Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.Währung der vollkommensten bürgerlichen Freiheiten", der Centralist, der Deutsch- An der Spitze der regierungsfreundlichen Partei stand Joseph Ritter Die Gruppe der Klerikalen wird durch Dr. Joseph Halter, Abgeordneten Im Ganzen sind es sechsundzwanzig Mitglieder, aus denen der salzburger Ihre politischen Anschauungen that diese Versammlung vorzüglich in der Vrenzbotcn III. 18"7. 65
Währung der vollkommensten bürgerlichen Freiheiten", der Centralist, der Deutsch- An der Spitze der regierungsfreundlichen Partei stand Joseph Ritter Die Gruppe der Klerikalen wird durch Dr. Joseph Halter, Abgeordneten Im Ganzen sind es sechsundzwanzig Mitglieder, aus denen der salzburger Ihre politischen Anschauungen that diese Versammlung vorzüglich in der Vrenzbotcn III. 18«7. 65
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0523" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191753"/> <p xml:id="ID_1550" prev="#ID_1549"> Währung der vollkommensten bürgerlichen Freiheiten", der Centralist, der Deutsch-<lb/> östreicher , der den Muth nicht fallen läßt, wenn er auH vorerst — sein Geld<lb/> ins Ausland schickt. An ihn schlossen sich sämmtliche Liberale an. So<lb/> Dr. Joseph Stieger, der, wiewohl ein Tiroler, doch ein erklärter Feind jenes vor<lb/> Land und Reich gehenden Pfarrhofrechtes ist, dann sein wackerer Landsmann<lb/> Dr. Otto Widmann. der Demokrat unter den Juristen, ferner Rudolph Biehl,<lb/> der unentbehrliche Finanzmann des Landtags, endlich Ludwig Kalteis, der Wund¬<lb/> arzt, dessen patriotischem Eifer wohl ein weiteres Feld zu gönnen wäre.</p><lb/> <p xml:id="ID_1551"> An der Spitze der regierungsfreundlichen Partei stand Joseph Ritter<lb/> V.Weiß, der nicht ablassen will seine immer noch rüstige Kraft — die Jahre haben<lb/> ihm schon Bart und Haupthaar gebleicht — zwischen dem k. k. Landesgerickts-<lb/> Präsidenten und dem Landeshauptmann zu theilen. Fast ängstlich für den<lb/> Lauf der Debatte besorgt, wenn von bäuerlichen Lippen ein geheiligter Name<lb/> genannt wird, ermannte er sich doch in der Sistirungsfrage. Noch correcter<lb/> und vorsichtiger war Adolph Steinhäuser, vor kurzem noch Ministerialsecretär,<lb/> jetzt Regierungsrath, ein Muster für alle, die im Staatsdienst emporkommen<lb/> wollen: er spricht zur rechten Zeit von den Jesuiten mit ebenso vieler Wärme<lb/> als ein anderes Mal vom Sänger des deutschen Liedes. Den Preis eines von<lb/> der Politik des Tages ungetrübten Volksmannes erwarb sich aber der k. k.<lb/> Landesgerichtsrath Franz Peltier, der sich das Forstwesen zu seiner Domaine erkor.</p><lb/> <p xml:id="ID_1552"> Die Gruppe der Klerikalen wird durch Dr. Joseph Halter, Abgeordneten<lb/> des großen Grundbesitzes und Dekan des Collegiatstiftes Maltsee vertreten.<lb/> Aus diesem früheren Jvsephiner haben Amt und Würde einen recht respectablen<lb/> Loyoliten herausgebildet, dessen einschmeichelnder Redefluß Arglose leicht zu ge¬<lb/> winnen weiß. Nach Umständen wird er vielleicht auch eine andere als die<lb/> schwarzgelbe Fahne aufhissen. Kommt die Dankbarkeit der Ultramontanen gegen<lb/> diese Fahne doch bereits ins Schwanken und hat ein College Halters, der<lb/> Abgeordnete Anton Empacher, Postmeister von Taxenbach, doch bereits gesagt:<lb/> .Wenn es mit Oestreich nicht bald besser geht, werden wir bayerisch."</p><lb/> <p xml:id="ID_1553"> Im Ganzen sind es sechsundzwanzig Mitglieder, aus denen der salzburger<lb/> Landtag besteht; der Fürstcrzbischof hat eine Virilstimme, fünf Abgeordnete ver¬<lb/> treten den großen Grundbesitz, zwölf die Städte, Märkte und Handelskammern,<lb/> acht die bäuerlichen Gemeinden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1554" next="#ID_1555"> Ihre politischen Anschauungen that diese Versammlung vorzüglich in der<lb/> Adreßverhandlung über das Sistirungspatent, am 13. December 1865 kund.