Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.Zwei andere Ritter, die Freiherren v. Maltzan-Kleinluckow und In ähnlichem Sinne äußert sich ein von zwei andern Rittern, Graf v. Bern¬ Zwei andere Ritter, die Freiherren v. Maltzan-Kleinluckow und In ähnlichem Sinne äußert sich ein von zwei andern Rittern, Graf v. Bern¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0078" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191308"/> <p xml:id="ID_179"> Zwei andere Ritter, die Freiherren v. Maltzan-Kleinluckow und<lb/> v. Maltzan-Peccatel brachten den schriftlichen Antrag aufAblehnung derVorlage<lb/> ein und begründeten denselben in folgender Weise: „Durch die Annahme der Ver¬<lb/> fassung wirb Mecklenburg in den wichtigsten Theilen seiner Gesetzgebung und Verwal¬<lb/> tung von den Beschlüssen der anderen Verbündeten abhängig und „dadurch in<lb/> seinem Wohlstande, in der Fortentmickelung seines Rechtes und in dem ganzen<lb/> Wesen seines staatlichen Organismus auf das tiefste, ja tödtlichste verwundet werden.<lb/> Denn der Grundlagen seiner Freiheit. Selbständigkeit und Wohlfahrt be¬<lb/> raubt, müßte es diese edlen Güter selbst verlieren; der Name Mecklenburgs<lb/> würde uns bleiben, aber das eigene Wesen desselben entschwinden; die Liebe<lb/> zum Vaterlande, die Pietät und Treue gegen unser Fürstenhaus winden erkalten,<lb/> wir würden zwar keine Preußen, aber nur zu bald schlechte Mecklenburger<lb/> werden." Mecklenburg habe jetzt die Aufgabe, gegen die Tendenz zur Bildung<lb/> großer, alles nivellirender Mililärmonarchicn Widerstand zu leisten, welche die<lb/> Keime aufreibenden Kampfes zwischen Militärdictalur und demokratischer Re¬<lb/> publik in sich tragen. Es sei möglich, daß Mecklenburg, wenn es auf seinem<lb/> Rechte und seiner Selbständigkeit beharre, vergewaltigt, ja daß es preußische<lb/> Provinz werde. Dann komme es, wenn nicht später eine Restitution seines<lb/> Rechtes erfolgen sollte, wenigstens in eine, wenn auch schwer und schmerzlich<lb/> zu tragende, doch klare und feste politische Lage, welche nicht die Möglichkeit<lb/> ausschließe, daß sich daraus mir der Zeit eine befriedigende Existenz entwickele.<lb/> Vor der Hand hätten die Stände die Pflicht, „Mecklenburgs Freiheit und Selb¬<lb/> ständigkeit in dem jetzt angenommenen Maße willentlich nicht schmälern zu lassen<lb/> und nimmer zuzustimmen, daß des Vaterlandes reeller, historischer Bestand hin¬<lb/> gegeben werde gegen eine Zwitterexistenz, gegen ein elendes Schein¬<lb/> leben."</p><lb/> <p xml:id="ID_180" next="#ID_181"> In ähnlichem Sinne äußert sich ein von zwei andern Rittern, Graf v. Bern¬<lb/> storf f-Wahrstorf und v. Arnswalde-Gustävel eingereichtes Dictamen.<lb/> Es heißt hier über den Entwurf der Bundesverfassung: „Derselbe spricht die<lb/> Vernichtung der Eigenart Mecklenburgs aus, ohne uns Aussicht auf eine na¬<lb/> turgemäße Umbildung zu bieten. Der Entwurf verfügt die Mediatisirung un¬<lb/> serer Fürsten, indem er die Summe der wichtigsten Negentenrechte einem fremden<lb/> Souverain überträgt; er vernichtet die Selbständigkeit unsres staatlichen Lebens,<lb/> indem er unser Schicksal in die Hände einer Zahl von Personen legt, die von<lb/> den Interessen und Bedürfnissen Mecklenburgs keine Kenntniß oder die kein "<lb/> Herz dafür haben." Auch sie seien zwar für eine engere Einigung Deutschlands<lb/> und bereit, Opfer dafür zu bringen; aber für das. „was unter der Pression<lb/> einer rücksichtslosen Gewalt hergestellt ist", könnten sie sich nicht begeistern.<lb/> „Daß Preußen nichts sucht als seine eigene Größe, und daß es dieser die Kräfte<lb/> Deutschlands dienstbar zu machen trachtet, das mag wohl allmälig auch denen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0078]
Zwei andere Ritter, die Freiherren v. Maltzan-Kleinluckow und
v. Maltzan-Peccatel brachten den schriftlichen Antrag aufAblehnung derVorlage
ein und begründeten denselben in folgender Weise: „Durch die Annahme der Ver¬
fassung wirb Mecklenburg in den wichtigsten Theilen seiner Gesetzgebung und Verwal¬
tung von den Beschlüssen der anderen Verbündeten abhängig und „dadurch in
seinem Wohlstande, in der Fortentmickelung seines Rechtes und in dem ganzen
Wesen seines staatlichen Organismus auf das tiefste, ja tödtlichste verwundet werden.
