Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.in einem Augenblicke, wo es sich nur um Sieg oder Fall handelte, durch Ent¬ Die Schlußkatastrophe hat die Elemente der monarchisch-konstitutionellen Der erste Erzbischof bon Bjelokrinih. (Vergl. Ur. 33 der Grenzboten: "Die russischen Emigranten in Oestreich und der Das durch Czaykowski begründete altgläubige Erzbisthum von Bjelokrinitz, in einem Augenblicke, wo es sich nur um Sieg oder Fall handelte, durch Ent¬ Die Schlußkatastrophe hat die Elemente der monarchisch-konstitutionellen Der erste Erzbischof bon Bjelokrinih. (Vergl. Ur. 33 der Grenzboten: „Die russischen Emigranten in Oestreich und der Das durch Czaykowski begründete altgläubige Erzbisthum von Bjelokrinitz, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0312" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191542"/> <p xml:id="ID_901" prev="#ID_900"> in einem Augenblicke, wo es sich nur um Sieg oder Fall handelte, durch Ent¬<lb/> lassung des zuverlässigsten Führers die Vertheidigungskraft völlig zu desorga»<lb/> nisiren. bedarf nicht erst des Beweises. Indem der König Guizot aufgab, gab<lb/> er sich selbst auf.</p><lb/> <p xml:id="ID_902"> Die Schlußkatastrophe hat die Elemente der monarchisch-konstitutionellen<lb/> Partei, soweit sie sich nicht der neuen Ordnung der Dinge angeschlossen haben,<lb/> wieder in einem Lager vereinigt. Es bleibt ihnen für jetzt wenig zu thun<lb/> übrig, als den Parteihader zu beklagen, der den Untergang der Reformisten<lb/> wie der Konservativen zur Folge gehabt hat. Sie haben beide gefehlt, die<lb/> einen, indem sie aus Ungeduld mit den Feinden der konstitutionellen Monarchie<lb/> eine unnatürliche Verbindung eingegangen sind; die andern, indem sie den Zeit¬<lb/> punkt, wo sie stark genug waren, um den Vorwurf der Schwäche nicht zu<lb/> fürchten, nicht benutzt haben, um diese Alliance durch eine weise Concession in<lb/> ihrem Entstehen zu sprengen. Schwerlich werden die Parteien, deren Zwist die<lb/> konstitutionelle Freiheit vernichtet hat. berufen sein, sie wieder herzustellen. Und<lb/> ob die jüngere Generation unter dem Drucke der Gegenwart ein Verständniß<lb/> für die Bedingungen gewonnen hat, an die der Besitz der Freiheit geknüpft<lb/> ist. — wir bezweifeln es. Unter der Herrschaft anspruchsvoller nationaler Eitel¬<lb/> keit vermag sich ein kräftiger Bürgersinn, in dem die Freiheit Wurzel schlagen<lb/><note type="byline"> Z.</note> könnte, nicht zu entwickeln. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Der erste Erzbischof bon Bjelokrinih.</head><lb/> <p xml:id="ID_903"> (Vergl. Ur. 33 der Grenzboten: „Die russischen Emigranten in Oestreich und der<lb/> Türkei").</p><lb/> <p xml:id="ID_904" next="#ID_905"> Das durch Czaykowski begründete altgläubige Erzbisthum von Bjelokrinitz,<lb/> dem, wie wir wissen, Ambrosius, der aus der griech. orth. Kirche ausgeschlossene<lb/> Exbischof der Bulgaren vorstand, entwickelte schon in den ersten Monaten seines<lb/> Bestehens eine lebhafte Thätigkeit. Durch Vermittlung des neben Metternich mäch¬<lb/> tigsten Ministers in Oestreich, des Grafen Kvlowrat und des den Altgläubigen<lb/> besonders geneigten Erzherzogs Ludwig wußten Paulus und Olympius, die<lb/> uns bekannten, als auswärtige Agenten besonders thätigen Mönche, ihrem neuen<lb/> Oberhaupte zunächst die Anerkennung des wiener Cabinets zu verschaffen, dann</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0312]
in einem Augenblicke, wo es sich nur um Sieg oder Fall handelte, durch Ent¬
lassung des zuverlässigsten Führers die Vertheidigungskraft völlig zu desorga»
nisiren. bedarf nicht erst des Beweises. Indem der König Guizot aufgab, gab
er sich selbst auf.
Die Schlußkatastrophe hat die Elemente der monarchisch-konstitutionellen
Partei, soweit sie sich nicht der neuen Ordnung der Dinge angeschlossen haben,
wieder in einem Lager vereinigt. Es bleibt ihnen für jetzt wenig zu thun
übrig, als den Parteihader zu beklagen, der den Untergang der Reformisten
wie der Konservativen zur Folge gehabt hat. Sie haben beide gefehlt, die
einen, indem sie aus Ungeduld mit den Feinden der konstitutionellen Monarchie
eine unnatürliche Verbindung eingegangen sind; die andern, indem sie den Zeit¬
punkt, wo sie stark genug waren, um den Vorwurf der Schwäche nicht zu
fürchten, nicht benutzt haben, um diese Alliance durch eine weise Concession in
ihrem Entstehen zu sprengen. Schwerlich werden die Parteien, deren Zwist die
konstitutionelle Freiheit vernichtet hat. berufen sein, sie wieder herzustellen. Und
ob die jüngere Generation unter dem Drucke der Gegenwart ein Verständniß
für die Bedingungen gewonnen hat, an die der Besitz der Freiheit geknüpft
ist. — wir bezweifeln es. Unter der Herrschaft anspruchsvoller nationaler Eitel¬
keit vermag sich ein kräftiger Bürgersinn, in dem die Freiheit Wurzel schlagen
Z. könnte, nicht zu entwickeln.
Der erste Erzbischof bon Bjelokrinih.
(Vergl. Ur. 33 der Grenzboten: „Die russischen Emigranten in Oestreich und der
Türkei").
Das durch Czaykowski begründete altgläubige Erzbisthum von Bjelokrinitz,
dem, wie wir wissen, Ambrosius, der aus der griech. orth. Kirche ausgeschlossene
Exbischof der Bulgaren vorstand, entwickelte schon in den ersten Monaten seines
Bestehens eine lebhafte Thätigkeit. Durch Vermittlung des neben Metternich mäch¬
tigsten Ministers in Oestreich, des Grafen Kvlowrat und des den Altgläubigen
besonders geneigten Erzherzogs Ludwig wußten Paulus und Olympius, die
uns bekannten, als auswärtige Agenten besonders thätigen Mönche, ihrem neuen
Oberhaupte zunächst die Anerkennung des wiener Cabinets zu verschaffen, dann
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |