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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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selbesuche auf den deutschen und schweizerischen Schützenfesten keineswegs so.
fort zu einem festen Anschluß der Schweiz an Deutschland geführt haben; aber
müssen sie darum ganz und gar bedeutungslos geblieben sein? Schreibt sich da¬
her nicht doch manche active Sympathie, ein tieferes und bereiteres gegensei¬
tiges Verständniß?

Auch eine Deputation aus Nordschlcsr, ig unter Herrn Krügers Führung
hat den französischen Gästen Dänemarks ihre Aufwartung gemacht, und wollte
sie sogar bereden, ihren Rückweg durch Schleswig zu nehmen, um sich mit
eigenen Ohren und Augen von der UnKaltbarkeit der gegenwärtigen Zustände
dort zu überzeugen. Die Franzosen sind besonnen genug gewesen, von dieser
bedenklichen Ausdehnung ihrer Misston zurückzutreten; aber was soll man vom
Tacte der Einladenden sagen? Herr Krüger scheint gar nicht zu ahnen, daß er
für den Augenblick noch einem gewissen Staatsverbande angehört, und daß es
über die Maßen unanständig, um nicht zu sagen nackter Hochverrath ist, ganz
öffentlich und persönlich die Hilfe einer fremden Nation und Negierung gegen
den eigenen Staat anzurufen. Mit welcher Stirn wird dieser Mann demnächst
wieder im berliner Reichstag zu erscheinen sich herausnehmen? Es ist Haupt-
sächlich um solcher Consequenzen willen, daß man dringend wünschen muß, die
Grenzfrage endlich entschieden zu sehen, -- so oder anders.
"




Die Unzufriedenen der Schiller-Goethezeit von 1795-1805.
Ungcdruckte Briefe Wielands. Böttigers, Falcks und Cramers an G. Merkel.

Die in früheren Heften dieser Zeitschrift (vgl. Ur. 20. u. 21.) veröffentlichten
Mittheilungen über die "Unzufriedenen in der Schiller- und Goetbezeit" hatten
darauf hingewiesen, daß die gehässige Polemik gegen die beiden großen Dichter,
durch welche Garlieb Merkel sich den traurigen Ruhm eines literarischen
Herostrat erworben, namentlich von Herder und dessen Frau im Geheimen ge¬
schürt worden sei, die beigedrucktem Briefe, die Caroline Herder im Auftrage
ihres Gemahls geschrieben, diese Thatsache urkundlich bewiesen. Die nachstehenden
Blätter sollen den Beweis führen, daß diese geheime Feindschaft gegen Schiller
und Goethe sich auf weitere Kreise erstreckte und daß Lästerungen gegen die


selbesuche auf den deutschen und schweizerischen Schützenfesten keineswegs so.
fort zu einem festen Anschluß der Schweiz an Deutschland geführt haben; aber
müssen sie darum ganz und gar bedeutungslos geblieben sein? Schreibt sich da¬
her nicht doch manche active Sympathie, ein tieferes und bereiteres gegensei¬
tiges Verständniß?

Auch eine Deputation aus Nordschlcsr, ig unter Herrn Krügers Führung
hat den französischen Gästen Dänemarks ihre Aufwartung gemacht, und wollte
sie sogar bereden, ihren Rückweg durch Schleswig zu nehmen, um sich mit
eigenen Ohren und Augen von der UnKaltbarkeit der gegenwärtigen Zustände
dort zu überzeugen. Die Franzosen sind besonnen genug gewesen, von dieser
bedenklichen Ausdehnung ihrer Misston zurückzutreten; aber was soll man vom
Tacte der Einladenden sagen? Herr Krüger scheint gar nicht zu ahnen, daß er
für den Augenblick noch einem gewissen Staatsverbande angehört, und daß es
über die Maßen unanständig, um nicht zu sagen nackter Hochverrath ist, ganz
öffentlich und persönlich die Hilfe einer fremden Nation und Negierung gegen
den eigenen Staat anzurufen. Mit welcher Stirn wird dieser Mann demnächst
wieder im berliner Reichstag zu erscheinen sich herausnehmen? Es ist Haupt-
sächlich um solcher Consequenzen willen, daß man dringend wünschen muß, die
Grenzfrage endlich entschieden zu sehen, — so oder anders.
»




Die Unzufriedenen der Schiller-Goethezeit von 1795-1805.
Ungcdruckte Briefe Wielands. Böttigers, Falcks und Cramers an G. Merkel.

