Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.Jahr von wiederholten Reisen nach Dalmatien und Konstantinopel zu einem Jahr von wiederholten Reisen nach Dalmatien und Konstantinopel zu einem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0014" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191244"/> <p xml:id="ID_18" prev="#ID_17" next="#ID_19"> Jahr von wiederholten Reisen nach Dalmatien und Konstantinopel zu einem<lb/> längeren Aufenthalt nach Ancona zurückkehrte, machte er sich mit allem Eifer<lb/> an das Studium der griechischen und lateinischen Sprache. Ein Wanderlehrer,<lb/> der damals in Ansehen stand, Thomas Seneca, nahm ihn anfangs in die<lb/> Schule, zog aber bald fort und Cyriacus konnte sich nachher nachrühmen<lb/> lassen, daß er seine Kenntniß der alten Sprachen seinem eigenen Studium als<lb/> Autodidakt zu danken habe. Wie lebhaft aber auch seine Liebe zum Alterthum<lb/> jetzt war, zunächst konnte er seine andere Leidenschaft zu reisen nur befrie¬<lb/> digen, wenn es in kaufmännischen Geschäften geschah. Nachdem er im Jahre<lb/> 1424 den Cardinal Condolmieri in Rom besucht hatte, der ihn auf seinem<lb/> weißen Zelter die ewige Stadt durchstreifen ließ, unternahm er 1426 in Ge-<lb/> schäften des Venezianers Zach. Contarini eine Reise in den Orient und besuchte<lb/> während mehrer Jahre, theilweise mit längerem Aufenthalt, Konstantinopel,<lb/> einen großen Theil von Kleinasien und Syrien, Cypern, Rhodus und andere<lb/> Inseln des ägäischen Meeres, jetzt schon mit dem ausgesprochenen Interesse des<lb/> Antiquars, wenn er es gleich den Rücksichten für seine Thätigkeit als Handels¬<lb/> agent nachsetzen mußte. Den Verlockungen zur Betheiligung an größeren<lb/> Expeditionen nach Babylon und Persien widerstand er glücklich; aber als er<lb/> die Nachricht erhielt, sein alter Gönner Condolmieri habe als Eugen der<lb/> Vierte den päpstlichen Stuhl bestiegen, glaubte er die Zeit gekommen, wo er<lb/> mit dessen Unterstützung ganz seinen Studien und seiner Wanderlust leben<lb/> könne, machte sich sobald er konnte frei und eilte nach Rom, wo er 1432 ein¬<lb/> traf. Von da begab er sich zum Kaiser Sigismund nach Siena, begleitete<lb/> diesen nach Rom und führte ihn als Cicerone durch die Alterthümer der Stadt.<lb/> Mit allem Nachdruck legte er beiden Oberherren der Christenheit ans Herz,<lb/> der schmählichen Vernachlässigung der Ueberreste des Alterthums zu steuern,<lb/> und ihre Erforschung kräftig zu fördern; beide lobten seinen Eifer und billigten<lb/> seine Pläne, daß sie wirklich etwas für ihn gethan hätten, davon verlautet<lb/> nichts. Indessen führte er nun seinen Entschluß wissenschaftliche Reisen, deren ein¬<lb/> ziger Zweck die Untersuchung alles dessen sein sollte, was für die Erforschung<lb/> des Alterthums von Wichtigkeit sein könnte, zu unternehmen wirklich aus.<lb/> Wie ihm das möglich wurde, welche Mittel er sich zu verschaffen wußte, das<lb/> wissen wir leider so wenig, als wir im Stande sind, ihn auf seinen Reisen<lb/> im Einzelnen zu verfolgen, was sehr zu bedauern ist. Zunächst wandte er<lb/> 1433 seine Aufmerksamkeit Italien zu und bereiste von Rom aus zuerst Ober-<lb/> italien bis Genua, kehrte nach Rom zurück und ging von da 1434 nach Nea¬<lb/> pel und Sicilien. Nach einem kurzen Aufenthalt in Ancona trat er dann<lb/> 1433 seine erste wissenschaftliche Reise nach Griechenland an. Bis zum Jahr<lb/> 1438 durchzog er das ganze Festland und die meisten Inseln, bald hier- bald<lb/> dorthin zurückkehrend, wie das Interesse ihn zog oder die Gelegenheit ihn</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0014]
