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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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sichtigung der strategischen Lage" von W. von Trützschler. "Das europäische
Gleichgewicht durck den Präger Frieden vom 23. August 1866" von G. Thau-
low, und "Ein Soldat Oestreichs an Oestreichs Heer und Volk", letzteres Schrift-
chen mehr als Curiosum. Der anonyme Verfasser, ein östreichischer Oberst¬
lieutenant, der zum mindesten seine Feder mit Energie handhabt, kommt, nach¬
dem er die Großstaaten der Reihe nach gemustert, die Hohenzollern "ein Für¬
stengeschlecht, den ersten Abfall wie einen Fluch mit sich schleppend", Bismarck
einen Mann genannt, "der mit eiserner Stirne die Lüge handhabt und mit
frevelhafter Hand Bruderblut vergießt", zu dem Ergebniß, daß trotz alledem
^. I. 0. II/) noch in der alte" Weise zu commentiren sei. Denn: "Es ist die
große, wahrhaft und einzig civilisatorische, diesem Staatskörper innewohnende
Idee, es ist der gleichsam in der Natur Oestreichs liegende Gegensatz zu den
modernen politischen Theorien und Gestaltungen, zu der herrschenden revolu¬
tionären und antichristlichen Staatsidee, was uns als eine providencielle Fü¬
gung erscheint."

Auch über die Zeitgeschichte können wir rasch hinweggehen. Außer
A. Hornsteins Buch "Der Schleswig-holsteinische Krieg 1864, seine Ursachen und
Folgen", beschäftigen sich die wenigen übrigen Schriften lediglich mit dem
Sommer 1866 und einzelnen Episoden aus dessen Ereignissen. So: "Der
Feldzug des Jahres 1866 in West- und Süddeutschland" von E. Knorr, welches
Werk in 4 Lieferungen fertig werden soll, "Kriegstagebuch des 2. westfäli¬
schen Infanterieregiments Ur. 15 aus dem Feldzug der Mainarmee 1866" von
Krieg und "Geschichte der preußischen Invasion in Zittau und der südlichen
Oberlausitz" von C. A. Tobias. Auch mag hier ein durch den Krieg hervor¬
gerufenes Schriftchen eine Stelle finden, das von Aerzten des achten Bundes¬
corps herausgegeben ward: "Erfahrungen aus dem Kriege von 1866 über die
Organisation der freiwilligen Hilfsthätigkeit und die Genfer Uebereinkunft".

Reichere Früchte hat das Gebiet der Geschichte getragen. Ein neuer Band
von Peters "Geschichte Roms" ist der Geschichte der Kaiser aus dem julisch-
claudischen Hause gewidmet. Von Sugenheims "Geschichte des deutschen Vol¬
kes" ist der dritte Band erschienen, der vom großen Zwischenreich bis zum
Tode Herzog Karls des Kühnen von Burgund reicht, und von Heppe liegt
vor "Geschichte der evangelischen Kirche von Eleve-Mark und Provinz West¬
falen" als erster Band von dessen "Zur Geschichte der evangelischen Kirche
Rheinlands und Westfalens". Wenden wir uns zur neuesten Zeit, so bieten
uns E. Ruth ein stattliches Werk in zwei Bänden "Geschichte von Italien von
1813 bis 1850" und Droysen die erste Abtheilung des vierten Theiles seiner
.Geschichte der preußischen Politik", der Friedrich den Ersten von Preußen behält-



*) ^.ustris, erit in orbe ultim".

sichtigung der strategischen Lage" von W. von Trützschler. „Das europäische
Gleichgewicht durck den Präger Frieden vom 23. August 1866" von G. Thau-
low, und „Ein Soldat Oestreichs an Oestreichs Heer und Volk", letzteres Schrift-
chen mehr als Curiosum. Der anonyme Verfasser, ein östreichischer Oberst¬
lieutenant, der zum mindesten seine Feder mit Energie handhabt, kommt, nach¬
dem er die Großstaaten der Reihe nach gemustert, die Hohenzollern „ein Für¬
stengeschlecht, den ersten Abfall wie einen Fluch mit sich schleppend", Bismarck
einen Mann genannt, „der mit eiserner Stirne die Lüge handhabt und mit
frevelhafter Hand Bruderblut vergießt", zu dem Ergebniß, daß trotz alledem
^. I. 0. II/) noch in der alte» Weise zu commentiren sei. Denn: „Es ist die
große, wahrhaft und einzig civilisatorische, diesem Staatskörper innewohnende
Idee, es ist der gleichsam in der Natur Oestreichs liegende Gegensatz zu den
modernen politischen Theorien und Gestaltungen, zu der herrschenden revolu¬
tionären und antichristlichen Staatsidee, was uns als eine providencielle Fü¬
gung erscheint."

