Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.riß abgelauscht und tritt nur als Fortsetzung, als Krönung und Abschluß der Wiederum eine neue Welt öffnet sich mit dem griechischen Jnselmeere, eine Wer und woher der Männer? wo bauscht du? wo die Erzeuger? Blühende Jünglinge dort und viclgcfeicrte Jungfrau" ^
riß abgelauscht und tritt nur als Fortsetzung, als Krönung und Abschluß der Wiederum eine neue Welt öffnet sich mit dem griechischen Jnselmeere, eine Wer und woher der Männer? wo bauscht du? wo die Erzeuger? Blühende Jünglinge dort und viclgcfeicrte Jungfrau» ^
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riß abgelauscht und tritt nur als Fortsetzung, als Krönung und Abschluß der
Natur auf.
Wiederum eine neue Welt öffnet sich mit dem griechischen Jnselmeere, eine
Welt, in der wir den ganzen Zauber der Odyssee noch alle Tage von neuem
erproben können. Hat auch die strenge Forschung das homerische Ithaka als
ein bloßes Erzeugniß der frei schaffenden Poesie nachgewiesen, dem das wirkliche
Ithaka in allen wesentlichen Punkten nicht entspricht, dennoch ruhen jene Dich¬
tungen auf dem realsten Boden wirklicher Anschauungen, nur daß es das Recht
des Dichters ist, in einem Bilde zu vereinigen, was in der Natur weit zer¬
streut sich vorfindet. Wie einladend ist es jetzt wie einst für den Schiffer, von
Insel zu Insel sein Fahrzeug zu lenken, immer ein nahes Ziel im Auge, immer
auf allen Seiten von den schimmernden Kykladen umringt, und doch an jedem
Morgen in einer neuen, nicht minder schönen Umgebung. Läßt der Wind nach,
so wird auch heute noch zu den Rudern gegriffen, die in tactmäßigem Schlage
das Schiff vorwärtstrciben; wird der Wind oder die Strömung zu mächtig, so
lenkt der Steuermann in den nächsten schützenden Hafen, wo der Reisende eines
gastlichen Empfanges sicher sein kann. Der Eine ladet ihn in sein Haus, wo
die Tochter ihm einen Blumenstrauß zum Willkommen, die Gattin Erfrischungen
darreicht, der Andere sendet dem Fremden ein Lamm, der Dritte einen Korb
mit köstlichem Obst — man glaubt sich zum König Alkinoos und zu seinen
Phäaken versetzt! Fehlen doch auch dessen Zaubergärten nicht, wo Orangen und
Citronen in ganzen Wäldern die Luft mit ihrem Duft erfüllen, wo aus dem
breiten Blätterfuße die Aloe ihren hohen Schaft emportreibt, wo Gruppen
schlanker Palmen majestätisch ihr Haupt wiegen. Dabei steht das Haus nicht
leer von Besuchern, welche dem Ankömmling die alten homerischen Fragen
vorlegen:
Wer und woher der Männer? wo bauscht du? wo die Erzeuger?
Es ist auch wohl eine dunkle Kunde zu ihnen gedrungen von jenem kime-
rischen Lande, „woher unser König ist", wo das Wasser im Winter einem
Spiegel gleicht und wo die Menschen sich eiserne Platten unter die Füße
schnallen; ob es aber dort auch Häuser giebt, ob jene fernen Barbaren auch
Pferde haben, darüber sind die Meinungen getheilt. Abends versammelt sich
die Jugend,
Blühende Jünglinge dort und viclgcfeicrte Jungfrau»
Tanzen, all' an einander die Händ' an dem Knöchel sich haltend.
Bald nun hüpfen sie dort mit wohlgemessenen Tritten
Leicht herum, so wie oft die befestigte Scheibe der Töpfer
Sitzend mit prüfenden Händen herumdreht, ob sie auch laufe;
Bald dann hüpfen sie wieder in Ordnungen gegen einander.
Zahlreich steht das Gedräng' um den lieblichen Reigen versammelt.
Innig erfreut; vor ihnen auch singt ein göttlicher Sänger
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