Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.Wir sind hier ganz u. gar nicht Titelmässig, u. wenn ich noch mehr wär.', als Beiden Schreiben, dem lateinischen und diesem deutschen, schloß sich unter Sein eignes Exemplar versah Winckelmann -- nicht ohne Aerger über *) Die von Murray gebrauchten Ehrenworte waren vielleicht durch die dem "Lieflciiider"
gewidmete Abhandlung veranlaßt worden, auf deren Titel Wincketman" seine Aemter und Würden genannt hatte. Wir sind hier ganz u. gar nicht Titelmässig, u. wenn ich noch mehr wär.', als Beiden Schreiben, dem lateinischen und diesem deutschen, schloß sich unter Sein eignes Exemplar versah Winckelmann — nicht ohne Aerger über *) Die von Murray gebrauchten Ehrenworte waren vielleicht durch die dem „Lieflciiider"
gewidmete Abhandlung veranlaßt worden, auf deren Titel Wincketman» seine Aemter und Würden genannt hatte. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0510" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191740"/> <p xml:id="ID_1518" prev="#ID_1517"> Wir sind hier ganz u. gar nicht Titelmässig, u. wenn ich noch mehr wär.', als<lb/> ich bin, so heiße ich U 8ig" Lsiovanni*)."</p><lb/> <p xml:id="ID_1519"> Beiden Schreiben, dem lateinischen und diesem deutschen, schloß sich unter<lb/> gleichem Datum auch noch ein Brief an Heyne an, dessen Beginn („Ich bitt<lb/> nicht fruchtbar genug an Begriffen, um auf dreifache verschiedene Art für die<lb/> mir erzeigte Ehre Dank zu sagen") sich dadurch erklärt. — Uebrigens haben<lb/> die Schicksale der „Allegorie" hiermit noch nicht ihr Ende erreicht. Nachdem<lb/> Winckelmann lange über den Verbleib des Manuscriptes ohne alle Nachricht<lb/> geblieben war und nicht wußte, „ob der Moder oder das Feuer dasselbe Ver¬<lb/> zehrthabe", lief endlich um Michaelis statt des vollendeten Buches das Honorar<lb/> und die Nachricht ein, der Druck solle nunmehr beginnen; erst im März des<lb/> Jahres 1766 ist das Buch endlich erschienen. Von den Freiexemplaren ging<lb/> eines an Winckelmanns Universitätsgenossen Quintus Icilius, den bekannten<lb/> Fieund Friedrichs des Großen, ein andres, wie billig, an Oeser. Dir göttin-<lb/> ger Akademie aber hat durch ein heilsames Versehen ihr Dedicationsexemplar<lb/> nie erhalten und ebensowenig jenes lateinische Begleitschreiben, daher denn<lb/> Winckelmann wiederum auch von ihr keine Antwort erhielt. Mißmuthig schreibt<lb/> er einem Freunde: „Mit meiner Zuschrift an die götlingische Societät ist es mir<lb/> wiederum mißlungen, denn ich habe über dieselbe nicht die geringste Antwort<lb/> erhalten; Die sprechen, es sey ihnen nichts von mir bekannt geworden. Ich<lb/> habe es verdienet, weil ich wider meinen Vorsatz gehandelt, welcher war, nie¬<lb/> manden serner etwas zuzuschreiben."</p><lb/> <p xml:id="ID_1520" next="#ID_1521"> Sein eignes Exemplar versah Winckelmann — nicht ohne Aerger über<lb/> die Druckfehler — am Rande mit allerlei Zusätzen, wie sie ihm seine unab¬<lb/> lässige Lectüre bot. Dieses Exemplar kam nach seinem Tode mit dem übrigen<lb/> Nachlaß an seinen Universalerben, den Cardinal Albani, und hat sich bis zum<lb/> Jahre 1838 in der albanischen Bibliothek erhalten. Bei der Versteigerung der<lb/> letzteren gelangte es in den Besitz des in Rom lebenden Doctors A. Dressel,<lb/> dem sich daher der Gedanke einer neuen Ausgabe der Schrift mit Benutzung<lb/> dieser Nachträge ergab. Die zu Rathe gezognen Sachverständigen waren ge¬<lb/> theilter Meinung, einige erklärten die Zusätze für erheblich genug, um einen<lb/> neuen Abdruck der Schrift zu rechtfertigen, andre entschieden sich für das Gegen¬<lb/> theil. Wir wünschten, der Besitzer wäre den letzteren gefolgt. Die Nachträge<lb/> — nach Tischendorf sind es mehr als vierzig von bedeutenderem Umfang —<lb/> sind recht unerheblich und selbst wenn sie bedeutender wären als sie in der<lb/> That sind, würden sie ruhig auf eine Verwerthung in einer neuen Gesammt-</p><lb/> <note xml:id="FID_64" place="foot"> *) Die von Murray gebrauchten Ehrenworte waren vielleicht durch die dem „Lieflciiider"<lb/> gewidmete Abhandlung veranlaßt worden, auf deren Titel Wincketman» seine Aemter und<lb/> Würden genannt hatte.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0510]
Wir sind hier ganz u. gar nicht Titelmässig, u. wenn ich noch mehr wär.', als
ich bin, so heiße ich U 8ig" Lsiovanni*)."
