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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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gedockt sein "Historische Landschaften" von I. Braun, das die Aufgabe bat. die
erlesensten Theile der alte" Historie landschaftlich illusirirt in Scene zu setzen.
Auch K, Biedermann brachte "ach langer Pause eine Abschlagszahlung seines
"Deutschland im achtzehnten Jahrhundert", welche Literaturgeschichtlichcs enthält.

Bö" Monographien und Biographie" erwähne ich I. G. Gallois " Ge¬
schichte der Stadt Hamburg". "Lebensbild von Albert Knapp. Eigene Auf-
Zeichnungen, fortgeführt und beendigt vo" seinem Sohne I. Knapp"; "Friedrich
Heinrich Jacobis Leben. Dichten und Denken" von E. Zirngiebl, ein Beitrag
zur Geschichte der deutschen Literatur und Philosophie, zwei kleine Schriften
"Erinnerung an F. C. v. Savigny als Rechtslehrer, Staatsmann und Christ"
von M. A. v. Bethmann-Hollweg u"d " Eine Erinnerung an Barthold Georg
Niebuhr" von O. Mejer.

Die Kunstgeschichte hat einige interessante Neuigkeiten auszuweisen. Es
sind das zunächst die Anfänge zweier Werke des bekannten F. Bock "Karls des
Großen Pfalzkapelle und ihre Kunstschätze" und "Das monumentale Rheinland",
welches aulographischc Abbildungen der hervorragendsten Baudenkmale des Mittel¬
alters am Rhein und seinen Nebenflüssen bringen soll, Ernst aus'", Werth bringt
und criäuiert zwei Kunstdeiumälcr dy^aulinischer lind deutscher Arbeit des zehnten
Jahrhunderts, das Siegeskreuz der byzantinischen Kaiser Konstantinus des Sie¬
benten, Porphyrogenitus und Romanus des Zweiten und den Hirieustav des
Apostels Petrus, die im Dome zu Limburg a/L. aufbewahrt werden. H. Mithoff
hat die mittelalterlichen Künstler und Werkmeister Niedersachsens und West¬
falens lexikalisch dargestellt, während G. Th. Fechner "Die historischen Quellen
und Berhantlungen über die holbeinschc Madonna " monographisch zusammen¬
stellte und discutirte. T. Cohn eröffnet mit seiner "Mvscsgruppe von Rauch"
die bisher unbekannte Rubrik einer "jüdisch-wissenschaftlichen Kunststudie". Noch
erwähne ich, daß die von, Redacteur der ehemaligen Wiener Recensionen, Dr.
Carl v. Lützow, herausgegebene. mit zahlreiche" artistischen Beilage" ausgestattete
"Zeitschrift für bildende Kunst" trotz deS schwere" Anfangs im Kriegsjahre nicht
blos tapfer Stand gehalten hat, sondern ihren zweiten Jahrgang mit neuem
Aufschwünge beginnt........Auch Hermann Grimm hat fortgefahren, in einer zwei¬
ten Jahresfolge der periodischen Hefte "Ueber Künstler und Kunstwerke" seine
auserlesenen Gaben zu spenden. So scheint doch, wie sehr auch geklagt wird,
daß Mars die Stunde regiert, der Schönheitscultnö ungestört, in dem auch er
auf seine Weise von jeher sich ausgezeichnet.

Mit der Literaturgeschichte sind wir diesmal rascher fertig. Der Goethc-
kenncr Michael Bcrnays in Bonn veröffentlichte ein Schnftchcn "Ueber Kritik
und Geschickte des Goethescher Textes". Das Buch ist buchhändlerisch und
Utcrarisch höchst interessant; buchhändlerisch, weil es beweist, daß Göschen sich
einmal unerlaubterweise selbst nachdruckte und literarisch, weil es eine Menge


gedockt sein „Historische Landschaften" von I. Braun, das die Aufgabe bat. die
erlesensten Theile der alte» Historie landschaftlich illusirirt in Scene zu setzen.
Auch K, Biedermann brachte »ach langer Pause eine Abschlagszahlung seines
„Deutschland im achtzehnten Jahrhundert", welche Literaturgeschichtlichcs enthält.

Bö» Monographien und Biographie» erwähne ich I. G. Gallois „ Ge¬
schichte der Stadt Hamburg". „Lebensbild von Albert Knapp. Eigene Auf-
Zeichnungen, fortgeführt und beendigt vo» seinem Sohne I. Knapp"; „Friedrich
Heinrich Jacobis Leben. Dichten und Denken" von E. Zirngiebl, ein Beitrag
zur Geschichte der deutschen Literatur und Philosophie, zwei kleine Schriften
„Erinnerung an F. C. v. Savigny als Rechtslehrer, Staatsmann und Christ"
von M. A. v. Bethmann-Hollweg u»d „ Eine Erinnerung an Barthold Georg
Niebuhr" von O. Mejer.

Die Kunstgeschichte hat einige interessante Neuigkeiten auszuweisen. Es
sind das zunächst die Anfänge zweier Werke des bekannten F. Bock „Karls des
Großen Pfalzkapelle und ihre Kunstschätze" und „Das monumentale Rheinland",
welches aulographischc Abbildungen der hervorragendsten Baudenkmale des Mittel¬
alters am Rhein und seinen Nebenflüssen bringen soll, Ernst aus'», Werth bringt
und criäuiert zwei Kunstdeiumälcr dy^aulinischer lind deutscher Arbeit des zehnten
Jahrhunderts, das Siegeskreuz der byzantinischen Kaiser Konstantinus des Sie¬
benten, Porphyrogenitus und Romanus des Zweiten und den Hirieustav des
Apostels Petrus, die im Dome zu Limburg a/L. aufbewahrt werden. H. Mithoff
hat die mittelalterlichen Künstler und Werkmeister Niedersachsens und West¬
falens lexikalisch dargestellt, während G. Th. Fechner „Die historischen Quellen
und Berhantlungen über die holbeinschc Madonna " monographisch zusammen¬
stellte und discutirte. T. Cohn eröffnet mit seiner „Mvscsgruppe von Rauch"
die bisher unbekannte Rubrik einer „jüdisch-wissenschaftlichen Kunststudie". Noch
erwähne ich, daß die von, Redacteur der ehemaligen Wiener Recensionen, Dr.
Carl v. Lützow, herausgegebene. mit zahlreiche» artistischen Beilage» ausgestattete
„Zeitschrift für bildende Kunst" trotz deS schwere» Anfangs im Kriegsjahre nicht
blos tapfer Stand gehalten hat, sondern ihren zweiten Jahrgang mit neuem
Aufschwünge beginnt........Auch Hermann Grimm hat fortgefahren, in einer zwei¬
ten Jahresfolge der periodischen Hefte „Ueber Künstler und Kunstwerke" seine
auserlesenen Gaben zu spenden. So scheint doch, wie sehr auch geklagt wird,
daß Mars die Stunde regiert, der Schönheitscultnö ungestört, in dem auch er
auf seine Weise von jeher sich ausgezeichnet.

Mit der Literaturgeschichte sind wir diesmal rascher fertig. Der Goethc-
kenncr Michael Bcrnays in Bonn veröffentlichte ein Schnftchcn „Ueber Kritik
und Geschickte des Goethescher Textes". Das Buch ist buchhändlerisch und
Utcrarisch höchst interessant; buchhändlerisch, weil es beweist, daß Göschen sich
einmal unerlaubterweise selbst nachdruckte und literarisch, weil es eine Menge


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/281>, abgerufen am 23.12.2024.