Auch über die Zeitgeschichte können wir rasch hinweggehen. Außer
A. Hornsteins Buch „Der Schleswig-holsteinische Krieg 1864, seine Ursachen und
Folgen", beschäftigen sich die wenigen übrigen Schriften lediglich mit dem
Sommer 1866 und einzelnen Episoden aus dessen Ereignissen. So: „Der
Feldzug des Jahres 1866 in West- und Süddeutschland" von E. Knorr, welches
Werk in 4 Lieferungen fertig werden soll, „Kriegstagebuch des 2. westfäli¬
schen Infanterieregiments Ur. 15 aus dem Feldzug der Mainarmee 1866" von
Krieg und „Geschichte der preußischen Invasion in Zittau und der südlichen
Oberlausitz" von C. A. Tobias. Auch mag hier ein durch den Krieg hervor¬
gerufenes Schriftchen eine Stelle finden, das von Aerzten des achten Bundes¬
corps herausgegeben ward: „Erfahrungen aus dem Kriege von 1866 über die
Organisation der freiwilligen Hilfsthätigkeit und die Genfer Uebereinkunft".

Reichere Früchte hat das Gebiet der Geschichte getragen. Ein neuer Band
von Peters „Geschichte Roms" ist der Geschichte der Kaiser aus dem julisch-
claudischen Hause gewidmet. Von Sugenheims „Geschichte des deutschen Vol¬
kes" ist der dritte Band erschienen, der vom großen Zwischenreich bis zum
Tode Herzog Karls des Kühnen von Burgund reicht, und von Heppe liegt
vor „Geschichte der evangelischen Kirche von Eleve-Mark und Provinz West¬
falen" als erster Band von dessen „Zur Geschichte der evangelischen Kirche
Rheinlands und Westfalens". Wenden wir uns zur neuesten Zeit, so bieten
uns E. Ruth ein stattliches Werk in zwei Bänden „Geschichte von Italien von
1813 bis 1850" und Droysen die erste Abtheilung des vierten Theiles seiner
.Geschichte der preußischen Politik", der Friedrich den Ersten von Preußen behält-



*) ^.ustris, erit in orbe ultim».
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[0479] sichtigung der strategischen Lage" von W. von Trützschler. „Das europäische Gleichgewicht durck den Präger Frieden vom 23. August 1866" von G. Thau- low, und „Ein Soldat Oestreichs an Oestreichs Heer und Volk", letzteres Schrift- chen mehr als Curiosum. Der anonyme Verfasser, ein östreichischer Oberst¬ lieutenant, der zum mindesten seine Feder mit Energie handhabt, kommt, nach¬ dem er die Großstaaten der Reihe nach gemustert, die Hohenzollern „ein Für¬ stengeschlecht, den ersten Abfall wie einen Fluch mit sich schleppend", Bismarck einen Mann genannt, „der mit eiserner Stirne die Lüge handhabt und mit frevelhafter Hand Bruderblut vergießt", zu dem Ergebniß, daß trotz alledem ^. I. 0. II/) noch in der alte» Weise zu commentiren sei. Denn: „Es ist die große, wahrhaft und einzig civilisatorische, diesem Staatskörper innewohnende Idee, es ist der gleichsam in der Natur Oestreichs liegende Gegensatz zu den modernen politischen Theorien und Gestaltungen, zu der herrschenden revolu¬ tionären und antichristlichen Staatsidee, was uns als eine providencielle Fü¬ gung erscheint." Auch über die Zeitgeschichte können wir rasch hinweggehen. Außer A. Hornsteins Buch „Der Schleswig-holsteinische Krieg 1864, seine Ursachen und Folgen", beschäftigen sich die wenigen übrigen Schriften lediglich mit dem Sommer 1866 und einzelnen Episoden aus dessen Ereignissen. So: „Der Feldzug des Jahres 1866 in West- und Süddeutschland" von E. Knorr, welches Werk in 4 Lieferungen fertig werden soll, „Kriegstagebuch des 2. westfäli¬ schen Infanterieregiments Ur. 15 aus dem Feldzug der Mainarmee 1866" von Krieg und „Geschichte der preußischen Invasion in Zittau und der südlichen Oberlausitz" von C. A. Tobias. Auch mag hier ein durch den Krieg hervor¬ gerufenes Schriftchen eine Stelle finden, das von Aerzten des achten Bundes¬ corps herausgegeben ward: „Erfahrungen aus dem Kriege von 1866 über die Organisation der freiwilligen Hilfsthätigkeit und die Genfer Uebereinkunft". Reichere Früchte hat das Gebiet der Geschichte getragen. Ein neuer Band von Peters „Geschichte Roms" ist der Geschichte der Kaiser aus dem julisch- claudischen Hause gewidmet. Von Sugenheims „Geschichte des deutschen Vol¬ kes" ist der dritte Band erschienen, der vom großen Zwischenreich bis zum Tode Herzog Karls des Kühnen von Burgund reicht, und von Heppe liegt vor „Geschichte der evangelischen Kirche von Eleve-Mark und Provinz West¬ falen" als erster Band von dessen „Zur Geschichte der evangelischen Kirche Rheinlands und Westfalens". Wenden wir uns zur neuesten Zeit, so bieten uns E. Ruth ein stattliches Werk in zwei Bänden „Geschichte von Italien von 1813 bis 1850" und Droysen die erste Abtheilung des vierten Theiles seiner .Geschichte der preußischen Politik", der Friedrich den Ersten von Preußen behält- *) ^.ustris, erit in orbe ultim».

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/479>, abgerufen am 15.01.2025.