Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.burger Schleuse ließen es die andern Bevollmächtigten nicht kommen. Nassaus Das Herzogthum Nassau mußte nicht hinlänglich das mit dem Vertrage Im Jahre 1843 und 1846 wurde" wirklich Seitens der nassauischen Re¬ 32*
burger Schleuse ließen es die andern Bevollmächtigten nicht kommen. Nassaus Das Herzogthum Nassau mußte nicht hinlänglich das mit dem Vertrage Im Jahre 1843 und 1846 wurde» wirklich Seitens der nassauischen Re¬ 32*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0417" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190576"/> <p xml:id="ID_1378" prev="#ID_1377"> burger Schleuse ließen es die andern Bevollmächtigten nicht kommen. Nassaus<lb/> Gründe hierzu waren wieder echt kleinstaatlich und man muß es dem geringen<lb/> Interesse namentlich Preußens an der ganzen schiffbaren Lahn, die nicht zwei<lb/> Meilen lang seine damalige Enclave Weimar durchschnitt, zuschreiben, baß sie<lb/> durchdringen konnten. Die Hauptausfuhr des nassauischen Eisensteins, der zu<lb/> 99 Procent die Lahnschiffc befrachtete, ging damals, wie zum Theil heute noch,<lb/> nach den Eisenwerken und Hochöfen an der Ruhr. Die Ruhr war damals schon<lb/> kanalisirt und von zahlreichen Transportkähnen befahren, die alle breiter waren'<lb/> als die bisher auf der Lahn üblichen. Diese Nuhrschiffe fuhren wohl auch ein¬<lb/> mal bis zur Mündung der Lahn und schlugen dann ihre Steinkohlen, die langsam<lb/> Eingang fanden, in dem rcichbewaldetcn Nassau in Lahnschiffc über. Und nun<lb/> wußte es Nassau durchzusehen, daß es seine Lahnschleuscn so enge bauen durfte,<lb/> daß ein Nuhrkahn dieselben nicht Passiren konnte, damit nicht etwa diese rührigen<lb/> Schiffer ihre Kohlen den Fluß hinaufbrächten und Eisenstein nacb ihrer Heimath<lb/> führten und so den nassauischeu Schiffern Concurrenz machten. Die kleinen<lb/> Lahnkähne waren zur Rhcinschiffahrt nicht wohl tauglich, es mochte auch keine<lb/> Gesellschaft den Casko versichern, und so mußte aller Transport an der Mün¬<lb/> dung der Lahn zum Umschlag in oder aus Rhcinschiffen gezwungen werden.<lb/> Der weitläufigste Theil des Vertrags handelt natürlich wieder von Steuern,<lb/> Zöllen und Schleusengeldern; sie sollten allerdings immer nur auf den fertig<lb/> gestellten Strecken erhoben werden, aber was ist ein Weg überhaupt werth,<lb/> dessen einzelne Theile durch unpassirbare Oeden von einander getrennt sind? —<lb/> und dieser Zustand dauerte noch ganze vierzehn Jahre.</p><lb/> <p xml:id="ID_1379"> Das Herzogthum Nassau mußte nicht hinlänglich das mit dem Vertrage<lb/> Bezweckte erreicht haben, oder waren Preußen und Hessen unzufrieden, so viel<lb/> gewährt zu haben, kurz der am 16. October 1844 geschlossene Vertrag kam erst<lb/> am 19. September 1843 zur Ratification und demnächst unteren 30. desselben<lb/> Monats zur öffentlichen Bekanntmachung. Ein Vertrag also, der die Handels¬<lb/> und Vcrkehrsintercssen dreier souveräner Staaten berührte, brauchte nach seinem<lb/> Abschluß uoch ein Jahr, um die landesherrliche Bestätigung zu erhalten und<lb/> in Ausführung zu kommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1380" next="#ID_1381"> Im Jahre 1843 und 1846 wurde» wirklich Seitens der nassauischen Re¬<lb/> gierung die Arbeiten begonnen, um überall in der Lahn die nöthige Tiefe her¬<lb/> zustellen und da wo dies wegen des starken Gefälles nicht möglich war durch<lb/> Stauung dxs Wassers zu heben und die Differenz der Wasserspiegel ober- und<lb/> unterhalb des Wehres durch Schleusen zu überwinden. Man suchte dem Fluß<lb/> überall ein gleichmäßiges Profil zu geben und baute längs der Ufer den Lein¬<lb/> pfad. Auch die hindernden Anlagen Privater, Mühlwchre und dergleichen wur¬<lb/> den nach Entschädigung der Besitzer entfernt. Aber man übereilte sich nicht<lb/> und baute jedes Jahr ein Stück je uach den Mitteln der Staatskasse, unbedacht,</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 32*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0417]
