Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.wird schwerlich Winckelmann neue Verehrer erwerben, manchen vielleicht eher Die letzten Betrachtungen veranlassen uns noch zu ein paar Worten über wird schwerlich Winckelmann neue Verehrer erwerben, manchen vielleicht eher Die letzten Betrachtungen veranlassen uns noch zu ein paar Worten über <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0513" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191743"/> <p xml:id="ID_1524" prev="#ID_1523"> wird schwerlich Winckelmann neue Verehrer erwerben, manchen vielleicht eher<lb/> von anderen Schriften desselben fern halten, auch wird der Verleger für seine<lb/> Sorgfalt kaum genügenden Lohn finden. Es wäre aber schade, wenn dadurch<lb/> einem andern, weit dringenderen Unternehmen Schwierigkeiten bereitet würden.<lb/> Wir meinen eine neue Ausgabe der Kunstgeschichte. Winckelmanns Kunst¬<lb/> geschichte hat nicht das Glück gehabt in dem alleinclassischmachenden cottaschen<lb/> Verlage zu?erscheinen und so, neben Pyrkers Werken, in die Volksausgabe<lb/> deutscher Klassiker aufgenommen zu werden. War es doch beim Beginn des<lb/> grimmschen Wörterbuches zu Anfang schier vergessen sie mitheranzuziehen, was<lb/> allerdings bald nachgeholt ward. Sie ist außer den Gelehrtenkreisen wenig<lb/> verbreitet, obgleich sie nicht blos bisher die einzige großartige Geschichte der<lb/> griechischen Kunst geblieben ist, sondern auch zu den schönsten Denkmalen der<lb/> deutschen Literatur gehört, in ihrer Behandlung der Sprache ein herrliches<lb/> Gegenstück zu Lessings Stil. Wäre es da nicht ein verdienstliches Unternehmen,<lb/> eine möglichst billige Ausgabe herzustellen, die sich leicht jeder Student, jeder<lb/> Gebildete anschaffen könnte? Ein äußerer Anlaß, wenn es dessen bedarf, ist leicht<lb/> gefunden. Am 8. Juni 1768 siel Winckelmann von der Hand des Mörders,<lb/> möchte nach einem Jahrhundert dafür gesorgt werden, daß seinem vollendetsten<lb/> Werke auch in unsrer Zeit eine immer weitere Verbreitung zu Theil werde.<lb/> Freilich dürfte es nicht ein Abdruck der ersten besten Ausgabe sein, sondern<lb/> Sachkenntniß und Pietät müßten im Verein sich der Arbeit unterziehen, Winckel-<lb/> Manns Werk möglichst vollkommen herzustellen. Der Text selbst würde wohl<lb/> wesentlich die Gestalt behalten, welche die dresdner Herausgeber ihm gegeben<lb/> haben; die Beweisstellen müßten nach den jetzt üblichen Citirweisen angeführt<lb/> Und ihnen Nachweise von Abbildungen der besprochenen Kunstwerke in den<lb/> heutzutage verbreitetsten Kupferwerken hinzugefügt werden. Dadurch würde<lb/> dann auch der Bilderatlas entbehrlich und das Buch könnte weit billiger<lb/> werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1525" next="#ID_1526"> Die letzten Betrachtungen veranlassen uns noch zu ein paar Worten über<lb/> die Art, wie Dressel sein Herausgeberamt besorgt hat. Im Ganzen kann man<lb/> damit zufrieden sein. Nicht klar ist es, warum der ursprüngliche Titel mit<lb/> seiner Widmung unterdrückt ist; ebensowenig, weshalb Meyers Anmerkungen<lb/> Nicht aus der dresdner Originalausgabe (die dem Herausgeber zur Hand war)<lb/> entnommen sind. Die beständige Bezeichnung „M. bei E.", d. h. „Meyer bei<lb/> Eiselein", erweckt die falsche Vorstellung, als ob diese Anmerkungen in der<lb/> dresdner Ausgabe fehlten und erst in dem donaueschinger Nachdruck hinzugekommen<lb/> bare. Auch gegen die Vermischung der Zusätze mit dem Text ohne irgend¬<lb/> eine Angabe ließe sich Manches einwenden, da einige sicherlich nicht in<lb/> ^eher Form eingereiht zu werden bestimmt waren. Ueber einen andern<lb/> Punkt giebt uns der Herausgeber selbst Auskunft. Winckelmanns Orthographie</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0513]
wird schwerlich Winckelmann neue Verehrer erwerben, manchen vielleicht eher
von anderen Schriften desselben fern halten, auch wird der Verleger für seine
Sorgfalt kaum genügenden Lohn finden. Es wäre aber schade, wenn dadurch
einem andern, weit dringenderen Unternehmen Schwierigkeiten bereitet würden.