Jahr von wiederholten Reisen nach Dalmatien und Konstantinopel zu einem
längeren Aufenthalt nach Ancona zurückkehrte, machte er sich mit allem Eifer
an das Studium der griechischen und lateinischen Sprache. Ein Wanderlehrer,
der damals in Ansehen stand, Thomas Seneca, nahm ihn anfangs in die
Schule, zog aber bald fort und Cyriacus konnte sich nachher nachrühmen
lassen, daß er seine Kenntniß der alten Sprachen seinem eigenen Studium als
Autodidakt zu danken habe. Wie lebhaft aber auch seine Liebe zum Alterthum
jetzt war, zunächst konnte er seine andere Leidenschaft zu reisen nur befrie¬
digen, wenn es in kaufmännischen Geschäften geschah. Nachdem er im Jahre
1424 den Cardinal Condolmieri in Rom besucht hatte, der ihn auf seinem
weißen Zelter die ewige Stadt durchstreifen ließ, unternahm er 1426 in Ge-
schäften des Venezianers Zach. Contarini eine Reise in den Orient und besuchte
während mehrer Jahre, theilweise mit längerem Aufenthalt, Konstantinopel,
einen großen Theil von Kleinasien und Syrien, Cypern, Rhodus und andere
Inseln des ägäischen Meeres, jetzt schon mit dem ausgesprochenen Interesse des
Antiquars, wenn er es gleich den Rücksichten für seine Thätigkeit als Handels¬
agent nachsetzen mußte. Den Verlockungen zur Betheiligung an größeren
Expeditionen nach Babylon und Persien widerstand er glücklich; aber als er
die Nachricht erhielt, sein alter Gönner Condolmieri habe als Eugen der
Vierte den päpstlichen Stuhl bestiegen, glaubte er die Zeit gekommen, wo er
mit dessen Unterstützung ganz seinen Studien und seiner Wanderlust leben
könne, machte sich sobald er konnte frei und eilte nach Rom, wo er 1432 ein¬
traf. Von da begab er sich zum Kaiser Sigismund nach Siena, begleitete
diesen nach Rom und führte ihn als Cicerone durch die Alterthümer der Stadt.
Mit allem Nachdruck legte er beiden Oberherren der Christenheit ans Herz,
der schmählichen Vernachlässigung der Ueberreste des Alterthums zu steuern,
und ihre Erforschung kräftig zu fördern; beide lobten seinen Eifer und billigten
seine Pläne, daß sie wirklich etwas für ihn gethan hätten, davon verlautet
nichts. Indessen führte er nun seinen Entschluß wissenschaftliche Reisen, deren ein¬
ziger Zweck die Untersuchung alles dessen sein sollte, was für die Erforschung
des Alterthums von Wichtigkeit sein könnte, zu unternehmen wirklich aus.
Wie ihm das möglich wurde, welche Mittel er sich zu verschaffen wußte, das
wissen wir leider so wenig, als wir im Stande sind, ihn auf seinen Reisen
im Einzelnen zu verfolgen, was sehr zu bedauern ist. Zunächst wandte er
1433 seine Aufmerksamkeit Italien zu und bereiste von Rom aus zuerst Ober-
italien bis Genua, kehrte nach Rom zurück und ging von da 1434 nach Nea¬
pel und Sicilien. Nach einem kurzen Aufenthalt in Ancona trat er dann
1433 seine erste wissenschaftliche Reise nach Griechenland an. Bis zum Jahr
1438 durchzog er das ganze Festland und die meisten Inseln, bald hier- bald
dorthin zurückkehrend, wie das Interesse ihn zog oder die Gelegenheit ihn
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