Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.bei Seite. Bis vor Kurzem waren ein paar Blätter in dem auf der barberi- Hartmann Schedel (1440--1314), ein geborener Nürnberger, studirte. bei Seite. Bis vor Kurzem waren ein paar Blätter in dem auf der barberi- Hartmann Schedel (1440—1314), ein geborener Nürnberger, studirte. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0020" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191250"/> <p xml:id="ID_30" prev="#ID_29"> bei Seite. Bis vor Kurzem waren ein paar Blätter in dem auf der barberi-<lb/> uischen Bibliothek in Rom aufbewahrten Zeichnenbuch des Architekten San<lb/> Gallo, welche er nach Cyriacus copirt hatte, die einzigen Ueberreste seiner<lb/> Kunstfertigkeit, da fand de Rossi in einer Handschrift der Münchner Bibliothek<lb/> eine Abschrift eines kleinen Theils von Cyriacus Reisebuch, in welcher auch<lb/> die Zeichnungen nachgebildet sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_31" next="#ID_32"> Hartmann Schedel (1440—1314), ein geborener Nürnberger, studirte.<lb/> nachdem er in Leipzig Magister der freien Künste geworden war, drei Jahr<lb/> Medicin in Padua, wo er auch 1466 die Doctorwürde erwarb. Daneben be¬<lb/> fliß er sich mit größtem Fleiß der Alterthumsstudien und schrieb sich emsig ab,<lb/> was ihm in dieser Beziehung Interessantes vorkam. Auch in seiner Vaterstadt,<lb/> wo er als geachteter Arzt prakticirte, blieb er diesen historisch-antiquarischen<lb/> Studien getreu, von denen seine mehrmals gedruckte Chronik in lateinischer<lb/> und deutscher Sprache Zeugniß ablegt. Auf Grund seiner in Padua angelegten<lb/> Collectaneen hatte er auch ein großes Werk zusammengeschrieben, welches aus<lb/> Handschriften und Büchern, wie nach eigener Erkundung die Merkwürdigkeiten<lb/> Italiens, besonders Roms und Paduas, mit besonderer Berücksichtigung der<lb/> Epitaphien (Inschriften) zusammenstellte, „damit die Nachkommen Denkmäler<lb/> erhalten, welche ihr Gemüth ergötzen und sie zu mehrer Vervollkommnung<lb/> anreizen können." Daran schloß sich eine ähnliche Sammlung von Alterthümern<lb/> und Epigrammen zum Preise Deutschlands an. Wiewohl das Werk 1505 abge¬<lb/> schlossen war, fügte Schedel auch später noch Nachträge hinzu, wie ihm sein Freund<lb/> Will bald Pirkh am er noch 1512 von Trier Notizen und Abschriften, auch<lb/> eine Abbildung des Monuments in Igel mitbrachte. Schedel war nun in Padua<lb/> ein Bruchstück von Cyriacus griechischem Reisctagebuch in die Hände gefallen,<lb/> von dem er mit den Notizen und Inschriften auch die Zeichnungen copirte.<lb/> Von dem Charakter derselben geben diese Kopien nun zwar keine Vorstellung,<lb/> denn er hatte dieselben nicht, wie man es jetzt machen würde, durchgezeichnet,<lb/> sondern so gut er es eben vermochte nachgezeichnet. Schedel war ein sehr un¬<lb/> geschickter Zeichner und was er konnte, war von seiner nürnberger Schule<lb/> völlig beeinflußt. Man kann daher wohl seine Zeichnungen erkennen und. wo die<lb/> Originale oder spätere Abbildungen vorhanden sind, dieselben identificiren,<lb/> wie z. B. die Kentaurcnlampfe vom Theseion in Athen, aber von antikem<lb/> Charakter kann nirgend die Rede sein und wo es irgend angeht, sind die Dar¬<lb/> stellungen förmlich vernürnbergert. Von besonders komischer Wirkung ist die<lb/> Darstellung oder vielmehr Travestie des berühmten großen, noch heute weder<lb/> befriedigend publicirten noch erklärten Felsenreliefs auf Paros. Aus der<lb/> thronenden, von Nymphen und anderen Figuren umgebenen Göttermutter ist<lb/> ein bärtiger Mann auf dem Krankenlager geworden, von seiner Familie um¬<lb/> geben, von der einige eine teufelsartige Gestalt von ihm entfernen. Aehnliche</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0020]
bei Seite. Bis vor Kurzem waren ein paar Blätter in dem auf der barberi-
uischen Bibliothek in Rom aufbewahrten Zeichnenbuch des Architekten San
Gallo, welche er nach Cyriacus copirt hatte, die einzigen Ueberreste seiner
Kunstfertigkeit, da fand de Rossi in einer Handschrift der Münchner Bibliothek
eine Abschrift eines kleinen Theils von Cyriacus Reisebuch, in welcher auch
die Zeichnungen nachgebildet sind.
