Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.Sie hörte nun auf uns zu bedienen und setzte sich neben ihre Mutter, während Sie hörte nun auf uns zu bedienen und setzte sich neben ihre Mutter, während <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0385" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191615"/> <p xml:id="ID_1114" prev="#ID_1113" next="#ID_1115"> Sie hörte nun auf uns zu bedienen und setzte sich neben ihre Mutter, während<lb/> der Jüngling an ihrer Stelle die Aufwartung übernahm. Ist das die. fragte<lb/> ich den Wirth, der du das Kleid abnahmst, um es dem Schiffbrüchigen zu<lb/> geben? Nein, sagte er lachend, die ist lange verheirathet und hat schon große<lb/> Kinder, an einen reichen Mann im Dorf. Dann helfen sie euch wohl aus,<lb/> sagte ich, wenn es euch an etwas fehlt? Es fehlt uns an nichts, entgegnete die<lb/> Frau, sie bekommen noch von uns, wenn es Jagdbeute giebt, und Obst und<lb/> Gemüse, denn einen Garten haben sie nicht. Doch vorm Jahre haben wir<lb/> Weizen zur Saat von ihnen bekommen, den wir ihnen gleich nach der Ernte<lb/> zurückgegeben haben. Nun. wie ists? sagte ich, denkt ihr diese auch einem reichen<lb/> Manne zu geben, damit sie euch ebenfalls Weizen borgen kann? Da wurden<lb/> beide roll), das Mädchen wie der Jüngling, und ihr Vater sagte: Die wird<lb/> einen armen Mann heirathen, der ein Jäger ist wie wir. Dabei sah er lächelnd<lb/> nach dem Jüngling hin und ich sagte: Warum gebt ihr ihm sie denn nicht?<lb/> oder muß der auch erst aus dem Dorf heraufkommen? Ich denke, erwiederte<lb/> er. der ist nicht weit, sondern schon hier drinnen zur Stelle; wir wollen auch<lb/> die Hochzeit ausrichten, wenn wir einen guten Tag dazu ausgewählt haben.<lb/> Woran erkennt ihr denn den guten Tag? fragte ich. Wenn der Mond nicht<lb/> klein ist, antwortete er, und dann muß die Luft rein und das Licht hell sein.<lb/> Gut, sagte ich, ist er denn aber auch wirklich ein guter Jäger? Ich kann einen<lb/> Hirsch ereilen, erwiederte der Jüngling, und einen Eber abfangen, und das<lb/> kannst du morgen selbst sehen, wenn du willst. Hast du den Hasen hier selbst<lb/> gefangen? fragte ich weiter. Ja. sagte er lachend, mit dem Netz diese Nacht,<lb/> es war schöne helle Lust und der Mond so groß, wie ich ihn noch nie gesehen<lb/> habe. Da lachten beide, sein Vater und der des Mädchens, er aber schämte<lb/> sich und verstummte. Ich. sagte der Vater des Mädchens, bin gar nicht fürs<lb/> Aufschiebe», aber dein Vater will warten, bis er reisen kann um ein Opferthier<lb/> zu kaufen, denn das müssen wir doch den Göttern schlachten. O, sagte der<lb/> jüngere Bruder des Mädchens, für ein Opferthier hat der schon längst gesorgt,<lb/> hinter der Hütte wird ein stattliches ausgefüttert. Wahrhaftig? riefen sie. und<lb/> er bestätigte es. Woher hast du es denn nur? fragten sie. Als wir die Bache<lb/> mit den Frischlingen fingen, sagte er, liefen die andern fort, schneller als die<lb/> Hasen; eins traf ich mit einem Steine, griff es und steckte es unter das Fell;<lb/> das habe ich im Dorfe gegen ein Ferkel vertauscht und dies in einem Kober,<lb/> den ich ihm hinten gemacht habe, aufgezogen. Deshalb, sagte er,<lb/> lachte deine Mutter so. wenn ich mich wunderte, daß ich ein Schwein grunzen<lb/> horte und daß du so viel Gerste gebrauchtest. Kastanien waren nicht genügend<lb/> Zum Fettmachen, sagte er,, und Eicheln wollte ich nicht füttern. Aber ist es<lb/> euch gefällig es zu sehen, will ich gehen es zu holen. Als sie zustimmten, ging<lb/> er mit dem Knaben voll Freude eilends fort. Indessen war das Mädchen aus-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0385]