Die in früheren Heften dieser Zeitschrift (vgl. Ur. 20. u. 21.) veröffentlichten
Mittheilungen über die „Unzufriedenen in der Schiller- und Goetbezeit" hatten
darauf hingewiesen, daß die gehässige Polemik gegen die beiden großen Dichter,
durch welche Garlieb Merkel sich den traurigen Ruhm eines literarischen
Herostrat erworben, namentlich von Herder und dessen Frau im Geheimen ge¬
schürt worden sei, die beigedrucktem Briefe, die Caroline Herder im Auftrage
ihres Gemahls geschrieben, diese Thatsache urkundlich bewiesen. Die nachstehenden
Blätter sollen den Beweis führen, daß diese geheime Feindschaft gegen Schiller
und Goethe sich auf weitere Kreise erstreckte und daß Lästerungen gegen die


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[0433] selbesuche auf den deutschen und schweizerischen Schützenfesten keineswegs so. fort zu einem festen Anschluß der Schweiz an Deutschland geführt haben; aber müssen sie darum ganz und gar bedeutungslos geblieben sein? Schreibt sich da¬ her nicht doch manche active Sympathie, ein tieferes und bereiteres gegensei¬ tiges Verständniß? Auch eine Deputation aus Nordschlcsr, ig unter Herrn Krügers Führung hat den französischen Gästen Dänemarks ihre Aufwartung gemacht, und wollte sie sogar bereden, ihren Rückweg durch Schleswig zu nehmen, um sich mit eigenen Ohren und Augen von der UnKaltbarkeit der gegenwärtigen Zustände dort zu überzeugen. Die Franzosen sind besonnen genug gewesen, von dieser bedenklichen Ausdehnung ihrer Misston zurückzutreten; aber was soll man vom Tacte der Einladenden sagen? Herr Krüger scheint gar nicht zu ahnen, daß er für den Augenblick noch einem gewissen Staatsverbande angehört, und daß es über die Maßen unanständig, um nicht zu sagen nackter Hochverrath ist, ganz öffentlich und persönlich die Hilfe einer fremden Nation und Negierung gegen den eigenen Staat anzurufen. Mit welcher Stirn wird dieser Mann demnächst wieder im berliner Reichstag zu erscheinen sich herausnehmen? Es ist Haupt- sächlich um solcher Consequenzen willen, daß man dringend wünschen muß, die Grenzfrage endlich entschieden zu sehen, — so oder anders. » Die Unzufriedenen der Schiller-Goethezeit von 1795-1805. Ungcdruckte Briefe Wielands. Böttigers, Falcks und Cramers an G. Merkel. Die in früheren Heften dieser Zeitschrift (vgl. Ur. 20. u. 21.) veröffentlichten Mittheilungen über die „Unzufriedenen in der Schiller- und Goetbezeit" hatten darauf hingewiesen, daß die gehässige Polemik gegen die beiden großen Dichter, durch welche Garlieb Merkel sich den traurigen Ruhm eines literarischen Herostrat erworben, namentlich von Herder und dessen Frau im Geheimen ge¬ schürt worden sei, die beigedrucktem Briefe, die Caroline Herder im Auftrage ihres Gemahls geschrieben, diese Thatsache urkundlich bewiesen. Die nachstehenden Blätter sollen den Beweis führen, daß diese geheime Feindschaft gegen Schiller und Goethe sich auf weitere Kreise erstreckte und daß Lästerungen gegen die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/433>, abgerufen am 15.01.2025.