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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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menen Tiefe der Seitensäle, welche den dort aufzustellenden Kunstwerken keinen
Lortheil gebracht haben würde, und andern hier nicht im Einzelnen zu ent¬
wickelnden Punkten.

Der Boden, auf welchem unsere wichtigsten berliner Prachtbauten auf¬
geführt sind, ist bekanntlich Sumpf und Moor. Bis zu vierundzwanzig Fuß
Trese hat man in das Terrain auch dieses Bauplatzes einzudringen, um auf
festen haltbaren Baugrund (15 bis 16 Fuß unter dem mittleren Wasserstande
der Spree) zu gelangen. Bon den bei beiden älteren Museumsbautan ange¬
wendeten Psahlrosten ist man diesmal abgegangen und sundamentirt statt ihrer
mit Senkkasten, die stark belastet allmälig in den Schlamm eingelassen werden,
während Bohrer und Sack die innerhalb ihrer Wände befindliche Masse der
Thonerde herausbesördern, um später den entleerten Raum zu festen Grund¬
pfeilern ausmauern zu lassen. Auf flachen Bogen, welche diese von einem zum
andern herübergeschlagen verbinden, liegt die eigentliche Grundfläche des Ge¬
bäudes auf, ein Rechteck von 204 Fuß Länge bei 102'/^ Fuß Breite. Ueber
einem 7'/2 Fuß hohen Keller erhebt sich das zu Hausdiener- und Beamtenwoh-
nungen. Pack- und Werkstatträumen bestimmte Erdgeschoß zu einer Höhe von
12 Fuß und über ihm baut sich das eigentliche Museum in drei Stock¬
werken aus, deren Gesammthöhe vom Terrain bis zur Oberkante des Haupt¬
gesimses 83 Fuß. bis zur Spitze des Giebels 93 Fuß beträgt. Aeußerlich stellt
sich das Ganze als ein korinthischer Tempel und zwar ein "Pseudo-Peripteros
(ein Peripteros, aus desse EeUa-Langwänden die Säulen nur Dreiviertel her¬
vortreten, statt sie als Säulengang zu umgeben) ruhend aus einem, mit kräftigem
Sockelgcsims oben abschließenden Unterbau von 34 Fuß Höhe. An seiner
(südlichen) Vorderfront leitet zu dem nach dorthin sich öffnenden Eingangsporti-
tus dieses Tempels eine zweiarmige prächtige Freitreppe, über die darunter
befindliche Einfahrt zum Erdgeschoß hinweg, die sich oben vereinigt und dort
ein kolossales Reiterstandbild Friedrich Wilhelm des Vierten zu tragen bestimmt
ist. Im ersten Hauptgeschoß nach Nordost gelegen befinden sich zur rechten
Seite des Eingangs, die in der hinten heraustretenden Apsis gelegenen ein¬
gerechnet, neun zur Aufnahme von Bildern, zur linken, mit weniger günstigem
(Südwest-) Seitenlicht versehenen, für Werke der Plastik, Abgüsse und Sculpturen
bestimmte Säle. Die bereits erwähnten hinter einander in der Hauptaxe des Gebäu¬
des gelegenen drei großen Oberlichtsäle, welche durch d.e zweite und dritte Etage
hindurchreichen, sind in jedem dieser beiden Geschosse von elf kleineren Sälen
rings umgeben. Eine klare Anschauung des Gebäudes und seiner Gliederung
läßt sich freilich aus solchen Angaben, ohne Grundriß und Durchschnitte zur
Hand zu haben, nicht gewinnen. Woraus aber bei einer Schilderung dieses
Bauwerks, dessen Gesammterscheinung und Stil sich nicht eigentlich von dem
Von der Aiitike als mustergiltig überkommenen, durch Schürtet für uns neu.


menen Tiefe der Seitensäle, welche den dort aufzustellenden Kunstwerken keinen
Lortheil gebracht haben würde, und andern hier nicht im Einzelnen zu ent¬
wickelnden Punkten.