Denn der Grundlagen seiner Freiheit. Selbständigkeit und Wohlfahrt be¬
raubt, müßte es diese edlen Güter selbst verlieren; der Name Mecklenburgs
würde uns bleiben, aber das eigene Wesen desselben entschwinden; die Liebe
zum Vaterlande, die Pietät und Treue gegen unser Fürstenhaus winden erkalten,
wir würden zwar keine Preußen, aber nur zu bald schlechte Mecklenburger
werden." Mecklenburg habe jetzt die Aufgabe, gegen die Tendenz zur Bildung
großer, alles nivellirender Mililärmonarchicn Widerstand zu leisten, welche die
Keime aufreibenden Kampfes zwischen Militärdictalur und demokratischer Re¬
publik in sich tragen. Es sei möglich, daß Mecklenburg, wenn es auf seinem
Rechte und seiner Selbständigkeit beharre, vergewaltigt, ja daß es preußische
Provinz werde. Dann komme es, wenn nicht später eine Restitution seines
Rechtes erfolgen sollte, wenigstens in eine, wenn auch schwer und schmerzlich
zu tragende, doch klare und feste politische Lage, welche nicht die Möglichkeit
ausschließe, daß sich daraus mir der Zeit eine befriedigende Existenz entwickele.
Vor der Hand hätten die Stände die Pflicht, „Mecklenburgs Freiheit und Selb¬
ständigkeit in dem jetzt angenommenen Maße willentlich nicht schmälern zu lassen
und nimmer zuzustimmen, daß des Vaterlandes reeller, historischer Bestand hin¬
gegeben werde gegen eine Zwitterexistenz, gegen ein elendes Schein¬
leben."
In ähnlichem Sinne äußert sich ein von zwei andern Rittern, Graf v. Bern¬
storf f-Wahrstorf und v. Arnswalde-Gustävel eingereichtes Dictamen.
Es heißt hier über den Entwurf der Bundesverfassung: „Derselbe spricht die
Vernichtung der Eigenart Mecklenburgs aus, ohne uns Aussicht auf eine na¬
turgemäße Umbildung zu bieten. Der Entwurf verfügt die Mediatisirung un¬
serer Fürsten, indem er die Summe der wichtigsten Negentenrechte einem fremden
Souverain überträgt; er vernichtet die Selbständigkeit unsres staatlichen Lebens,
indem er unser Schicksal in die Hände einer Zahl von Personen legt, die von
den Interessen und Bedürfnissen Mecklenburgs keine Kenntniß oder die kein "
Herz dafür haben." Auch sie seien zwar für eine engere Einigung Deutschlands
und bereit, Opfer dafür zu bringen; aber für das. „was unter der Pression
einer rücksichtslosen Gewalt hergestellt ist", könnten sie sich nicht begeistern.
„Daß Preußen nichts sucht als seine eigene Größe, und daß es dieser die Kräfte
Deutschlands dienstbar zu machen trachtet, das mag wohl allmälig auch denen
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