Wir meinen eine neue Ausgabe der Kunstgeschichte. Winckelmanns Kunst¬
geschichte hat nicht das Glück gehabt in dem alleinclassischmachenden cottaschen
Verlage zu?erscheinen und so, neben Pyrkers Werken, in die Volksausgabe
deutscher Klassiker aufgenommen zu werden. War es doch beim Beginn des
grimmschen Wörterbuches zu Anfang schier vergessen sie mitheranzuziehen, was
allerdings bald nachgeholt ward. Sie ist außer den Gelehrtenkreisen wenig
verbreitet, obgleich sie nicht blos bisher die einzige großartige Geschichte der
griechischen Kunst geblieben ist, sondern auch zu den schönsten Denkmalen der
deutschen Literatur gehört, in ihrer Behandlung der Sprache ein herrliches
Gegenstück zu Lessings Stil. Wäre es da nicht ein verdienstliches Unternehmen,
eine möglichst billige Ausgabe herzustellen, die sich leicht jeder Student, jeder
Gebildete anschaffen könnte? Ein äußerer Anlaß, wenn es dessen bedarf, ist leicht
gefunden. Am 8. Juni 1768 siel Winckelmann von der Hand des Mörders,
möchte nach einem Jahrhundert dafür gesorgt werden, daß seinem vollendetsten
Werke auch in unsrer Zeit eine immer weitere Verbreitung zu Theil werde.
Freilich dürfte es nicht ein Abdruck der ersten besten Ausgabe sein, sondern
Sachkenntniß und Pietät müßten im Verein sich der Arbeit unterziehen, Winckel-
Manns Werk möglichst vollkommen herzustellen. Der Text selbst würde wohl
wesentlich die Gestalt behalten, welche die dresdner Herausgeber ihm gegeben
haben; die Beweisstellen müßten nach den jetzt üblichen Citirweisen angeführt
Und ihnen Nachweise von Abbildungen der besprochenen Kunstwerke in den
heutzutage verbreitetsten Kupferwerken hinzugefügt werden. Dadurch würde
dann auch der Bilderatlas entbehrlich und das Buch könnte weit billiger
werden.
Die letzten Betrachtungen veranlassen uns noch zu ein paar Worten über
die Art, wie Dressel sein Herausgeberamt besorgt hat. Im Ganzen kann man
damit zufrieden sein. Nicht klar ist es, warum der ursprüngliche Titel mit
seiner Widmung unterdrückt ist; ebensowenig, weshalb Meyers Anmerkungen
Nicht aus der dresdner Originalausgabe (die dem Herausgeber zur Hand war)
entnommen sind. Die beständige Bezeichnung „M. bei E.", d. h. „Meyer bei
Eiselein", erweckt die falsche Vorstellung, als ob diese Anmerkungen in der
dresdner Ausgabe fehlten und erst in dem donaueschinger Nachdruck hinzugekommen
bare. Auch gegen die Vermischung der Zusätze mit dem Text ohne irgend¬
eine Angabe ließe sich Manches einwenden, da einige sicherlich nicht in
^eher Form eingereiht zu werden bestimmt waren. Ueber einen andern
Punkt giebt uns der Herausgeber selbst Auskunft. Winckelmanns Orthographie
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Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
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