burger Schleuse ließen es die andern Bevollmächtigten nicht kommen. Nassaus
Gründe hierzu waren wieder echt kleinstaatlich und man muß es dem geringen
Interesse namentlich Preußens an der ganzen schiffbaren Lahn, die nicht zwei
Meilen lang seine damalige Enclave Weimar durchschnitt, zuschreiben, baß sie
durchdringen konnten. Die Hauptausfuhr des nassauischen Eisensteins, der zu
99 Procent die Lahnschiffc befrachtete, ging damals, wie zum Theil heute noch,
nach den Eisenwerken und Hochöfen an der Ruhr. Die Ruhr war damals schon
kanalisirt und von zahlreichen Transportkähnen befahren, die alle breiter waren'
als die bisher auf der Lahn üblichen. Diese Nuhrschiffe fuhren wohl auch ein¬
mal bis zur Mündung der Lahn und schlugen dann ihre Steinkohlen, die langsam
Eingang fanden, in dem rcichbewaldetcn Nassau in Lahnschiffc über. Und nun
wußte es Nassau durchzusehen, daß es seine Lahnschleuscn so enge bauen durfte,
daß ein Nuhrkahn dieselben nicht Passiren konnte, damit nicht etwa diese rührigen
Schiffer ihre Kohlen den Fluß hinaufbrächten und Eisenstein nacb ihrer Heimath
führten und so den nassauischeu Schiffern Concurrenz machten. Die kleinen
Lahnkähne waren zur Rhcinschiffahrt nicht wohl tauglich, es mochte auch keine
Gesellschaft den Casko versichern, und so mußte aller Transport an der Mün¬
dung der Lahn zum Umschlag in oder aus Rhcinschiffen gezwungen werden.
Der weitläufigste Theil des Vertrags handelt natürlich wieder von Steuern,
Zöllen und Schleusengeldern; sie sollten allerdings immer nur auf den fertig
gestellten Strecken erhoben werden, aber was ist ein Weg überhaupt werth,
dessen einzelne Theile durch unpassirbare Oeden von einander getrennt sind? —
und dieser Zustand dauerte noch ganze vierzehn Jahre.
Das Herzogthum Nassau mußte nicht hinlänglich das mit dem Vertrage
Bezweckte erreicht haben, oder waren Preußen und Hessen unzufrieden, so viel
gewährt zu haben, kurz der am 16. October 1844 geschlossene Vertrag kam erst
am 19. September 1843 zur Ratification und demnächst unteren 30. desselben
Monats zur öffentlichen Bekanntmachung. Ein Vertrag also, der die Handels¬
und Vcrkehrsintercssen dreier souveräner Staaten berührte, brauchte nach seinem
Abschluß uoch ein Jahr, um die landesherrliche Bestätigung zu erhalten und
in Ausführung zu kommen.
Im Jahre 1843 und 1846 wurde» wirklich Seitens der nassauischen Re¬
gierung die Arbeiten begonnen, um überall in der Lahn die nöthige Tiefe her¬
zustellen und da wo dies wegen des starken Gefälles nicht möglich war durch
Stauung dxs Wassers zu heben und die Differenz der Wasserspiegel ober- und
unterhalb des Wehres durch Schleusen zu überwinden. Man suchte dem Fluß
überall ein gleichmäßiges Profil zu geben und baute längs der Ufer den Lein¬
pfad. Auch die hindernden Anlagen Privater, Mühlwchre und dergleichen wur¬
den nach Entschädigung der Besitzer entfernt. Aber man übereilte sich nicht
und baute jedes Jahr ein Stück je uach den Mitteln der Staatskasse, unbedacht,
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