Der Boden, auf welchem unsere wichtigsten berliner Prachtbauten auf¬
geführt sind, ist bekanntlich Sumpf und Moor. Bis zu vierundzwanzig Fuß
Trese hat man in das Terrain auch dieses Bauplatzes einzudringen, um auf
festen haltbaren Baugrund (15 bis 16 Fuß unter dem mittleren Wasserstande
der Spree) zu gelangen. Bon den bei beiden älteren Museumsbautan ange¬
wendeten Psahlrosten ist man diesmal abgegangen und sundamentirt statt ihrer
mit Senkkasten, die stark belastet allmälig in den Schlamm eingelassen werden,
während Bohrer und Sack die innerhalb ihrer Wände befindliche Masse der
Thonerde herausbesördern, um später den entleerten Raum zu festen Grund¬
pfeilern ausmauern zu lassen. Auf flachen Bogen, welche diese von einem zum
andern herübergeschlagen verbinden, liegt die eigentliche Grundfläche des Ge¬
bäudes auf, ein Rechteck von 204 Fuß Länge bei 102'/^ Fuß Breite. Ueber
einem 7'/2 Fuß hohen Keller erhebt sich das zu Hausdiener- und Beamtenwoh-
nungen. Pack- und Werkstatträumen bestimmte Erdgeschoß zu einer Höhe von
12 Fuß und über ihm baut sich das eigentliche Museum in drei Stock¬
werken aus, deren Gesammthöhe vom Terrain bis zur Oberkante des Haupt¬
gesimses 83 Fuß. bis zur Spitze des Giebels 93 Fuß beträgt. Aeußerlich stellt
sich das Ganze als ein korinthischer Tempel und zwar ein „Pseudo-Peripteros
(ein Peripteros, aus desse EeUa-Langwänden die Säulen nur Dreiviertel her¬
vortreten, statt sie als Säulengang zu umgeben) ruhend aus einem, mit kräftigem
Sockelgcsims oben abschließenden Unterbau von 34 Fuß Höhe. An seiner
(südlichen) Vorderfront leitet zu dem nach dorthin sich öffnenden Eingangsporti-
tus dieses Tempels eine zweiarmige prächtige Freitreppe, über die darunter
befindliche Einfahrt zum Erdgeschoß hinweg, die sich oben vereinigt und dort
ein kolossales Reiterstandbild Friedrich Wilhelm des Vierten zu tragen bestimmt
ist. Im ersten Hauptgeschoß nach Nordost gelegen befinden sich zur rechten
Seite des Eingangs, die in der hinten heraustretenden Apsis gelegenen ein¬
gerechnet, neun zur Aufnahme von Bildern, zur linken, mit weniger günstigem
(Südwest-) Seitenlicht versehenen, für Werke der Plastik, Abgüsse und Sculpturen
bestimmte Säle. Die bereits erwähnten hinter einander in der Hauptaxe des Gebäu¬
des gelegenen drei großen Oberlichtsäle, welche durch d.e zweite und dritte Etage
hindurchreichen, sind in jedem dieser beiden Geschosse von elf kleineren Sälen
rings umgeben. Eine klare Anschauung des Gebäudes und seiner Gliederung
läßt sich freilich aus solchen Angaben, ohne Grundriß und Durchschnitte zur
Hand zu haben, nicht gewinnen. Woraus aber bei einer Schilderung dieses
Bauwerks, dessen Gesammterscheinung und Stil sich nicht eigentlich von dem
Von der Aiitike als mustergiltig überkommenen, durch Schürtet für uns neu.


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[0112] menen Tiefe der Seitensäle, welche den dort aufzustellenden Kunstwerken keinen Lortheil gebracht haben würde, und andern hier nicht im Einzelnen zu ent¬ wickelnden Punkten. Der Boden, auf welchem unsere wichtigsten berliner Prachtbauten auf¬ geführt sind, ist bekanntlich Sumpf und Moor. Bis zu vierundzwanzig Fuß Trese hat man in das Terrain auch dieses Bauplatzes einzudringen, um auf festen haltbaren Baugrund (15 bis 16 Fuß unter dem mittleren Wasserstande der Spree) zu gelangen. Bon den bei beiden älteren Museumsbautan ange¬ wendeten Psahlrosten ist man diesmal abgegangen und sundamentirt statt ihrer mit Senkkasten, die stark belastet allmälig in den Schlamm eingelassen werden, während Bohrer und Sack die innerhalb ihrer Wände befindliche Masse der Thonerde herausbesördern, um später den entleerten Raum zu festen Grund¬ pfeilern ausmauern zu lassen. Auf flachen Bogen, welche diese von einem zum andern herübergeschlagen verbinden, liegt die eigentliche Grundfläche des Ge¬ bäudes auf, ein Rechteck von 204 Fuß Länge bei 102'/^ Fuß Breite. Ueber einem 7'/2 Fuß hohen Keller erhebt sich das zu Hausdiener- und Beamtenwoh- nungen. Pack- und Werkstatträumen bestimmte Erdgeschoß zu einer Höhe von 12 Fuß und über ihm baut sich das eigentliche Museum in drei Stock¬ werken aus, deren Gesammthöhe vom Terrain bis zur Oberkante des Haupt¬ gesimses 83 Fuß. bis zur Spitze des Giebels 93 Fuß beträgt. Aeußerlich stellt sich das Ganze als ein korinthischer Tempel und zwar ein „Pseudo-Peripteros (ein Peripteros, aus desse EeUa-Langwänden die Säulen nur Dreiviertel her¬ vortreten, statt sie als Säulengang zu umgeben) ruhend aus einem, mit kräftigem Sockelgcsims oben abschließenden Unterbau von 34 Fuß Höhe. An seiner (südlichen) Vorderfront leitet zu dem nach dorthin sich öffnenden Eingangsporti- tus dieses Tempels eine zweiarmige prächtige Freitreppe, über die darunter befindliche Einfahrt zum Erdgeschoß hinweg, die sich oben vereinigt und dort ein kolossales Reiterstandbild Friedrich Wilhelm des Vierten zu tragen bestimmt ist. Im ersten Hauptgeschoß nach Nordost gelegen befinden sich zur rechten Seite des Eingangs, die in der hinten heraustretenden Apsis gelegenen ein¬ gerechnet, neun zur Aufnahme von Bildern, zur linken, mit weniger günstigem (Südwest-) Seitenlicht versehenen, für Werke der Plastik, Abgüsse und Sculpturen bestimmte Säle. Die bereits erwähnten hinter einander in der Hauptaxe des Gebäu¬ des gelegenen drei großen Oberlichtsäle, welche durch d.e zweite und dritte Etage hindurchreichen, sind in jedem dieser beiden Geschosse von elf kleineren Sälen rings umgeben. Eine klare Anschauung des Gebäudes und seiner Gliederung läßt sich freilich aus solchen Angaben, ohne Grundriß und Durchschnitte zur Hand zu haben, nicht gewinnen. Woraus aber bei einer Schilderung dieses Bauwerks, dessen Gesammterscheinung und Stil sich nicht eigentlich von dem Von der Aiitike als mustergiltig überkommenen, durch Schürtet für uns neu.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/112>, abgerufen am 15.01.2025.