Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.die nationale Partei wird alle Gelegenheit haben, in den innern Angelegen¬ Die stuilgarler Versammlung hat glücklicherweise weder Beruf noch Veran¬ Wie diese Wahlen dereinst ausfallen werden, läßt sich noch in keiner Weise ÄeraiUwortliche itteoactenre: Gustav Freytag u. Julius Eckardt. . Vortag von F. L. Herbig. -- Druck von Hüthcl Legler in Leipzig. die nationale Partei wird alle Gelegenheit haben, in den innern Angelegen¬ Die stuilgarler Versammlung hat glücklicherweise weder Beruf noch Veran¬ Wie diese Wahlen dereinst ausfallen werden, läßt sich noch in keiner Weise ÄeraiUwortliche itteoactenre: Gustav Freytag u. Julius Eckardt. . Vortag von F. L. Herbig. — Druck von Hüthcl Legler in Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0330" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191560"/> <p xml:id="ID_948" prev="#ID_947"> die nationale Partei wird alle Gelegenheit haben, in den innern Angelegen¬<lb/> heuen der süddeutschen Staaten ihren Freisinn zu bewähren. Aber wir erinnern<lb/> uns auch des Wortes von Paul Pfizer, dem si «geschiedenen Patrioten, dessen<lb/> 'Andenken fiisch vor die Stuttgarter Versammlung trat, daß es „schnöde Selbst¬<lb/> sucht und Verblendung ist, dle Nationalität der Freiheit, den Zweck dem Mittel<lb/> aufzuopfern", und „Freiheit zu begehren auf den Trümmern der Nationalität."<lb/> Der Dienst für die Freiheit ist eine ununterbrochene Arbeit und sie kann nur<lb/> ge>ö>dert werden durch die Mittel, welche die Bundesverfassung an die Hand<lb/> giebt. Die Freiheit zu erobern, sagte der wackere Abgeordnete aus dem Allgäu,<lb/> welcher den Vorsitz führte, ist einem tapferen Volk jederzeit möglich, nicht aber<lb/> das Vaterland, wenn es einmal verloren ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_949"> Die stuilgarler Versammlung hat glücklicherweise weder Beruf noch Veran¬<lb/> lassung gehabt, sich über den Streit der Fortichritlsparlei und der National¬<lb/> liberalen in Preußen auszusprechen, aber die Resolutionen sprechen deuilich für<lb/> sich selbst. Möglich, daß man die Achseln zuckt über die sonderbaren Schwär¬<lb/> mer, die von „Rechten" reden, welche die Bundesverfassung gewahrt, welche die<lb/> Schmuch ireiwilllger Knechtschaft auf sich laden und den Eintritt in den sreiheits-<lb/> mörbenschen Bund begehren. Wir unscrerjeits gestehen, daß uns eine Partei<lb/> unverständlich ist, welche für die Wahlen die Parole ausgievt, nur für solche<lb/> Männer zu stimmen, die „im Sturm Nicht wamen", d. h., welche die Grund«<lb/> l. ge Verläufen, auf der sie für das nationale Werk zu Wirten berufen sind.<lb/> E>n weil einst.ichereS Hinderniß als in den Mängeln der Verlassung erkannte<lb/> die Versammlung in den Mißgriffen der preußischen Regierung, wie sie lheUS<lb/> in der Behandlung der einverleibten Länder, theils in den tteintrchen Ver>ol-<lb/> gungen gegen Männer wie Tochter uno Laster zu Tag getreten sind. Das<lb/> sind d>e Hindernisse, welche die preußische Regierung sich selbst in den Weg<lb/> wirft, und durch welche sie sich die Erreichung ihrer Ziele dem In- wie dem<lb/> Auslande gegenüber erschwert. Hoffentlich ist das jetzige Einlenken den annectirten<lb/> Provinzen gegenüber aus richtiger Selbilerkeuutnin hervorgegangen uno bedeutet<lb/> mehr, als ein bloßes Wahlmanöver. Es ist Zeit, daß Preuuen den Beweis<lb/> liefere, daß es nicht blos mit den Waffen zu erobern, sonder» das Gewonnene<lb/> dauernd einzufügen vernehe. Es ist Zeit, daß der Glaube an die staatsvildende<lb/> Kraft der vreußls.t'en Monarchie, daß das crschülteite Venrauen in die Znte-<lb/> griial der preußischen Gerichte wieder hergestellt werde. Davon nicht zum<lb/> Mindesten wird es abhängen, ob die nationale Partei im Bunde mit ihrem in<lb/> Stuttgart vereinbarten Programm siegen oder unterliegen wird, ob es der<lb/> Metnungsausdruck einer Minderheit bleiben, oder die Bevölkerungen für sich<lb/> glommen und der leitende Gedanke für dre künftigen Parlamentswahlen fein<lb/> wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_950"> Wie diese Wahlen dereinst ausfallen werden, läßt sich noch in keiner Weise<lb/> voraussagen. Vorläufig steht noch Anderes im Vordergrund. Die südbeutiche»<lb/> Kammern haben die Bündniß- und die Zollvereinsverträge zu genehmigen, haben<lb/> die Knegsvena jungen und die Sleuererhöhungen zu berathen. Sie werden sich<lb/> dabei die Gelegenheit zu retre-svectiven Studien nicht entgehen lassen, manche<lb/> Thräne wird der Vergangenheit nachgeweint werden, mancher Seufzer für die<lb/> Zuku >se aufsteigen. Sind aber die verzeihlichen Thränen ausgeweint, so muß<lb/> es sich z.igen, ob sie aus den Ereignissen des vorigen Jahres etwas gelernt<lb/> haben, wie die Regierungen zu zeigen haben, wie eS mit ihrer Ehrlichkeit<lb/><note type="byline"> X-</note> beickaffen ist. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> ÄeraiUwortliche itteoactenre: Gustav Freytag u. Julius Eckardt.<lb/> . Vortag von F. L. Herbig. — Druck von Hüthcl Legler in Leipzig.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0330]
die nationale Partei wird alle Gelegenheit haben, in den innern Angelegen¬
heuen der süddeutschen Staaten ihren Freisinn zu bewähren. Aber wir erinnern
uns auch des Wortes von Paul Pfizer, dem si «geschiedenen Patrioten, dessen
'Andenken fiisch vor die Stuttgarter Versammlung trat, daß es „schnöde Selbst¬
sucht und Verblendung ist, dle Nationalität der Freiheit, den Zweck dem Mittel
aufzuopfern", und „Freiheit zu begehren auf den Trümmern der Nationalität."
