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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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Zwischen 300 Thaler und 400 Thäler haben 46 Stellen,
- 400 - " S00 > 30 "
Ueber 600 - 27

Unter den letztgedachten ist das Durchschnittseinkommen 691 Thaler und
das höchste Einkommen hat die Schulstelle im Dorfe Bingnm mit jährlich 877
Thaler. Das sind die inventarmässigcn Einkommenbcträge; in Wirklichkeit ist
indeß die Einnahme noch höher.

Bei Jnvcntarisirung des Einkommens ist nämlich principmäßig nur ein
E>trag angenommen, auf den stets unter allen Umständen mit Sicherheit zu
rechnen war. Es ist bei Einkommen aus Grundbesitz sowohl, wie bei Berech¬
nung des Schulgeldes, der aus einer längeren Reihe von Jahren gezogene
Durchschnitt als maßgebend angenommen, so daß, da die Grunderträge stets
steigen und mit der zunehmenden Bevölkerung auch die Schullinderzahl und
somit das Schulgeld wächst, die Einnahmen fast sämmtlicher Schulstellen schon
jetzt zum Theil nicht unerheblich mehr betragen, als das Inventar besagt.
Weniger bringt sicher keine Stelle auf.

Außer den im Obigen gegebenen Einnahmen nun haben 270 Stellen freie
Wohnung meist mit Garten, dessen Ertrag in obigem Einkommen ebenfalls
nicht mit enthalten ist; die übrigen 73 Stellen erhalten eine Micthcntschädigung,
die nach den Behältnissen des O>es verschieden bemessen ist, nie aber unter
15 Thaler beträgt.

Außer den 343 festen Schulstellen fungiren in der Provinz noch zwischen
80 und 90 Hilfslehrer, die nicht definitiv angestellt, bei Krankheit oder Behinde-
rung eines Lehrers dessen Dienst interimistisch wahrnehmen, oder bei Ueberfül-
lung einer Schnlclasse eine Abtheilung derselben unterrichten ober sonst älteren
Lehrern zur Hand gehen. Die Zahl dieser Gchilscnstcllen ist natürlich nicht
constant.

Der höchste Gehalt beträgt etwa 250 Thaler; die durchschnittliche Einnahme
aber besteht nur in 80--100 Thalern neben freier Station.

Bedenkt man nnn, daß irgend brauchbare junge Leute fast ausnahmslos
sofort nach Ablegung ihres Gehilfcnexamens eine Hiifslchrerstelle, und nach der
Hauvipnifnng, die der Bollendnng des meist benutzten aber nicht nothwendigen
SeminarcurseS ans dem Fuße folgt, eine feste Anstellung erhalten, daß sie mit
verhältnißmäßig geringem Kostenaufwande, zumal Stipendien für Aermere un¬
schwer zu erwerben sind, die nöthige Borbildung erlangen können, daß die jungen
Lehrer also meist im Beginn der zwanziger Jahre eine feste Einnahme von reich¬
lich 1S0 Thalem neben freier Wohnung zu genießen haben und dabei die
sichere Aussicht, früher oder später auf 3--400 Thaler zu steigen, neben der
Möglichkeit, erheblich höher kommen zu können -- und, da 67 Stellen, also
ein volles Sechstheil aller Stellen, über 400 Thaler Einnahme haben, ist diese


Zwischen 300 Thaler und 400 Thäler haben 46 Stellen,
- 400 - » S00 > 30 »
Ueber 600 - 27

Unter den letztgedachten ist das Durchschnittseinkommen 691 Thaler und
das höchste Einkommen hat die Schulstelle im Dorfe Bingnm mit jährlich 877
Thaler. Das sind die inventarmässigcn Einkommenbcträge; in Wirklichkeit ist
indeß die Einnahme noch höher.

Bei Jnvcntarisirung des Einkommens ist nämlich principmäßig nur ein
E>trag angenommen, auf den stets unter allen Umständen mit Sicherheit zu
rechnen war. Es ist bei Einkommen aus Grundbesitz sowohl, wie bei Berech¬
nung des Schulgeldes, der aus einer längeren Reihe von Jahren gezogene
Durchschnitt als maßgebend angenommen, so daß, da die Grunderträge stets
steigen und mit der zunehmenden Bevölkerung auch die Schullinderzahl und
somit das Schulgeld wächst, die Einnahmen fast sämmtlicher Schulstellen schon
jetzt zum Theil nicht unerheblich mehr betragen, als das Inventar besagt.
Weniger bringt sicher keine Stelle auf.

Außer den im Obigen gegebenen Einnahmen nun haben 270 Stellen freie
Wohnung meist mit Garten, dessen Ertrag in obigem Einkommen ebenfalls
nicht mit enthalten ist; die übrigen 73 Stellen erhalten eine Micthcntschädigung,
die nach den Behältnissen des O>es verschieden bemessen ist, nie aber unter
15 Thaler beträgt.