Hartmann Schedel (1440—1314), ein geborener Nürnberger, studirte.
nachdem er in Leipzig Magister der freien Künste geworden war, drei Jahr
Medicin in Padua, wo er auch 1466 die Doctorwürde erwarb. Daneben be¬
fliß er sich mit größtem Fleiß der Alterthumsstudien und schrieb sich emsig ab,
was ihm in dieser Beziehung Interessantes vorkam. Auch in seiner Vaterstadt,
wo er als geachteter Arzt prakticirte, blieb er diesen historisch-antiquarischen
Studien getreu, von denen seine mehrmals gedruckte Chronik in lateinischer
und deutscher Sprache Zeugniß ablegt. Auf Grund seiner in Padua angelegten
Collectaneen hatte er auch ein großes Werk zusammengeschrieben, welches aus
Handschriften und Büchern, wie nach eigener Erkundung die Merkwürdigkeiten
Italiens, besonders Roms und Paduas, mit besonderer Berücksichtigung der
Epitaphien (Inschriften) zusammenstellte, „damit die Nachkommen Denkmäler
erhalten, welche ihr Gemüth ergötzen und sie zu mehrer Vervollkommnung
anreizen können." Daran schloß sich eine ähnliche Sammlung von Alterthümern
und Epigrammen zum Preise Deutschlands an. Wiewohl das Werk 1505 abge¬
schlossen war, fügte Schedel auch später noch Nachträge hinzu, wie ihm sein Freund
Will bald Pirkh am er noch 1512 von Trier Notizen und Abschriften, auch
eine Abbildung des Monuments in Igel mitbrachte. Schedel war nun in Padua
ein Bruchstück von Cyriacus griechischem Reisctagebuch in die Hände gefallen,
von dem er mit den Notizen und Inschriften auch die Zeichnungen copirte.
Von dem Charakter derselben geben diese Kopien nun zwar keine Vorstellung,
denn er hatte dieselben nicht, wie man es jetzt machen würde, durchgezeichnet,
sondern so gut er es eben vermochte nachgezeichnet. Schedel war ein sehr un¬
geschickter Zeichner und was er konnte, war von seiner nürnberger Schule
völlig beeinflußt. Man kann daher wohl seine Zeichnungen erkennen und. wo die
Originale oder spätere Abbildungen vorhanden sind, dieselben identificiren,
wie z. B. die Kentaurcnlampfe vom Theseion in Athen, aber von antikem
Charakter kann nirgend die Rede sein und wo es irgend angeht, sind die Dar¬
stellungen förmlich vernürnbergert. Von besonders komischer Wirkung ist die
Darstellung oder vielmehr Travestie des berühmten großen, noch heute weder
befriedigend publicirten noch erklärten Felsenreliefs auf Paros. Aus der
thronenden, von Nymphen und anderen Figuren umgebenen Göttermutter ist
ein bärtiger Mann auf dem Krankenlager geworden, von seiner Familie um¬
geben, von der einige eine teufelsartige Gestalt von ihm entfernen. Aehnliche
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