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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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Balta-Liman und den Verhandlungen über die heiligen Stätten beginnen und
im weitern Verlauf zu der berühmten Sendung des Fürsten Menschikows, zu
der Forderung eines unbeschränkten Protectorats über die griechisch-orientalische
Kirche, der wiener Diplomatencnnfcrenz. dem olmützer Project und der schließ-
lichen Besatzung der Donaufürstenthümer durch russische Truppen führten, -- sie
sind in dem rosenschcn Buch mit durchsichtiger Klarheit in einer prägnanten
Kürze wiedergegeben, die stets das Wesen der Dinge ins Auge faßt und eine
Herrschaft über den Stoff zur Voraussetzung hat, wie sie nur aus lebendiger
Autopsie der behandelten Verhältnisse und Zustände gewonnen werden kann.
-- Bedauern müssen wir nur. daß die Fülle des Stoffs den Autor um die Mög¬
lichkeit gebracht hat. seine Leser in die Zustände des türkischen Lebens, nament¬
lich die Verhältnisse der Provinzen und die Beziehungen und Machtverhältnisse
der einzelnen dieselben bewohnenden Stämme und Bevölkerungsgruppen einzu¬
führen. Die Kenntniß orientalischer Zustände, welche durchschnittlich bei uns
gefunden wird, ist gering genug, um einer Erweiterung nach dieser Seite hin
zu bedürfen.

Schon in seinem Vorwort zum ersten Bande bezeichnet der Autor den
Standpunkt, den er den türkischen Dingen gegenüber einnimmt, ziemlich deut¬
lich als einen pessimistischen. Am Schluß faßt er die Summe seiner Erfah¬
rungen, Beobachtungen und Studien noch einmal zusammen, indem er den
Zusammensturz des baufälligen Hauses für unausbleiblich erklärt, sobald
die äußeren Conjuncturen dem Fortbestehen desselben ungünstig werden, --
einem äußeren Anprall habe die Pfordte absolut nichts entgegenzusetzen, seit ihre
Lenker allen staatsmännischen Ernst verloren und die zur Genesung des kranken
Staats gebotene Muße unwiederbringlich verschleudert hätten.

Daß dieses Urtheil nicht mehr isolnt dasteht, braucht nicht erst gesagt
zu werden. Wir erinnern daran, daß die Nothwendigkeit eines Verzichts
auf den traditionellen Glauben an die Nothwendigkeit der türkischen Integrität
neuerdings besonders von den Franzosen unermüdlich gepredigt wird und daß
z. B. Bento (Vgl. Ka-vus ü. ü. monäss vom 15. Zan.) eine vollständige Um-
kehr der orientalischen Politik Frankreichs gefordert hat, .damit nicht Rußland
allein die Ehre und der Gewinn einer vernünftigen Staatsweisheit gelassen
werde." Die Eventualität einer plötzlichen Entscheidung in der orientalischen
Frage kann jeden Augenblick an unsere Cabinete herantreten und eine erfolg¬
reiche Ausbeutung im deutschen Interesse ermöglichen. Möchte sie auch die Ein¬
sicht unsers Volks gerüstet finden! Dieser kann das vorliegende Buch so treff-
liche Dienste leisten, daß uns die Empfehlung desselben zu einer angenehmen
Pflicht geworden ist.




Balta-Liman und den Verhandlungen über die heiligen Stätten beginnen und
im weitern Verlauf zu der berühmten Sendung des Fürsten Menschikows, zu
der Forderung eines unbeschränkten Protectorats über die griechisch-orientalische
Kirche, der wiener Diplomatencnnfcrenz. dem olmützer Project und der schließ-
lichen Besatzung der Donaufürstenthümer durch russische Truppen führten, — sie
sind in dem rosenschcn Buch mit durchsichtiger Klarheit in einer prägnanten
Kürze wiedergegeben, die stets das Wesen der Dinge ins Auge faßt und eine
Herrschaft über den Stoff zur Voraussetzung hat, wie sie nur aus lebendiger
Autopsie der behandelten Verhältnisse und Zustände gewonnen werden kann.
— Bedauern müssen wir nur. daß die Fülle des Stoffs den Autor um die Mög¬
lichkeit gebracht hat. seine Leser in die Zustände des türkischen Lebens, nament¬
lich die Verhältnisse der Provinzen und die Beziehungen und Machtverhältnisse
der einzelnen dieselben bewohnenden Stämme und Bevölkerungsgruppen einzu¬
führen. Die Kenntniß orientalischer Zustände, welche durchschnittlich bei uns
gefunden wird, ist gering genug, um einer Erweiterung nach dieser Seite hin
zu bedürfen.

Schon in seinem Vorwort zum ersten Bande bezeichnet der Autor den
Standpunkt, den er den türkischen Dingen gegenüber einnimmt, ziemlich deut¬
lich als einen pessimistischen. Am Schluß faßt er die Summe seiner Erfah¬
rungen, Beobachtungen und Studien noch einmal zusammen, indem er den
Zusammensturz des baufälligen Hauses für unausbleiblich erklärt, sobald
die äußeren Conjuncturen dem Fortbestehen desselben ungünstig werden, —
einem äußeren Anprall habe die Pfordte absolut nichts entgegenzusetzen, seit ihre
Lenker allen staatsmännischen Ernst verloren und die zur Genesung des kranken
Staats gebotene Muße unwiederbringlich verschleudert hätten.

Daß dieses Urtheil nicht mehr isolnt dasteht, braucht nicht erst gesagt
zu werden. Wir erinnern daran, daß die Nothwendigkeit eines Verzichts
auf den traditionellen Glauben an die Nothwendigkeit der türkischen Integrität
neuerdings besonders von den Franzosen unermüdlich gepredigt wird und daß
z. B. Bento (Vgl. Ka-vus ü. ü. monäss vom 15. Zan.) eine vollständige Um-
kehr der orientalischen Politik Frankreichs gefordert hat, .damit nicht Rußland
allein die Ehre und der Gewinn einer vernünftigen Staatsweisheit gelassen
werde." Die Eventualität einer plötzlichen Entscheidung in der orientalischen
Frage kann jeden Augenblick an unsere Cabinete herantreten und eine erfolg¬
reiche Ausbeutung im deutschen Interesse ermöglichen. Möchte sie auch die Ein¬
sicht unsers Volks gerüstet finden! Dieser kann das vorliegende Buch so treff-
liche Dienste leisten, daß uns die Empfehlung desselben zu einer angenehmen
Pflicht geworden ist.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/34>, abgerufen am 15.01.2025.