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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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farblos wie möglich, und eine Aufstellung dessen, was in dem kurzen Zeitraum
von acht Wochen auf diesem Gebiet erschienen, ist schwer genießbar; doppelt
ungenießbar, wenn nichts besonders Hervorragendes zu erwähnen ist und wenn
das Ungereimte auch in der Prosa sich schwer auf den ersten Blick erkennen
läßt. Daß aber ein echter Poet den Anfang mache, so erwähnen wir zunächst
Friedrich Rückerts zu verschiedenen Zeiten entstandene Übersetzungen von 21
Idyllen Theokrits, den Vögeln des Aristophanes und der Sakuntala, die von
dem Verstorbenen noch zum Drucke vorbereitet, jedoch erst von seinem Sohne
Heinrich herausgegeben wurden. Hieran reihe sich eine neue Bearbeitung von
"Shakespeares Historien", worunter man bekanntlich jene 10 Dramen begreift,
die ihren Stoff der englischen Geschichte, ihren Titel den Namen englischer Kö¬
nige entlehnt haben. Mit Zugrundelegung des schlegclschen Textes liefert Dingel-
stedt in dem Werke, von dem 3 Bände vorliegen, eine gleichmäßig für die Bühne wie
für den Leser bestimmte freie Bearbeitung und giebt zu diesem Behufe zu den ein¬
zelnen Stücken sachliche und historische Erklärungen, samische und dramaturgische
Erläuterungen. Auch mag hier genannt sein de Wildes Uebersetzung von
I. van den Vondels Trauerspiel "Gysbrecht van Acmstel", das einem vaterlän¬
dischen, um 1304 spielenden Stoffe entnommen ist und seit 229 Jahren all-
jährlich auf der amsterdamer Bühne kurz nach Weihnachten und Neujahr zur
Aufführung gebracht wird. An diese Uebersetzung einer altholländischen Tra¬
gödie reihen wir die Bearbeitung eines in Holland sehr gefeierten Romans von
I. van Lennep: "Klagte ^von-röter^ in S Bänden, die A. Glaser unter dem
Titel: "Hänschen Siebenstern" in 2 Bände verkürzte. Ehe wir jedoch zu
deutscher Belletristik übergehen, muß noch Frchses "Wörterbuch zu Fritz Reuter"
genannt sein, welches seiner einfachen Aufgabe genügt und dem Anfänger auf
dem Gebiete reuterschen Studiums ein guter Führer zu sein vermag. Dann
mögen folgen: "Erlebtes und Geträumtes. Novellen und Erzählungen"
E. von Bibras (3 Bde.). "Gattin und Tochter" von U. v. Baudissin (3
Bde.), zwei Romane der A. Bölle "Weiter und weiter" und "Die Wel-
fenbraut", "Ein unerfülltes Wort, von L. Ernesti (3 Bde.), "Eine Ver¬
schwörung in Venedig", von W. Guischard (2 Bde.), "Babel, Roman aus
Oestreichs neuester Geschichte" von A. Meißner (4 Bde.). "In freien Stunden"
von A. Goetzenberger, "Die Mechulle-Leut". ein Polizciroman (2 Bde.). "Welt
und Gemüth. Novellen" von F. Brunold (1, Bd.). "Aus der Bretagne.
Geschichten und Bilder" von C. v. Giümer, "Unter den Fittigen des schwar¬
zen Adlers" von F. Pflug (1. Bd.), "Ein Verlornes Geschlecht" von M. Ring
(6 Bde.). "Badegeschichten" von L. Herbert, "Die Ruine im Walde" von
A. Steffens (2 Bde.). "Das Bilderbuch eines armen Studenten". -- etwas
manierirte Märchen -- und sieben neue Bände der Mühlbach "Kaiserin Claudia.
