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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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Die Reorganisation in Hannover und die Landraths-
versassung.
Eine Stimme aus Hannover.

Wir übergeben den Lesern der Grenzboten nachstehend ein uns aus Han¬
nover zugegangenes Votum zu der bevorstehenden Reorganisation und Einfügung
dieser Provinz in den preußischen Staatsorganismus. Die letzten von der
preußischen Regierung in Kurhessen vorgenommenen Octroyinmgen, welche viel¬
fach zu der Mißstimmung einer sonst entschieden national gesinnten Bevölkerung
Veranlassung gegeben haben, lassen die möglichste Behutsamkeit bei Umgestaltung
der Institutionen in den sehr viel pariicularistischer gesinnten ehemals hanno-
verschen Landen dringend geboten erscheinen. Der Verfasser des nachstehenden
Artikels geht von zwei, unseres Erachtens durchaus zutreffenden Gesichtspunkten
aus, indem er ebensowohl vor undurchführbaren Versuchen zu einer von den
Einrichtungen der übrigen Provinzen abweichenden hannoverschen Sondervcr-
verfassung warnt, wie vor einer mechanischen Ausdehnung altpreußischer Institu¬
tionen auf Verhältnisse, welche auf wesentlich andern Voraussetzungen beruhen.
Sein Hauptaugenmerk netter sich auf die jNeisversassung, deren künftige
Gestaltung ohne Frage für die Veurtheilung des größten Theils der Bevölkerung
maßgebend sein wird, weil sie besonders tief in das Leben der Gemeinden und
der Einzelnen einschneidet. Insbesondere für die ländliche Bevölkerung kommt
es hauptsächlich darauf an, ob die bisherige Am tcrverfassung beibehalten oder
durch ein der preußischen Landrathsverfassung analoges Institut ersetzt wird.
Daß die unveränderte Anwendung dieser letzteren in Hannover unthunlich sei,
gilt auch dem Verfasser für ausgemacht und wir erinnern daran, daß die gleiche
Ansicht auch anderweitig, namentlich in einem bcachtcnsweithen Aufsatz des
Iulihefts der Preuß. Jahrbücher ausgesprochen worden ist. "Das preußische
Landrathsinstitut" -- so heißt es zum Schluß der c>. a. O. abgedruckten Ab-


Grenjboten III- 18V7. 26
Die Reorganisation in Hannover und die Landraths-
versassung.
Eine Stimme aus Hannover.

Wir übergeben den Lesern der Grenzboten nachstehend ein uns aus Han¬
nover zugegangenes Votum zu der bevorstehenden Reorganisation und Einfügung
dieser Provinz in den preußischen Staatsorganismus. Die letzten von der
preußischen Regierung in Kurhessen vorgenommenen Octroyinmgen, welche viel¬
fach zu der Mißstimmung einer sonst entschieden national gesinnten Bevölkerung
Veranlassung gegeben haben, lassen die möglichste Behutsamkeit bei Umgestaltung
der Institutionen in den sehr viel pariicularistischer gesinnten ehemals hanno-
verschen Landen dringend geboten erscheinen. Der Verfasser des nachstehenden
Artikels geht von zwei, unseres Erachtens durchaus zutreffenden Gesichtspunkten
aus, indem er ebensowohl vor undurchführbaren Versuchen zu einer von den
Einrichtungen der übrigen Provinzen abweichenden hannoverschen Sondervcr-
verfassung warnt, wie vor einer mechanischen Ausdehnung altpreußischer Institu¬
tionen auf Verhältnisse, welche auf wesentlich andern Voraussetzungen beruhen.
Sein Hauptaugenmerk netter sich auf die jNeisversassung, deren künftige
Gestaltung ohne Frage für die Veurtheilung des größten Theils der Bevölkerung
maßgebend sein wird, weil sie besonders tief in das Leben der Gemeinden und
der Einzelnen einschneidet. Insbesondere für die ländliche Bevölkerung kommt
es hauptsächlich darauf an, ob die bisherige Am tcrverfassung beibehalten oder
durch ein der preußischen Landrathsverfassung analoges Institut ersetzt wird.
Daß die unveränderte Anwendung dieser letzteren in Hannover unthunlich sei,
gilt auch dem Verfasser für ausgemacht und wir erinnern daran, daß die gleiche
Ansicht auch anderweitig, namentlich in einem bcachtcnsweithen Aufsatz des
Iulihefts der Preuß. Jahrbücher ausgesprochen worden ist. „Das preußische
Landrathsinstitut" — so heißt es zum Schluß der c>. a. O. abgedruckten Ab-


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[0211] Die Reorganisation in Hannover und die Landraths- versassung. Eine Stimme aus Hannover. Wir übergeben den Lesern der Grenzboten nachstehend ein uns aus Han¬ nover zugegangenes Votum zu der bevorstehenden Reorganisation und Einfügung dieser Provinz in den preußischen Staatsorganismus. Die letzten von der preußischen Regierung in Kurhessen vorgenommenen Octroyinmgen, welche viel¬ fach zu der Mißstimmung einer sonst entschieden national gesinnten Bevölkerung Veranlassung gegeben haben, lassen die möglichste Behutsamkeit bei Umgestaltung der Institutionen in den sehr viel pariicularistischer gesinnten ehemals hanno- verschen Landen dringend geboten erscheinen. Der Verfasser des nachstehenden Artikels geht von zwei, unseres Erachtens durchaus zutreffenden Gesichtspunkten aus, indem er ebensowohl vor undurchführbaren Versuchen zu einer von den Einrichtungen der übrigen Provinzen abweichenden hannoverschen Sondervcr- verfassung warnt, wie vor einer mechanischen Ausdehnung altpreußischer Institu¬ tionen auf Verhältnisse, welche auf wesentlich andern Voraussetzungen beruhen. Sein Hauptaugenmerk netter sich auf die jNeisversassung, deren künftige Gestaltung ohne Frage für die Veurtheilung des größten Theils der Bevölkerung maßgebend sein wird, weil sie besonders tief in das Leben der Gemeinden und der Einzelnen einschneidet. Insbesondere für die ländliche Bevölkerung kommt es hauptsächlich darauf an, ob die bisherige Am tcrverfassung beibehalten oder durch ein der preußischen Landrathsverfassung analoges Institut ersetzt wird. Daß die unveränderte Anwendung dieser letzteren in Hannover unthunlich sei, gilt auch dem Verfasser für ausgemacht und wir erinnern daran, daß die gleiche Ansicht auch anderweitig, namentlich in einem bcachtcnsweithen Aufsatz des Iulihefts der Preuß. Jahrbücher ausgesprochen worden ist. „Das preußische Landrathsinstitut" — so heißt es zum Schluß der c>. a. O. abgedruckten Ab- Grenjboten III- 18V7. 26

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/211>, abgerufen am 15.01.2025.