Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.nach dieser Stadt vorausgeschickt hatte, sich in ihrer Noth an den kaiserlichen Es ist bezeichnend, daß in dieser letzten Ausgestaltung der Sage nicht mehr Aber haben wir denn ein Recht, diesen Simon der Homilien mit Paulus Grenzboten III. 1867. 23
nach dieser Stadt vorausgeschickt hatte, sich in ihrer Noth an den kaiserlichen Es ist bezeichnend, daß in dieser letzten Ausgestaltung der Sage nicht mehr Aber haben wir denn ein Recht, diesen Simon der Homilien mit Paulus Grenzboten III. 1867. 23
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nach dieser Stadt vorausgeschickt hatte, sich in ihrer Noth an den kaiserlichen
Hauptmann Cornelius wenden. Dieser läßt das Gerücht aussprengen, daß er
gekommen sei den Magier zu verhaften, worauf dieser mit seinen Anhängern
nach Laodikeia flieht. Hier erfährt der Vater des Clemens die Ankunft seiner
alten Freunde Apion und Annudion und kommt auf diese Weise auch mit Si¬
mon in Berührung. Simon, um sich vor der vermeintlichen Verfolgung zu
retten, giebt dem Faustus eine Salbe, durch deren Einreibung sein Gesicht in
das des Magiers verwandelt wird. Dieser selbst entflieht nach Judäa. Als
Faustus zu den Seinigen kommt, entsetzen sich alle über seine Verwandlung.
Petrus verspricht ihm aber sein Gesicht wieder herzustellen, wenn er sich
entschlösse nach Antiochia zu gehen, dort als der Magier Simon aufzu¬
treten und öffentlich zu erklären, daß alles, was er wider Petrus gesagt, erlogen
sei. Faustus thut, wie ihn Petrus geheißen, und die Einwohner werden da¬
durch so günstig gestimmt, daß Petrus gleich bei seinem Auftreten in Antiochia
eine große Menge für das Christenthum gewinnt. Endlich giebt Petrus dem
Faustus sein Gesicht wieder und ertheilt ihm die Taufe.
Es ist bezeichnend, daß in dieser letzten Ausgestaltung der Sage nicht mehr
Rom der Zielpunkt der Reisen des Magiers und der Schauplatz seiner letzten
Niederlage durch Petrus ist. Die Ueberlieferung, daß Petrus in Rom gewesen,
die Gemeinde gegründet und den Episcopat eingesetzt, steht jetzt bereits fest:
die Sage vom Magier hat ihren Dienst gethan, man braucht sie nicht mehr
für diesen Zweck. Ja es schien sich zu empfehlen, die Spur, daß der Magier
selbst in Rom gewesen, wieder zu verwischen, das ketzerische, heidnische Christen¬
thum sollte überhaupt niemals in Rom gewesen sein, rein und ungetrübt erhält
sich hier vielmehr vom Anfang an die von Petrus gepflanzte Lehre. Dagegen sollte
nun das paulinische Christenthum in seinem Ursprung schon tödtlich getroffen
werden; bis in seine Anfänge zurück verfolgte es der Haß der Judaistcn. An¬
tiochia war die erste Gemeinde der Heidenchristen, hier war der Ausgangspunkt
für die Wirksamkeit des Paulus gewesen. Konnte nun die Sage etwas Ver¬
nichtenderes für das Heidcnchnstcnthum erfinden, als wenn sie den Simon,
dessen Haupt, den Repräsentanten des Paulus (oder wenigstens eine in Simon
verzauberte Persönlichkeit) öffentlich die eigene Lehre abschwören und zur An¬
nahme des petrinischen Christenthums auffordern ließ? Nicht in Rom geschieht
die Entscheidung, wo vielmehr Simon und seine Lehre niemals hingedrungen
sind, sondern in Antiochia, von wo die falsche Lehre ausgegangen ist, und wo
sie nun durch einen raffinirten Zug der Sage aus dem Munde des Anstifters
selbst Lügen gestraft und widerrufen wird. So oft wir wieder auf Abänderungen
der Sage stoßen, selten ist Sinn und Absicht derselben zu verkennen.
Aber haben wir denn ein Recht, diesen Simon der Homilien mit Paulus
zu identificiren? Dafür liegen die unzweideutigsten Beweise vor. Was Petrus
Grenzboten III. 1867. 23
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