Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.Jahre im birkenstocksehen Hause die Wohnung inne hatten, welche Bettina so Beethovens Persönlichkeit und Wesen war übrigens geeignet, auch auf Jahre im birkenstocksehen Hause die Wohnung inne hatten, welche Bettina so Beethovens Persönlichkeit und Wesen war übrigens geeignet, auch auf <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0105" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190799"/> <p xml:id="ID_323" prev="#ID_322"> Jahre im birkenstocksehen Hause die Wohnung inne hatten, welche Bettina so<lb/> hübsch beschreibt. In diesem Hause, of die Musik gepflegt wurde, ging Beet¬<lb/> hoven freundschaftlich aus und ein. Seine „kleine Freundin", für die er „zur<lb/> Aufmunterung im Klavierspielen" im Jahre 1812 das kleine Trio in einem<lb/> .Satze schrieb, wdr die Tochter derselben Maximiliane Brentano (später Frau<lb/> v. Blittcrsdorf). welcher er zehn Jahre später die Sonate in L-aur dedicirte.<lb/> Nach Birkenstocks Tode (1809) suchte er sich auch praktisch als Freund zu er¬<lb/> weisen und den Ankauf eines Theils seines Nachlasses durch den Erzherzog<lb/> Rudolph zu vermitteln. Wirksamer war wohl der Beistand, welchen Brentano<lb/> ihm leistete, bei dem er später in bedrängten Zeiten, wenn er ein Darlehn be¬<lb/> dürfte, stets offene Kasse fand. Frau Antonie Brentano war während ihres<lb/> wiener Aufenthalts vielfach kränklich und oft Wochen lang so leidend, daß sie<lb/> sich in ihrem Zimmer, für jeden Besuch unzugänglich, zurückgezogen halten<lb/> mußte. In solchen Zeiten pflegte Beethoven regelmäßig zu kommen, setzte sich<lb/> in ihrem Vorzimmer ohne Weiteres ans Klavier und phantasirte; wenn er<lb/> der Leidenden in seiner Sprache „alles gesagt und Trost gegeben hatte",<lb/> ging er wieder fort, wie er gekommen war, ohne sonst von jemand Notiz zu<lb/> nehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_324"> Beethovens Persönlichkeit und Wesen war übrigens geeignet, auch auf<lb/> Frauen einen nicht blos bedeutenden, sondern gewinnenden Eindruck zu machen.<lb/> Elisabeth Röckel. die Schwester des Tenoristen Röckel, welcher bei der Wieder¬<lb/> holung des Fidelio 1806 den Florestan sang, kam im Jahre 1812 als Sängerin<lb/> nach Wien und hatte vielfach Gelegenheit mit Beethoven zu verkehren, der das<lb/> talentvolle und liebenswürdige junge Mädchen auszeichnete, welches am 16. Mai<lb/> 1813 sich mit Hummel verheiratete. Als bejahrte Matrone, auch da noch durch<lb/> frische Anmuth gewinnend, sprach sie sich mit wohlthuender Wärme über das<lb/> Glück aus. von Beethoven beachtet zu sein und vertraulich mit ihm verkehrt<lb/> zu haben. „Wer ihn gesehen hat in guter Laune, geistig angeregt, wem er in<lb/> solcher Stimmung sich ausgesprochen hat," sagte sie mit leuchtenden Augen,<lb/> „der kann den Eindruck nie vergessen." Schindler erzählt. Beethoven sei mit<lb/> Hummel vollständig zerfallen, weil dieser bei der Aufführung seiner ersten Messe<lb/> in Eisenstabe im Jahre 1810 durch maliziöses Lächeln ihn tödtlich verletzt habe.<lb/> Hummel habe sich dann auch von Beethoven stets fern gehalten, weil beide<lb/> dasselbe Mädchen geliebt hätten, die Hummel den Vorzug vor jenem gab. So<lb/> sei es gekommen, daß sie erst an Beethovens Sterbebett sich wieder gesehen<lb/> und ausgesöhnt hätten. In seinem Bericht ist mehr als ein Mißverständnis,.<lb/> Als am 8. December 1813 in dem großen Concert zum Besten der Verwun¬<lb/> deten die Schlachtsymphonie aufgeführt wurde, übernahm Hummel die Leitung<lb/> der Trommeln und Ratschen, und da man eine Wiederholung unternahm, schrieb<lb/> ihm Beethoven folgendes Billet:</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0105]
Jahre im birkenstocksehen Hause die Wohnung inne hatten, welche Bettina so
hübsch beschreibt. In diesem Hause, of die Musik gepflegt wurde, ging Beet¬
hoven freundschaftlich aus und ein. Seine „kleine Freundin", für die er „zur
Aufmunterung im Klavierspielen" im Jahre 1812 das kleine Trio in einem
.Satze schrieb, wdr die Tochter derselben Maximiliane Brentano (später Frau
v. Blittcrsdorf). welcher er zehn Jahre später die Sonate in L-aur dedicirte.