Sie hörte nun auf uns zu bedienen und setzte sich neben ihre Mutter, während
der Jüngling an ihrer Stelle die Aufwartung übernahm. Ist das die. fragte
ich den Wirth, der du das Kleid abnahmst, um es dem Schiffbrüchigen zu
geben? Nein, sagte er lachend, die ist lange verheirathet und hat schon große
Kinder, an einen reichen Mann im Dorf. Dann helfen sie euch wohl aus,
sagte ich, wenn es euch an etwas fehlt? Es fehlt uns an nichts, entgegnete die
Frau, sie bekommen noch von uns, wenn es Jagdbeute giebt, und Obst und
Gemüse, denn einen Garten haben sie nicht. Doch vorm Jahre haben wir
Weizen zur Saat von ihnen bekommen, den wir ihnen gleich nach der Ernte
zurückgegeben haben. Nun. wie ists? sagte ich, denkt ihr diese auch einem reichen
Manne zu geben, damit sie euch ebenfalls Weizen borgen kann? Da wurden
beide roll), das Mädchen wie der Jüngling, und ihr Vater sagte: Die wird
einen armen Mann heirathen, der ein Jäger ist wie wir. Dabei sah er lächelnd
nach dem Jüngling hin und ich sagte: Warum gebt ihr ihm sie denn nicht?
oder muß der auch erst aus dem Dorf heraufkommen? Ich denke, erwiederte
er. der ist nicht weit, sondern schon hier drinnen zur Stelle; wir wollen auch
die Hochzeit ausrichten, wenn wir einen guten Tag dazu ausgewählt haben.
Woran erkennt ihr denn den guten Tag? fragte ich. Wenn der Mond nicht
klein ist, antwortete er, und dann muß die Luft rein und das Licht hell sein.
Gut, sagte ich, ist er denn aber auch wirklich ein guter Jäger? Ich kann einen
Hirsch ereilen, erwiederte der Jüngling, und einen Eber abfangen, und das
kannst du morgen selbst sehen, wenn du willst. Hast du den Hasen hier selbst
gefangen? fragte ich weiter. Ja. sagte er lachend, mit dem Netz diese Nacht,
es war schöne helle Lust und der Mond so groß, wie ich ihn noch nie gesehen
habe. Da lachten beide, sein Vater und der des Mädchens, er aber schämte
sich und verstummte. Ich. sagte der Vater des Mädchens, bin gar nicht fürs
Aufschiebe», aber dein Vater will warten, bis er reisen kann um ein Opferthier
zu kaufen, denn das müssen wir doch den Göttern schlachten. O, sagte der
jüngere Bruder des Mädchens, für ein Opferthier hat der schon längst gesorgt,
hinter der Hütte wird ein stattliches ausgefüttert. Wahrhaftig? riefen sie. und
er bestätigte es. Woher hast du es denn nur? fragten sie. Als wir die Bache
mit den Frischlingen fingen, sagte er, liefen die andern fort, schneller als die
Hasen; eins traf ich mit einem Steine, griff es und steckte es unter das Fell;
das habe ich im Dorfe gegen ein Ferkel vertauscht und dies in einem Kober,
den ich ihm hinten gemacht habe, aufgezogen. Deshalb, sagte er,
lachte deine Mutter so. wenn ich mich wunderte, daß ich ein Schwein grunzen
horte und daß du so viel Gerste gebrauchtest. Kastanien waren nicht genügend
Zum Fettmachen, sagte er,, und Eicheln wollte ich nicht füttern. Aber ist es
euch gefällig es zu sehen, will ich gehen es zu holen. Als sie zustimmten, ging
er mit dem Knaben voll Freude eilends fort. Indessen war das Mädchen aus-
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