Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.plan und eben, wie die Dielen einer Stube und um die Sauberkeit dieser Wir sind nach der vorderen Spitze des Schiffs gekommen, um von hier 7*
plan und eben, wie die Dielen einer Stube und um die Sauberkeit dieser Wir sind nach der vorderen Spitze des Schiffs gekommen, um von hier 7*
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plan und eben, wie die Dielen einer Stube und um die Sauberkeit dieser
Deckplanken, die sich von gewöhnlichen Dielen nur durch ihre weit geringere
Breite unterscheiden, könnte manche Hausfrau den Capitän des Schiffs benei¬
den. Denn das „Schönmachen" und „Feinmachen" ist eine Arbeit, auf die
namentlich bei Kriegsschiffen so viel Zeit verwandt wird, wie nirgend wo anders.
Obwohl es auf dem Deck keineswegs sehr laut ist, herrscht daselbst doch
buntes Leben. Außer dem wachthabenden Cabeltau. der mit dem Fernrohr aus
der Kommandobrücke steht, sind keine Offiziere auf Deck; aber zahlreiche Grup¬
pen von Matrosen haben sich in den schützenden Winkeln niedergelassen, deren
es unter den zahlreichen Schiffsutensilien größeren Umfanges, wie Booten, aus-
geschossenen Taurollen, Kanonen u. s. w. so viele giebt. Hier liegt eine An¬
zahl älterer Leute, die kurze Pfeife im Munde, und vergnügt sich am Kartenspiel;
dort sitzen fleißige Künstler und bessern mit sichtlicher Liebe und wirtlich großer
Virtuosität ihre Kleidungsstücke aus. Der Matrose versteht sich darauf weit
besser als der Landsoldat. Wieder andere haben sich hingestreckt und schlafen
in einer schattigen Ecke; noch andere lehnen über Bord und schauen in die
Föhrde hinaus, oder sehen erwartungsvoll nach der Stadt hin, wo vom Boll¬
werk soeben Boote mit hellen Damcntoilctten abstoßen wollen; andere schlen¬
dern lachend und plaudernd auf dem Deck dahin. Kaum haben sie unsere
Ankunft bemerkt, als sie sofort mit eifriger Dienstfertigkeit zahlreich herbeieilen,
um uns als Führer durch das Schiff zu dienen, aus Liebe zur Sache, in stolzer
Freude darüber, uns ihr Schiff bewundern zu lassen. Auch wer viele
Kriegsschiffe verschiedener Nationen besucht hat, wird gern die Begleitung
annehmen; hin und wieder fällt doch eine neue Erfindung aus, die kürzlich auf
der preußischen Marine eingeführt worden ist; man hört, wenn man nur die
Leute auf ihre Weise zu fragen versteht, manches Interessante über die Eigen¬
schaften der Schiffe und aus dem kurzen dänischen Kriege, den Uebungsreisen,
dem Dienstbetriebe in der Marine bekommt man Schilderungen von so pikanter
„Localfalbe" zu hören, daß es wahrlich nicht gereut, eine Erzählung aus dem
Munde der Matrosen angehört zu haben, um so mehr, als sich unter diesen
Matrosen zuweilen junge Leute von sehr hübscher Bildung finden.
Wir sind nach der vorderen Spitze des Schiffs gekommen, um von hier
aus einmal die ganze Länge des Oberdecks zu überschauen und dann die
Einzelheiten genauer zu betrachten. Ein Blick rückwärts zeigt uns jetzt das
Galjon, von dem uns der vordere Theil der Deckbrüstung scheidet, und das
mächtige Bugspriet mit seinen gewaltigen beiden Querstäbcn (der „Blinderaa")
von oben, vor uns hinter! wir die großartigere Perspective über das ganze
Deck mit seinen Masten in der Mitte.' Namentlich der vordere 7 der Fockmast
fällt uns in seinen kolossalen Dimensionen hier so recht in die Augen; dicker
sels ein starker Waldbaum (denn er ist aus mehren Theilen zusammengesetzt
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