Nach Birkenstocks Tode (1809) suchte er sich auch praktisch als Freund zu er¬
weisen und den Ankauf eines Theils seines Nachlasses durch den Erzherzog
Rudolph zu vermitteln. Wirksamer war wohl der Beistand, welchen Brentano
ihm leistete, bei dem er später in bedrängten Zeiten, wenn er ein Darlehn be¬
dürfte, stets offene Kasse fand. Frau Antonie Brentano war während ihres
wiener Aufenthalts vielfach kränklich und oft Wochen lang so leidend, daß sie
sich in ihrem Zimmer, für jeden Besuch unzugänglich, zurückgezogen halten
mußte. In solchen Zeiten pflegte Beethoven regelmäßig zu kommen, setzte sich
in ihrem Vorzimmer ohne Weiteres ans Klavier und phantasirte; wenn er
der Leidenden in seiner Sprache „alles gesagt und Trost gegeben hatte",
ging er wieder fort, wie er gekommen war, ohne sonst von jemand Notiz zu
nehmen.
Beethovens Persönlichkeit und Wesen war übrigens geeignet, auch auf
Frauen einen nicht blos bedeutenden, sondern gewinnenden Eindruck zu machen.
Elisabeth Röckel. die Schwester des Tenoristen Röckel, welcher bei der Wieder¬
holung des Fidelio 1806 den Florestan sang, kam im Jahre 1812 als Sängerin
nach Wien und hatte vielfach Gelegenheit mit Beethoven zu verkehren, der das
talentvolle und liebenswürdige junge Mädchen auszeichnete, welches am 16. Mai
1813 sich mit Hummel verheiratete. Als bejahrte Matrone, auch da noch durch
frische Anmuth gewinnend, sprach sie sich mit wohlthuender Wärme über das
Glück aus. von Beethoven beachtet zu sein und vertraulich mit ihm verkehrt
zu haben. „Wer ihn gesehen hat in guter Laune, geistig angeregt, wem er in
solcher Stimmung sich ausgesprochen hat," sagte sie mit leuchtenden Augen,
„der kann den Eindruck nie vergessen." Schindler erzählt. Beethoven sei mit
Hummel vollständig zerfallen, weil dieser bei der Aufführung seiner ersten Messe
in Eisenstabe im Jahre 1810 durch maliziöses Lächeln ihn tödtlich verletzt habe.
Hummel habe sich dann auch von Beethoven stets fern gehalten, weil beide
dasselbe Mädchen geliebt hätten, die Hummel den Vorzug vor jenem gab. So
sei es gekommen, daß sie erst an Beethovens Sterbebett sich wieder gesehen
und ausgesöhnt hätten. In seinem Bericht ist mehr als ein Mißverständnis,.
Als am 8. December 1813 in dem großen Concert zum Besten der Verwun¬
deten die Schlachtsymphonie aufgeführt wurde, übernahm Hummel die Leitung
der Trommeln und Ratschen, und da man eine Wiederholung unternahm, schrieb
ihm Beethoven folgendes Billet:
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