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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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Grenze; mithin konnte dieser Zustand nicht eingetreten sein. Falls aber wirk¬
lich einer oder der andere daraus hätte kommen können, so hätten die vielen,
denen Recht und Wahrheit am Herzen lag. einen solchen Gedanken nicht auf¬
kommen lassen, einer solchen Erfindung keinen Beifall geschenkt. Wenn in
Trautenau hin und wieder geplündert ist. hat die Stadt dieses Unglück lediglich
sich selbst zuzuschreiben und der Erbitterung, die durch das wirtlich wahnsinnige
Schießen das preußische Militär ergriffen hatte. Ich bin übrigens bei Plün¬
derungen nicht Augenzeuge gewesen. D.ih aber bei der ganzen Affaire nicht
mehr als fünf Trautenauer ums Leben gekommen sind, bezeugt bei der gerecht¬
fertigten Aufregung solcher Nothwehr eher die Humanität der preußischen Sol¬
daten, als etwas Anderes.

aä 2. Auf den zweiten Passus läßt sich objectiv nur das Factum anführen,
daß die Schüsse aus den Fenstern der Stadt Trautenau in den Vormittags¬
stunden etwa zwischen 11 und 1 Uhr sielen, während das Gefecht für Preußen
bis gegen 3 Uhr vortrefflich stand.

Daß übrigens diese Beschuldigungen noch nicht von Andern widerlegt sind,
liegt wohl daran, daß die Schrift Herrn Dr. Nvths hier confiscire und daher
den Wenigsten bekannt sein dürfte.


Max Engelhardt, Stück. MI.


Kleine Chronik vom Reichstage.
3.
Die Generaldebatte des norddeutschen Reichstags über den Vcrfassuna.s-
entwnrf des norddeutschen Bundes.

Am L. März ist der erste Wassergang der Parteien in der großen Frage
bei überfüllten Tribünen geschehen. Fünf Stunden etiva dauerte die Verhand¬
lung, ihr Gesammteindruck war für alle Unbefangene ein günstiger. Dank der
Ablehnung eines Antrags, der die Borberathung des Entwurfs einem Ausschuß
überweisen und damit die Plcnarverhandlung um mehre Wochen verschoben
haben wollte, kam der Berathung auf Seiten der Betheiligten wie der Un-
beteiligten eine ungeschwächte Spannung und Theilnahme entgegen; kein Red¬
ner, der etwa mit halbfertigen Ansichten in den Ausschuß eingetreten wäre,


Grnijlwten I. 1867. 61

Grenze; mithin konnte dieser Zustand nicht eingetreten sein. Falls aber wirk¬
lich einer oder der andere daraus hätte kommen können, so hätten die vielen,
denen Recht und Wahrheit am Herzen lag. einen solchen Gedanken nicht auf¬
kommen lassen, einer solchen Erfindung keinen Beifall geschenkt. Wenn in
Trautenau hin und wieder geplündert ist. hat die Stadt dieses Unglück lediglich
sich selbst zuzuschreiben und der Erbitterung, die durch das wirtlich wahnsinnige
Schießen das preußische Militär ergriffen hatte. Ich bin übrigens bei Plün¬
derungen nicht Augenzeuge gewesen. D.ih aber bei der ganzen Affaire nicht
mehr als fünf Trautenauer ums Leben gekommen sind, bezeugt bei der gerecht¬
fertigten Aufregung solcher Nothwehr eher die Humanität der preußischen Sol¬
daten, als etwas Anderes.

aä 2. Auf den zweiten Passus läßt sich objectiv nur das Factum anführen,
daß die Schüsse aus den Fenstern der Stadt Trautenau in den Vormittags¬
stunden etwa zwischen 11 und 1 Uhr sielen, während das Gefecht für Preußen
bis gegen 3 Uhr vortrefflich stand.

Daß übrigens diese Beschuldigungen noch nicht von Andern widerlegt sind,
liegt wohl daran, daß die Schrift Herrn Dr. Nvths hier confiscire und daher
den Wenigsten bekannt sein dürfte.


Max Engelhardt, Stück. MI.


Kleine Chronik vom Reichstage.
3.
Die Generaldebatte des norddeutschen Reichstags über den Vcrfassuna.s-
entwnrf des norddeutschen Bundes.

Am L. März ist der erste Wassergang der Parteien in der großen Frage
bei überfüllten Tribünen geschehen. Fünf Stunden etiva dauerte die Verhand¬
lung, ihr Gesammteindruck war für alle Unbefangene ein günstiger. Dank der
Ablehnung eines Antrags, der die Borberathung des Entwurfs einem Ausschuß
überweisen und damit die Plcnarverhandlung um mehre Wochen verschoben
haben wollte, kam der Berathung auf Seiten der Betheiligten wie der Un-
beteiligten eine ungeschwächte Spannung und Theilnahme entgegen; kein Red¬
ner, der etwa mit halbfertigen Ansichten in den Ausschuß eingetreten wäre,


Grnijlwten I. 1867. 61
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[0487] Grenze; mithin konnte dieser Zustand nicht eingetreten sein. Falls aber wirk¬ lich einer oder der andere daraus hätte kommen können, so hätten die vielen, denen Recht und Wahrheit am Herzen lag. einen solchen Gedanken nicht auf¬ kommen lassen, einer solchen Erfindung keinen Beifall geschenkt. Wenn in Trautenau hin und wieder geplündert ist. hat die Stadt dieses Unglück lediglich sich selbst zuzuschreiben und der Erbitterung, die durch das wirtlich wahnsinnige Schießen das preußische Militär ergriffen hatte. Ich bin übrigens bei Plün¬ derungen nicht Augenzeuge gewesen. D.ih aber bei der ganzen Affaire nicht mehr als fünf Trautenauer ums Leben gekommen sind, bezeugt bei der gerecht¬ fertigten Aufregung solcher Nothwehr eher die Humanität der preußischen Sol¬ daten, als etwas Anderes. aä 2. Auf den zweiten Passus läßt sich objectiv nur das Factum anführen, daß die Schüsse aus den Fenstern der Stadt Trautenau in den Vormittags¬ stunden etwa zwischen 11 und 1 Uhr sielen, während das Gefecht für Preußen bis gegen 3 Uhr vortrefflich stand. Daß übrigens diese Beschuldigungen noch nicht von Andern widerlegt sind, liegt wohl daran, daß die Schrift Herrn Dr. Nvths hier confiscire und daher den Wenigsten bekannt sein dürfte. Max Engelhardt, Stück. MI. Kleine Chronik vom Reichstage. 3. Die Generaldebatte des norddeutschen Reichstags über den Vcrfassuna.s- entwnrf des norddeutschen Bundes. Am L. März ist der erste Wassergang der Parteien in der großen Frage bei überfüllten Tribünen geschehen. Fünf Stunden etiva dauerte die Verhand¬ lung, ihr Gesammteindruck war für alle Unbefangene ein günstiger. Dank der Ablehnung eines Antrags, der die Borberathung des Entwurfs einem Ausschuß überweisen und damit die Plcnarverhandlung um mehre Wochen verschoben haben wollte, kam der Berathung auf Seiten der Betheiligten wie der Un- beteiligten eine ungeschwächte Spannung und Theilnahme entgegen; kein Red¬ ner, der etwa mit halbfertigen Ansichten in den Ausschuß eingetreten wäre, Grnijlwten I. 1867. 61

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/487>, abgerufen am 25.07.2024.