aus, die An¬
frage unseres letzte» Briefes bezüglich Ihres Artikels sei höflich gewesen. Das
war sie allerdings; leider können wir aber dasselbe Prädicat der Höflichkeit
Ihren Briefen an die Redaction der Allg. Ztg. nicht zuerkennen. Vielmehr hat
es Ihnen beliebt, uns in einem Tone et« Kant en das zu haranguiren, zu
welchem Ihnen klärlich jede Berechtigung fehlt. Schlagen Sie diesen Ton, wenn
Sie ihn für geschmackvoll halten, etwa gegen Ihren Bibliothekdiener an, oder
gegen Ihren Stiefelputzer, aber nicht gegen uns.

Ihren Goetheartikel hatten wir nickt verlangt, so waren Sie auch »lebt
befugt, die alsbaldige Aufnahme desselben zu commandiren; abgesehen davon,
daß für die Aufgabe einer politischen Zeitung literarisch-kritische Fragen, so
wichtig sie auch an sich sind, nur secundäre Wichtigkeit haben. Daß wir Herrn
Professor Düntzer. was auch seine schriftstellerischen Sünden sein mögen, Rück¬
sichten alter Verbindung schulden, ist einfach menschliches Anstandsgefühl; und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/118>, abgerufen am 22.07.2024.