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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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anklebte, doch verstand er auch Unwissenden mit gutem Humor zu imponiren.
So antwortete er einem gutmüthigen Geistlichen, der ihn verwundert fragte,
warum er sich denn so viel Mühe mit dem Abschreiben der Inschriften gebe,
mit feierlichem Ernste, dadurch vermöge er Abgeschiedene wieder zum Leben zu
erwecken, worauf der entsetzt sich davon machte. Cyriacus traf das Mißgeschick,
daß seine sorgfältigen Aufzeichnungen in Reiseberichten, Tagebüchern, ausgearbei¬
teten Darstellungen und Abbildungen zwar von den Nachfahren vielfach benutzt, aber
nie eigentlich publicirt wurden und bis auf einzelne Bruchstücke verzettelt und
verschollen sind, deren Sammlung und Herstellung von de Rossis Meisterhand
zu erwarten ist. So viel hat die epigraphische Kritik festgestellt, daß Cyriacus
nicht nur einer der ersten, sondern auch der sorgfältigsten und zuverlässigsten
Sammler von Inschriften ist, und man. wo es gelingt bis zu ihm als Ge¬
währsmann vorzudringen, auf sicherem Boden steht.

Kiriakus -- so schreibt er selbst seinen Namen -- de'Pizzicolle ist
1391 in Ancona geboren. Sein Bater Filippo, ein Kaufmann, scheint
früh gestorben zu sein, die Mutier war dem unruhigen Geiste des Knabe"
nicht gewachsen. In seinem neunten Jahr ließ er nicht nach, bis er den Bru¬
der seiner Mutter, Ciriaco Selvatico, auf einer Reise nach Venedig begleiten
durfte, nach deren Berlauf ihm die Schule der Vaterstadt noch weniger als zu¬
vor behagte. Im Jahre 1404 mußte ihn derselbe Oheim mit nach Neapel
nehmen, was zu einem längeren Aufenthalt in Ccilavrien führte, auch kam er
glücklich bis Rom. Nach der Rückkehr that ihn sein Oheim zu einem Kauf¬
mann in die Lehre, in welcher er contractlich sieben Jahre aushalten mußte.
Hier nahm er sich zusammen und erwarb sich das Vertrauen seines Lehrherrn,
der ihm während der letzten Jahre die Führung des Geschäfts fast ganz über¬
ließ. Auch sonst erwies er sich tüchtig und zuverlässig in praktischen Dingen;
frühzeitig bekleidete er städtische Aemter, die man ihm. wenn er in seiner Vater¬
stadt verweilte, immer wieder übertrug. Als Rechnungsführer bei großen Ha-
fenbauten erwarb er sich später die Gunst des Cardinallegaten Gabriel de'
Condolmieri, späteren Papstes Eugen des Vierten. Allein sobald im
Jahre 1412 seine Lehrzeit um war, benutzte er zunächst seine Freiheit, um in
kaufmännischen Geschäften weite Reisen anzutreten, die ihn nach Aegypten. nach
Rhodus und Cypern, von da nach Rom, nach Sicilien. wieder nach Aegypten
und im folgenden Jahre nach Ancona zurückführten. Hier kam er noch recht¬
zeitig an, um sich an einem siegreichen Kampf gegen Galeazzo Malatesta
zu betheiligen, den er in einem italienischen Gedicht besang. Er betrieb damals
mit Leidenschaft das Studium wie die Uebung der italienischen Poesie, die er
auch später nicht neben der lateinischen vernachlässigte. In seinen Reisebüchern
finden sich noch italienische Gedichte, wie sie bei verschiedenen Anlässen entstanden;
so dictirt ihm beim Anblick Spartas Kalliope folgendes Sonett:


anklebte, doch verstand er auch Unwissenden mit gutem Humor zu imponiren.
So antwortete er einem gutmüthigen Geistlichen, der ihn verwundert fragte,
warum er sich denn so viel Mühe mit dem Abschreiben der Inschriften gebe,
mit feierlichem Ernste, dadurch vermöge er Abgeschiedene wieder zum Leben zu
erwecken, worauf der entsetzt sich davon machte. Cyriacus traf das Mißgeschick,
daß seine sorgfältigen Aufzeichnungen in Reiseberichten, Tagebüchern, ausgearbei¬
teten Darstellungen und Abbildungen zwar von den Nachfahren vielfach benutzt, aber
nie eigentlich publicirt wurden und bis auf einzelne Bruchstücke verzettelt und
verschollen sind, deren Sammlung und Herstellung von de Rossis Meisterhand
zu erwarten ist. So viel hat die epigraphische Kritik festgestellt, daß Cyriacus
nicht nur einer der ersten, sondern auch der sorgfältigsten und zuverlässigsten
Sammler von Inschriften ist, und man. wo es gelingt bis zu ihm als Ge¬
währsmann vorzudringen, auf sicherem Boden steht.

Kiriakus — so schreibt er selbst seinen Namen — de'Pizzicolle ist
1391 in Ancona geboren. Sein Bater Filippo, ein Kaufmann, scheint
früh gestorben zu sein, die Mutier war dem unruhigen Geiste des Knabe»
nicht gewachsen. In seinem neunten Jahr ließ er nicht nach, bis er den Bru¬
der seiner Mutter, Ciriaco Selvatico, auf einer Reise nach Venedig begleiten
durfte, nach deren Berlauf ihm die Schule der Vaterstadt noch weniger als zu¬
vor behagte. Im Jahre 1404 mußte ihn derselbe Oheim mit nach Neapel
nehmen, was zu einem längeren Aufenthalt in Ccilavrien führte, auch kam er
glücklich bis Rom. Nach der Rückkehr that ihn sein Oheim zu einem Kauf¬
mann in die Lehre, in welcher er contractlich sieben Jahre aushalten mußte.
Hier nahm er sich zusammen und erwarb sich das Vertrauen seines Lehrherrn,
der ihm während der letzten Jahre die Führung des Geschäfts fast ganz über¬
ließ. Auch sonst erwies er sich tüchtig und zuverlässig in praktischen Dingen;
frühzeitig bekleidete er städtische Aemter, die man ihm. wenn er in seiner Vater¬
stadt verweilte, immer wieder übertrug. Als Rechnungsführer bei großen Ha-
fenbauten erwarb er sich später die Gunst des Cardinallegaten Gabriel de'
Condolmieri, späteren Papstes Eugen des Vierten. Allein sobald im
Jahre 1412 seine Lehrzeit um war, benutzte er zunächst seine Freiheit, um in
kaufmännischen Geschäften weite Reisen anzutreten, die ihn nach Aegypten. nach
Rhodus und Cypern, von da nach Rom, nach Sicilien. wieder nach Aegypten
und im folgenden Jahre nach Ancona zurückführten. Hier kam er noch recht¬
zeitig an, um sich an einem siegreichen Kampf gegen Galeazzo Malatesta
zu betheiligen, den er in einem italienischen Gedicht besang. Er betrieb damals
mit Leidenschaft das Studium wie die Uebung der italienischen Poesie, die er
auch später nicht neben der lateinischen vernachlässigte. In seinen Reisebüchern
finden sich noch italienische Gedichte, wie sie bei verschiedenen Anlässen entstanden;
so dictirt ihm beim Anblick Spartas Kalliope folgendes Sonett:


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/12>, abgerufen am 15.01.2025.