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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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morirvers gemacht haben > der ihn nebst Clam-Gallas unter den neutris auf
ein "as" anführt.

Die 140 Seiten des Staatshandbuchs, weiche mit Ludwigs- und Philipps--
Orden angefüllt sind, übergehen wir und wenden uns mit einem gewagten
Sprung sofort zu der "Verdienstmedaille für Wissenschaft, Kunst. Industrie und
Landwirthschaft", deren Vertheiluug uns einen Maßstab liefern kann für die
Culturmission dieses Kleinstaats. Laut Seite 146 bis 148 und 487 erfreuen
sich 42 Personen des Glücks, daß ihre Verdienste dura> Verleihung dieser Me¬
daille auch für den nicht Unterrichteten äußerlich erkennbar sind. Von diesen 42
Hessen-darmstädtischen Akademikern kommt etwa die eine Hälfte auf Industrie
und Landwirthschaft, die andere auf Kunst und Wissenschaft. Betrachten wir
uns die letztere. Wir finden hier fast nur Musiker und Mimen. Unter jenen
sind zu nennen: Musikdirector Mangold in Darmstadt, Concertmeister Müller
das.. Kapellmeister Marpurg in Sondershausen. Gounot in Paris, Musikalien¬
händler Bock in Berlin. Musikdirector Hering das., Kapellmeister Gustav Schmidt
in Leipzig, der pensionirte k. k. Hofkapellmeister Neuling ze. Unter den Mimen:
Feodor Löwe, Emil Devrient. Bogumil Dawison, Joseph Tichatschet, Albert
Niemann, der alte Gemahl in Weimar, Theodor Wachtel. Manuel Carrion in
Madrid und Franz Sieger.

Von wissenschaftlichen Größen finden wir in dem Verzeichnisse Niemanden.
Es müßte denn ein Herr Simon, Pfarrer in Ncichelstadt, ein Herr Hoffmeister.
Actuarius in Melsungen, ein Herr Schmidt, f. k. Hoftischler in Wie", dahin
zu rechnen sein, obgleich wir -- vielleicht zur Schande unserer Unwissenheit --
gestehen müssen, daß wir von deren.wissenschaftlichen Leistungen noch nichts ge¬
hört haben, auch sorgfältiger Nachforschung ungeachtet nichts in Erfahrung
bringen konnten. --

Vergleichen wir nun mit dem darmstädtische" das nassauische Staatshand¬
buch für 1866, so finden wir, daß das letztgenannte Herzogthum, obgleich nur
halb so groß, Proportionen nach Raum und Zeit, die ihm zugemessen waren,
in seiner Art noch thätiger und fleißiger war als erstgenannter Staat. Erst
der letzte Herzog von Nassau. Adolph der Erste und Letzte, hat wirkliche Orden
eingeführt. Die Stiftungsurkunde des "Nassauischen Hausordens vom goldenen
Löwen" (orcli-e an lion et'or cle la, waisoir no Mssiru), welcher nicht allein
Von Adolph als Haupt der nassau-walramschen, sondern auch von dem König
der Niederlande, Wilhelm dem Dritten, als Haupt der jünger", der nassau-
vttonischen Linie, unterzeichnet ist, datirt vom 16. März 18S8, und da der
Herzog Adolph am 1ö. Juli 1866 sein Land verlasse" und verloren hat, so
War ihm. was die Ordensverleihung anlangt, nur eine kurze Spanne Zeit
zugemessen, welche sich accurat auf 8 Jahre 3 Monate 4 Wochen und einen Tag
berechnet. Wenn nun auch die Opposition auf dem Landtage, der seit 1863


morirvers gemacht haben > der ihn nebst Clam-Gallas unter den neutris auf
ein „as" anführt.

Die 140 Seiten des Staatshandbuchs, weiche mit Ludwigs- und Philipps--
Orden angefüllt sind, übergehen wir und wenden uns mit einem gewagten
Sprung sofort zu der „Verdienstmedaille für Wissenschaft, Kunst. Industrie und
Landwirthschaft", deren Vertheiluug uns einen Maßstab liefern kann für die
Culturmission dieses Kleinstaats. Laut Seite 146 bis 148 und 487 erfreuen
sich 42 Personen des Glücks, daß ihre Verdienste dura> Verleihung dieser Me¬
daille auch für den nicht Unterrichteten äußerlich erkennbar sind. Von diesen 42
Hessen-darmstädtischen Akademikern kommt etwa die eine Hälfte auf Industrie
und Landwirthschaft, die andere auf Kunst und Wissenschaft. Betrachten wir
uns die letztere. Wir finden hier fast nur Musiker und Mimen. Unter jenen
sind zu nennen: Musikdirector Mangold in Darmstadt, Concertmeister Müller
das.. Kapellmeister Marpurg in Sondershausen. Gounot in Paris, Musikalien¬
händler Bock in Berlin. Musikdirector Hering das., Kapellmeister Gustav Schmidt
in Leipzig, der pensionirte k. k. Hofkapellmeister Neuling ze. Unter den Mimen:
Feodor Löwe, Emil Devrient. Bogumil Dawison, Joseph Tichatschet, Albert
Niemann, der alte Gemahl in Weimar, Theodor Wachtel. Manuel Carrion in
Madrid und Franz Sieger.

Von wissenschaftlichen Größen finden wir in dem Verzeichnisse Niemanden.
Es müßte denn ein Herr Simon, Pfarrer in Ncichelstadt, ein Herr Hoffmeister.
Actuarius in Melsungen, ein Herr Schmidt, f. k. Hoftischler in Wie», dahin
zu rechnen sein, obgleich wir — vielleicht zur Schande unserer Unwissenheit —
gestehen müssen, daß wir von deren.wissenschaftlichen Leistungen noch nichts ge¬
hört haben, auch sorgfältiger Nachforschung ungeachtet nichts in Erfahrung
bringen konnten. —

Vergleichen wir nun mit dem darmstädtische» das nassauische Staatshand¬
buch für 1866, so finden wir, daß das letztgenannte Herzogthum, obgleich nur
halb so groß, Proportionen nach Raum und Zeit, die ihm zugemessen waren,
in seiner Art noch thätiger und fleißiger war als erstgenannter Staat. Erst
der letzte Herzog von Nassau. Adolph der Erste und Letzte, hat wirkliche Orden
eingeführt. Die Stiftungsurkunde des „Nassauischen Hausordens vom goldenen
Löwen" (orcli-e an lion et'or cle la, waisoir no Mssiru), welcher nicht allein
Von Adolph als Haupt der nassau-walramschen, sondern auch von dem König
der Niederlande, Wilhelm dem Dritten, als Haupt der jünger», der nassau-
vttonischen Linie, unterzeichnet ist, datirt vom 16. März 18S8, und da der
Herzog Adolph am 1ö. Juli 1866 sein Land verlasse» und verloren hat, so
War ihm. was die Ordensverleihung anlangt, nur eine kurze Spanne Zeit
zugemessen, welche sich accurat auf 8 Jahre 3 Monate 4 Wochen und einen Tag
berechnet. Wenn nun auch die Opposition auf dem Landtage, der seit 1863


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/403>, abgerufen am 04.07.2024.