Prinzession von Tvrol" (3 Bde.) und "Fürsten und Dichter", als zweite Ab-


farblos wie möglich, und eine Aufstellung dessen, was in dem kurzen Zeitraum
von acht Wochen auf diesem Gebiet erschienen, ist schwer genießbar; doppelt
ungenießbar, wenn nichts besonders Hervorragendes zu erwähnen ist und wenn
das Ungereimte auch in der Prosa sich schwer auf den ersten Blick erkennen
läßt. Daß aber ein echter Poet den Anfang mache, so erwähnen wir zunächst
Friedrich Rückerts zu verschiedenen Zeiten entstandene Übersetzungen von 21
Idyllen Theokrits, den Vögeln des Aristophanes und der Sakuntala, die von
dem Verstorbenen noch zum Drucke vorbereitet, jedoch erst von seinem Sohne
Heinrich herausgegeben wurden. Hieran reihe sich eine neue Bearbeitung von
„Shakespeares Historien", worunter man bekanntlich jene 10 Dramen begreift,
die ihren Stoff der englischen Geschichte, ihren Titel den Namen englischer Kö¬
nige entlehnt haben. Mit Zugrundelegung des schlegclschen Textes liefert Dingel-
stedt in dem Werke, von dem 3 Bände vorliegen, eine gleichmäßig für die Bühne wie
für den Leser bestimmte freie Bearbeitung und giebt zu diesem Behufe zu den ein¬
zelnen Stücken sachliche und historische Erklärungen, samische und dramaturgische
Erläuterungen. Auch mag hier genannt sein de Wildes Uebersetzung von
I. van den Vondels Trauerspiel „Gysbrecht van Acmstel", das einem vaterlän¬
dischen, um 1304 spielenden Stoffe entnommen ist und seit 229 Jahren all-
jährlich auf der amsterdamer Bühne kurz nach Weihnachten und Neujahr zur
Aufführung gebracht wird. An diese Uebersetzung einer altholländischen Tra¬
gödie reihen wir die Bearbeitung eines in Holland sehr gefeierten Romans von
I. van Lennep: „Klagte ^von-röter^ in S Bänden, die A. Glaser unter dem
Titel: „Hänschen Siebenstern" in 2 Bände verkürzte. Ehe wir jedoch zu
deutscher Belletristik übergehen, muß noch Frchses „Wörterbuch zu Fritz Reuter"
genannt sein, welches seiner einfachen Aufgabe genügt und dem Anfänger auf
dem Gebiete reuterschen Studiums ein guter Führer zu sein vermag. Dann
mögen folgen: „Erlebtes und Geträumtes. Novellen und Erzählungen"
E. von Bibras (3 Bde.). „Gattin und Tochter" von U. v. Baudissin (3
Bde.), zwei Romane der A. Bölle „Weiter und weiter" und „Die Wel-
fenbraut", „Ein unerfülltes Wort, von L. Ernesti (3 Bde.), „Eine Ver¬
schwörung in Venedig", von W. Guischard (2 Bde.), „Babel, Roman aus
Oestreichs neuester Geschichte" von A. Meißner (4 Bde.). „In freien Stunden"
von A. Goetzenberger, „Die Mechulle-Leut". ein Polizciroman (2 Bde.). „Welt
und Gemüth. Novellen" von F. Brunold (1, Bd.). „Aus der Bretagne.
Geschichten und Bilder" von C. v. Giümer, „Unter den Fittigen des schwar¬
zen Adlers" von F. Pflug (1. Bd.), „Ein Verlornes Geschlecht" von M. Ring
(6 Bde.). „Badegeschichten" von L. Herbert, „Die Ruine im Walde" von
A. Steffens (2 Bde.). „Das Bilderbuch eines armen Studenten". — etwas
manierirte Märchen — und sieben neue Bände der Mühlbach „Kaiserin Claudia.
Prinzession von Tvrol" (3 Bde.) und „Fürsten und Dichter", als zweite Ab-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/199>, abgerufen am 15.01.2025.