<lb/> Es war interessant und zugleich tröstlich zu sehen, wie die Klerikalen die Ersten<lb/> Waren, die dem neuen Geschenk mit Mißtrauen begegneten. Grade der vor¬<lb/> erwähnte Anton Empacher konnte sich der Besorgniß einer etwaigen Octroyirung<lb/> nicht entschlagen, und sein Gesinnungsgenosse, Dekan Schleindl, fand durch die<lb/> Sistirung selbst die bürgerliche Moral erschüttert. Die Liberalen führten dieses</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Vrenzbotcn III. 18«7. 65</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0523]
Währung der vollkommensten bürgerlichen Freiheiten", der Centralist, der Deutsch-
östreicher , der den Muth nicht fallen läßt, wenn er auH vorerst — sein Geld
ins Ausland schickt. An ihn schlossen sich sämmtliche Liberale an. So
Dr. Joseph Stieger, der, wiewohl ein Tiroler, doch ein erklärter Feind jenes vor
Land und Reich gehenden Pfarrhofrechtes ist, dann sein wackerer Landsmann
Dr. Otto Widmann. der Demokrat unter den Juristen, ferner Rudolph Biehl,
der unentbehrliche Finanzmann des Landtags, endlich Ludwig Kalteis, der Wund¬
arzt, dessen patriotischem Eifer wohl ein weiteres Feld zu gönnen wäre.
An der Spitze der regierungsfreundlichen Partei stand Joseph Ritter
V.Weiß, der nicht ablassen will seine immer noch rüstige Kraft — die Jahre haben
ihm schon Bart und Haupthaar gebleicht — zwischen dem k. k. Landesgerickts-
Präsidenten und dem Landeshauptmann zu theilen. Fast ängstlich für den
Lauf der Debatte besorgt, wenn von bäuerlichen Lippen ein geheiligter Name
genannt wird, ermannte er sich doch in der Sistirungsfrage. Noch correcter
und vorsichtiger war Adolph Steinhäuser, vor kurzem noch Ministerialsecretär,
jetzt Regierungsrath, ein Muster für alle, die im Staatsdienst emporkommen
wollen: er spricht zur rechten Zeit von den Jesuiten mit ebenso vieler Wärme
als ein anderes Mal vom Sänger des deutschen Liedes. Den Preis eines von
der Politik des Tages ungetrübten Volksmannes erwarb sich aber der k. k.
Landesgerichtsrath Franz Peltier, der sich das Forstwesen zu seiner Domaine erkor.
Die Gruppe der Klerikalen wird durch Dr. Joseph Halter, Abgeordneten
des großen Grundbesitzes und Dekan des Collegiatstiftes Maltsee vertreten.
Aus diesem früheren Jvsephiner haben Amt und Würde einen recht respectablen
Loyoliten herausgebildet, dessen einschmeichelnder Redefluß Arglose leicht zu ge¬
winnen weiß. Nach Umständen wird er vielleicht auch eine andere als die
schwarzgelbe Fahne aufhissen. Kommt die Dankbarkeit der Ultramontanen gegen
diese Fahne doch bereits ins Schwanken und hat ein College Halters, der
Abgeordnete Anton Empacher, Postmeister von Taxenbach, doch bereits gesagt:
.Wenn es mit Oestreich nicht bald besser geht, werden wir bayerisch."
Im Ganzen sind es sechsundzwanzig Mitglieder, aus denen der salzburger
Landtag besteht; der Fürstcrzbischof hat eine Virilstimme, fünf Abgeordnete ver¬
treten den großen Grundbesitz, zwölf die Städte, Märkte und Handelskammern,
acht die bäuerlichen Gemeinden.
Ihre politischen Anschauungen that diese Versammlung vorzüglich in der
Adreßverhandlung über das Sistirungspatent, am 13. December 1865 kund.
Es war interessant und zugleich tröstlich zu sehen, wie die Klerikalen die Ersten
Waren, die dem neuen Geschenk mit Mißtrauen begegneten. Grade der vor¬
erwähnte Anton Empacher konnte sich der Besorgniß einer etwaigen Octroyirung
nicht entschlagen, und sein Gesinnungsgenosse, Dekan Schleindl, fand durch die
Sistirung selbst die bürgerliche Moral erschüttert. Die Liberalen führten dieses
Vrenzbotcn III. 18«7. 65
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |