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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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Schiffsmodellen. Die Kunstabtheilung enthält: 1) Das Museum für orna¬
mentale Kunst; 2) die Sculpturen britischer Künstler; 3) das Architckturmuscum;
4) die Bildergalerien britischer Künstler; S) die Bibliothek. Erwachsen ist dies
umfassende Ganze seit 1832 ans dem damals im Marlboroughhaus befindlichen,
theils aus bereits vorhandenem Besitz, theils gelegentlich der großen Ausstellung
gemachten neuern Antciuscu gebildeten "Museum für ornamentale Kunst", durch
großartige Erwerbungen seitens der Regierung, die mit Energie und Consequenz
von den tüchtigsten, kundigsten Männern betrieben wurden. Im Verein mit nicht
minder großartigen Schenkungen oft ganzer kostbarer Sammlungen seitens
patriotischer gcmcinsinuiger Privaten reichte es bald genug über seine" ursprüng¬
lichen Bestimmungsplan gewaltig hinaus, vertauschte 18S7 sein bisheriges Haus
mit den sehr passend eingerichteten Legalitäten in Südkensiugton und erweiterte
den Kreis seiner Wirkungen aus die Bildung der Bevölkerung dadurch, daß es
seit jener Zeit auch bei Abend den Zutritt gewährte. Zu seinen unabsehbarer
Schätzen jeder Art sind neuerdings noch als höchster Schmuck die sieben ehemals
in Hamptoncvurt bewahrten rafaclischeu Cartons zu den Tapeten im Vatican
gekommen und sehr wahrscheinlich steht die Aufnahme der ganzen herrlichen
"Nationalgalcric" in dieses Museum in nicht zu ferner Aussicht.

Eine ganz eigenthümliche Einrichtung ist die ebenda veranstaltete perio¬
dische Ausstellung kostbarer Privatsanunlungen bestimmter Kunst- oder Kunstge-
werbe-Fächer, welche von den Besitzern oft für mehre Monate hcrgelieh.er
werden, und die den Reiz wie die bildende und lehrende Kraft dieses Museums
aufs höchste zu steigern geeignet ist.

Für den Erfolg der nun auch bei uns begonnenen Agitation zur Herbei¬
führung ähnlicher Einrichtungen ist Dr. Schwabcs Arbeit von großer Wichtig¬
keit. Man findet in ihr alles Material des Erfahrungsbereiches in reicher Fülle
und wohl geordnet beisammen, und kau" aus ihm die genaue Erkenntniß des
zu erstrebenden Zieles schöpfen, durch die derartige" Bestrebungen erst jene prak¬
tische Wirkungsfähigkeit erwächst, welche die allgemeine vorschwebende schöne
Idee ihnen schwerlich zu verleihen vermag.




Schiffsmodellen. Die Kunstabtheilung enthält: 1) Das Museum für orna¬
mentale Kunst; 2) die Sculpturen britischer Künstler; 3) das Architckturmuscum;
4) die Bildergalerien britischer Künstler; S) die Bibliothek. Erwachsen ist dies
umfassende Ganze seit 1832 ans dem damals im Marlboroughhaus befindlichen,
theils aus bereits vorhandenem Besitz, theils gelegentlich der großen Ausstellung
gemachten neuern Antciuscu gebildeten „Museum für ornamentale Kunst", durch
großartige Erwerbungen seitens der Regierung, die mit Energie und Consequenz
von den tüchtigsten, kundigsten Männern betrieben wurden. Im Verein mit nicht
minder großartigen Schenkungen oft ganzer kostbarer Sammlungen seitens
patriotischer gcmcinsinuiger Privaten reichte es bald genug über seine» ursprüng¬
lichen Bestimmungsplan gewaltig hinaus, vertauschte 18S7 sein bisheriges Haus
mit den sehr passend eingerichteten Legalitäten in Südkensiugton und erweiterte
den Kreis seiner Wirkungen aus die Bildung der Bevölkerung dadurch, daß es
seit jener Zeit auch bei Abend den Zutritt gewährte. Zu seinen unabsehbarer
Schätzen jeder Art sind neuerdings noch als höchster Schmuck die sieben ehemals
in Hamptoncvurt bewahrten rafaclischeu Cartons zu den Tapeten im Vatican
gekommen und sehr wahrscheinlich steht die Aufnahme der ganzen herrlichen
„Nationalgalcric" in dieses Museum in nicht zu ferner Aussicht.

Eine ganz eigenthümliche Einrichtung ist die ebenda veranstaltete perio¬
dische Ausstellung kostbarer Privatsanunlungen bestimmter Kunst- oder Kunstge-
werbe-Fächer, welche von den Besitzern oft für mehre Monate hcrgelieh.er
werden, und die den Reiz wie die bildende und lehrende Kraft dieses Museums
aufs höchste zu steigern geeignet ist.

Für den Erfolg der nun auch bei uns begonnenen Agitation zur Herbei¬
führung ähnlicher Einrichtungen ist Dr. Schwabcs Arbeit von großer Wichtig¬
keit. Man findet in ihr alles Material des Erfahrungsbereiches in reicher Fülle
und wohl geordnet beisammen, und kau» aus ihm die genaue Erkenntniß des
zu erstrebenden Zieles schöpfen, durch die derartige» Bestrebungen erst jene prak¬
tische Wirkungsfähigkeit erwächst, welche die allgemeine vorschwebende schöne
Idee ihnen schwerlich zu verleihen vermag.




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[0238] Schiffsmodellen. Die Kunstabtheilung enthält: 1) Das Museum für orna¬ mentale Kunst; 2) die Sculpturen britischer Künstler; 3) das Architckturmuscum; 4) die Bildergalerien britischer Künstler; S) die Bibliothek. Erwachsen ist dies umfassende Ganze seit 1832 ans dem damals im Marlboroughhaus befindlichen, theils aus bereits vorhandenem Besitz, theils gelegentlich der großen Ausstellung gemachten neuern Antciuscu gebildeten „Museum für ornamentale Kunst", durch großartige Erwerbungen seitens der Regierung, die mit Energie und Consequenz von den tüchtigsten, kundigsten Männern betrieben wurden. Im Verein mit nicht minder großartigen Schenkungen oft ganzer kostbarer Sammlungen seitens patriotischer gcmcinsinuiger Privaten reichte es bald genug über seine» ursprüng¬ lichen Bestimmungsplan gewaltig hinaus, vertauschte 18S7 sein bisheriges Haus mit den sehr passend eingerichteten Legalitäten in Südkensiugton und erweiterte den Kreis seiner Wirkungen aus die Bildung der Bevölkerung dadurch, daß es seit jener Zeit auch bei Abend den Zutritt gewährte. Zu seinen unabsehbarer Schätzen jeder Art sind neuerdings noch als höchster Schmuck die sieben ehemals in Hamptoncvurt bewahrten rafaclischeu Cartons zu den Tapeten im Vatican gekommen und sehr wahrscheinlich steht die Aufnahme der ganzen herrlichen „Nationalgalcric" in dieses Museum in nicht zu ferner Aussicht. Eine ganz eigenthümliche Einrichtung ist die ebenda veranstaltete perio¬ dische Ausstellung kostbarer Privatsanunlungen bestimmter Kunst- oder Kunstge- werbe-Fächer, welche von den Besitzern oft für mehre Monate hcrgelieh.er werden, und die den Reiz wie die bildende und lehrende Kraft dieses Museums aufs höchste zu steigern geeignet ist. Für den Erfolg der nun auch bei uns begonnenen Agitation zur Herbei¬ führung ähnlicher Einrichtungen ist Dr. Schwabcs Arbeit von großer Wichtig¬ keit. Man findet in ihr alles Material des Erfahrungsbereiches in reicher Fülle und wohl geordnet beisammen, und kau» aus ihm die genaue Erkenntniß des zu erstrebenden Zieles schöpfen, durch die derartige» Bestrebungen erst jene prak¬ tische Wirkungsfähigkeit erwächst, welche die allgemeine vorschwebende schöne Idee ihnen schwerlich zu verleihen vermag.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/238>, abgerufen am 24.07.2024.