Außer den 343 festen Schulstellen fungiren in der Provinz noch zwischen
80 und 90 Hilfslehrer, die nicht definitiv angestellt, bei Krankheit oder Behinde-
rung eines Lehrers dessen Dienst interimistisch wahrnehmen, oder bei Ueberfül-
lung einer Schnlclasse eine Abtheilung derselben unterrichten ober sonst älteren
Lehrern zur Hand gehen. Die Zahl dieser Gchilscnstcllen ist natürlich nicht
constant.

Der höchste Gehalt beträgt etwa 250 Thaler; die durchschnittliche Einnahme
aber besteht nur in 80—100 Thalern neben freier Station.

Bedenkt man nnn, daß irgend brauchbare junge Leute fast ausnahmslos
sofort nach Ablegung ihres Gehilfcnexamens eine Hiifslchrerstelle, und nach der
Hauvipnifnng, die der Bollendnng des meist benutzten aber nicht nothwendigen
SeminarcurseS ans dem Fuße folgt, eine feste Anstellung erhalten, daß sie mit
verhältnißmäßig geringem Kostenaufwande, zumal Stipendien für Aermere un¬
schwer zu erwerben sind, die nöthige Borbildung erlangen können, daß die jungen
Lehrer also meist im Beginn der zwanziger Jahre eine feste Einnahme von reich¬
lich 1S0 Thalem neben freier Wohnung zu genießen haben und dabei die
sichere Aussicht, früher oder später auf 3—400 Thaler zu steigen, neben der
Möglichkeit, erheblich höher kommen zu können — und, da 67 Stellen, also
ein volles Sechstheil aller Stellen, über 400 Thaler Einnahme haben, ist diese


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[0184] Zwischen 300 Thaler und 400 Thäler haben 46 Stellen, - 400 - » S00 > 30 » Ueber 600 - 27 Unter den letztgedachten ist das Durchschnittseinkommen 691 Thaler und das höchste Einkommen hat die Schulstelle im Dorfe Bingnm mit jährlich 877 Thaler. Das sind die inventarmässigcn Einkommenbcträge; in Wirklichkeit ist indeß die Einnahme noch höher. Bei Jnvcntarisirung des Einkommens ist nämlich principmäßig nur ein E>trag angenommen, auf den stets unter allen Umständen mit Sicherheit zu rechnen war. Es ist bei Einkommen aus Grundbesitz sowohl, wie bei Berech¬ nung des Schulgeldes, der aus einer längeren Reihe von Jahren gezogene Durchschnitt als maßgebend angenommen, so daß, da die Grunderträge stets steigen und mit der zunehmenden Bevölkerung auch die Schullinderzahl und somit das Schulgeld wächst, die Einnahmen fast sämmtlicher Schulstellen schon jetzt zum Theil nicht unerheblich mehr betragen, als das Inventar besagt. Weniger bringt sicher keine Stelle auf. Außer den im Obigen gegebenen Einnahmen nun haben 270 Stellen freie Wohnung meist mit Garten, dessen Ertrag in obigem Einkommen ebenfalls nicht mit enthalten ist; die übrigen 73 Stellen erhalten eine Micthcntschädigung, die nach den Behältnissen des O>es verschieden bemessen ist, nie aber unter 15 Thaler beträgt. Außer den 343 festen Schulstellen fungiren in der Provinz noch zwischen 80 und 90 Hilfslehrer, die nicht definitiv angestellt, bei Krankheit oder Behinde- rung eines Lehrers dessen Dienst interimistisch wahrnehmen, oder bei Ueberfül- lung einer Schnlclasse eine Abtheilung derselben unterrichten ober sonst älteren Lehrern zur Hand gehen. Die Zahl dieser Gchilscnstcllen ist natürlich nicht constant. Der höchste Gehalt beträgt etwa 250 Thaler; die durchschnittliche Einnahme aber besteht nur in 80—100 Thalern neben freier Station. Bedenkt man nnn, daß irgend brauchbare junge Leute fast ausnahmslos sofort nach Ablegung ihres Gehilfcnexamens eine Hiifslchrerstelle, und nach der Hauvipnifnng, die der Bollendnng des meist benutzten aber nicht nothwendigen SeminarcurseS ans dem Fuße folgt, eine feste Anstellung erhalten, daß sie mit verhältnißmäßig geringem Kostenaufwande, zumal Stipendien für Aermere un¬ schwer zu erwerben sind, die nöthige Borbildung erlangen können, daß die jungen Lehrer also meist im Beginn der zwanziger Jahre eine feste Einnahme von reich¬ lich 1S0 Thalem neben freier Wohnung zu genießen haben und dabei die sichere Aussicht, früher oder später auf 3—400 Thaler zu steigen, neben der Möglichkeit, erheblich höher kommen zu können — und, da 67 Stellen, also ein volles Sechstheil aller Stellen, über 400 Thaler Einnahme haben, ist diese

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/184>, abgerufen am 26.07.2024.