Beiden Schreiben, dem lateinischen und diesem deutschen, schloß sich unter
gleichem Datum auch noch ein Brief an Heyne an, dessen Beginn („Ich bitt
nicht fruchtbar genug an Begriffen, um auf dreifache verschiedene Art für die
mir erzeigte Ehre Dank zu sagen") sich dadurch erklärt. — Uebrigens haben
die Schicksale der „Allegorie" hiermit noch nicht ihr Ende erreicht. Nachdem
Winckelmann lange über den Verbleib des Manuscriptes ohne alle Nachricht
geblieben war und nicht wußte, „ob der Moder oder das Feuer dasselbe Ver¬
zehrthabe", lief endlich um Michaelis statt des vollendeten Buches das Honorar
und die Nachricht ein, der Druck solle nunmehr beginnen; erst im März des
Jahres 1766 ist das Buch endlich erschienen. Von den Freiexemplaren ging
eines an Winckelmanns Universitätsgenossen Quintus Icilius, den bekannten
Fieund Friedrichs des Großen, ein andres, wie billig, an Oeser. Dir göttin-
ger Akademie aber hat durch ein heilsames Versehen ihr Dedicationsexemplar
nie erhalten und ebensowenig jenes lateinische Begleitschreiben, daher denn
Winckelmann wiederum auch von ihr keine Antwort erhielt. Mißmuthig schreibt
er einem Freunde: „Mit meiner Zuschrift an die götlingische Societät ist es mir
wiederum mißlungen, denn ich habe über dieselbe nicht die geringste Antwort
erhalten; Die sprechen, es sey ihnen nichts von mir bekannt geworden. Ich
habe es verdienet, weil ich wider meinen Vorsatz gehandelt, welcher war, nie¬
manden serner etwas zuzuschreiben."
Sein eignes Exemplar versah Winckelmann — nicht ohne Aerger über
die Druckfehler — am Rande mit allerlei Zusätzen, wie sie ihm seine unab¬
lässige Lectüre bot. Dieses Exemplar kam nach seinem Tode mit dem übrigen
Nachlaß an seinen Universalerben, den Cardinal Albani, und hat sich bis zum
Jahre 1838 in der albanischen Bibliothek erhalten. Bei der Versteigerung der
letzteren gelangte es in den Besitz des in Rom lebenden Doctors A. Dressel,
dem sich daher der Gedanke einer neuen Ausgabe der Schrift mit Benutzung
dieser Nachträge ergab. Die zu Rathe gezognen Sachverständigen waren ge¬
theilter Meinung, einige erklärten die Zusätze für erheblich genug, um einen
neuen Abdruck der Schrift zu rechtfertigen, andre entschieden sich für das Gegen¬
theil. Wir wünschten, der Besitzer wäre den letzteren gefolgt. Die Nachträge
— nach Tischendorf sind es mehr als vierzig von bedeutenderem Umfang —
sind recht unerheblich und selbst wenn sie bedeutender wären als sie in der
That sind, würden sie ruhig auf eine Verwerthung in einer neuen Gesammt-
*) Die von Murray gebrauchten Ehrenworte waren vielleicht durch die dem „Lieflciiider"
gewidmete Abhandlung veranlaßt worden, auf deren Titel Wincketman» seine Aemter und
Würden genannt hatte.
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