Der Dienst für die Freiheit ist eine ununterbrochene Arbeit und sie kann nur
ge>ö>dert werden durch die Mittel, welche die Bundesverfassung an die Hand
giebt. Die Freiheit zu erobern, sagte der wackere Abgeordnete aus dem Allgäu,
welcher den Vorsitz führte, ist einem tapferen Volk jederzeit möglich, nicht aber
das Vaterland, wenn es einmal verloren ist.
Die stuilgarler Versammlung hat glücklicherweise weder Beruf noch Veran¬
lassung gehabt, sich über den Streit der Fortichritlsparlei und der National¬
liberalen in Preußen auszusprechen, aber die Resolutionen sprechen deuilich für
sich selbst. Möglich, daß man die Achseln zuckt über die sonderbaren Schwär¬
mer, die von „Rechten" reden, welche die Bundesverfassung gewahrt, welche die
Schmuch ireiwilllger Knechtschaft auf sich laden und den Eintritt in den sreiheits-
mörbenschen Bund begehren. Wir unscrerjeits gestehen, daß uns eine Partei
unverständlich ist, welche für die Wahlen die Parole ausgievt, nur für solche
Männer zu stimmen, die „im Sturm Nicht wamen", d. h., welche die Grund«
l. ge Verläufen, auf der sie für das nationale Werk zu Wirten berufen sind.
E>n weil einst.ichereS Hinderniß als in den Mängeln der Verlassung erkannte
die Versammlung in den Mißgriffen der preußischen Regierung, wie sie lheUS
in der Behandlung der einverleibten Länder, theils in den tteintrchen Ver>ol-
gungen gegen Männer wie Tochter uno Laster zu Tag getreten sind. Das
sind d>e Hindernisse, welche die preußische Regierung sich selbst in den Weg
wirft, und durch welche sie sich die Erreichung ihrer Ziele dem In- wie dem
Auslande gegenüber erschwert. Hoffentlich ist das jetzige Einlenken den annectirten
Provinzen gegenüber aus richtiger Selbilerkeuutnin hervorgegangen uno bedeutet
mehr, als ein bloßes Wahlmanöver. Es ist Zeit, daß Preuuen den Beweis
liefere, daß es nicht blos mit den Waffen zu erobern, sonder» das Gewonnene
dauernd einzufügen vernehe. Es ist Zeit, daß der Glaube an die staatsvildende
Kraft der vreußls.t'en Monarchie, daß das crschülteite Venrauen in die Znte-
griial der preußischen Gerichte wieder hergestellt werde. Davon nicht zum
Mindesten wird es abhängen, ob die nationale Partei im Bunde mit ihrem in
Stuttgart vereinbarten Programm siegen oder unterliegen wird, ob es der
Metnungsausdruck einer Minderheit bleiben, oder die Bevölkerungen für sich
glommen und der leitende Gedanke für dre künftigen Parlamentswahlen fein
wird.
Wie diese Wahlen dereinst ausfallen werden, läßt sich noch in keiner Weise
voraussagen. Vorläufig steht noch Anderes im Vordergrund. Die südbeutiche»
Kammern haben die Bündniß- und die Zollvereinsverträge zu genehmigen, haben
die Knegsvena jungen und die Sleuererhöhungen zu berathen. Sie werden sich
dabei die Gelegenheit zu retre-svectiven Studien nicht entgehen lassen, manche
Thräne wird der Vergangenheit nachgeweint werden, mancher Seufzer für die
Zuku >se aufsteigen. Sind aber die verzeihlichen Thränen ausgeweint, so muß
es sich z.igen, ob sie aus den Ereignissen des vorigen Jahres etwas gelernt
haben, wie die Regierungen zu zeigen haben, wie eS mit ihrer Ehrlichkeit
X- beickaffen ist.
ÄeraiUwortliche itteoactenre: Gustav Freytag u. Julius Eckardt.
. Vortag von F. L. Herbig. — Druck von Hüthcl Legler in Leipzig.
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